Die erste hochtechnologisierte Mini-Herz-Pumpe wurde am AKH Wien implantiert. Der Rotor der Pumpe schwebt in einem Magnetfeld. Die neue Technik soll Transplantationen künftig ersetzen.
Vor zirka einem Jahr konnte sich Georgi Petkov nicht mehr alleine die Schuhe zubinden und maximal 100 Meter am Stück gehen. Arien zu singen musste der Opernsänger bleiben lassen. "Heute schaffe ich fünf Kilometer und seit einigen Tagen trainiere ich wieder meine Stimme", freut er sich jetzt. Ende März wurde dem 48-jährigen am AKH Wien die weltweit erste hochtechnologische Mini-Herzpumpe implantiert. Das hat ihm nach einer nicht auskurierten Herzmuskelentzündung das Leben gerettet.
In der Schwebe
145 Gramm schwer, zirka fünf Zentimeter groß und ein Volumen von 50 ml - das sind die Eckdaten des Titan-Gerätes der amerikanischen Firma "Heartware": "Diese Pumpe hat zwei Vorteile. Erstens ist sie besonders klein, daher auch für Kinder oder Frauen geeignet. Zweitens macht es die neuartige Technologie möglich, dass die Pumpe für fünf bis zehn Jahre verschleißfrei im Körper bleibt", betont Georg Wieselthaler von der Abteilung für Herz-Thorax-Chirurgie an der Medizinischen Universitätsklinik am AKH Wien, der zwei Jahre lang in den USA an der Entwicklung mitgearbeitet hat.
Das Besondere: "Der Rotor der Zentrifugalpumpe schwebt berührungslos in einem passiven Magnetfeld", erklärt der Herz-Spezialist und fügt hinzu: "Der Rotor berührt niemals die Wand des Pumpgehäuses, selbst wenn die Pumpe irgendwo aufschlägt."
Heinrich Schima vom Zentrum für Biomedizinische Technik und Physik und Wieselthaler entwickelten Regelungen für Pumpen, die sich an den physischen Bedarf anpassen. Schima erklärt, was das bedeutet: "Die Pumpe läuft konstant, sie passt den veränderten Blutfluss - etwa beim Sport oder in Stresssituationen - automatisch an".
Patienten, die Pumpen nach diesem Prinzip erhielten, waren danach weitaus leistungsfähiger: "Der Südturm des Stephansdoms mit seinen 69 Metern oder 343 Stufen war kein Problem mehr."
Einen Nachteil, den derzeit noch alle diese Pumpen haben, sind die externe Batterie und das Kontrollgerät in der Größe einer Zigarettenschachtel. Beide liegen - noch - außerhalb des Körpers. "Die nächste Generation der Pumpen", so Wieselthaler, "wird noch kleiner sein - nämlich nur mehr so groß wie das Endglied des kleinen Fingers."
Bislang habe man dafür Pumpen eingesetzt, die mit zirka 20 Watt Strom betrieben wurden. Die Mini-Herzpumpe kommt mit etwa drei bis fünf Watt aus. Das heißt, die Lebensdauer der Batterie ist bedeutend länger.
Eine mögliche Alternative
Die Herzinsuffizienz, also Herzversagen, gilt als die Todesursache Nummer eins in der westlichen Welt. "Herzpumpen haben den Sinn, das versagende kranke Herz eines Patienten zu unterstützen oder zu ersetzen", sagt Wieselthaler.
Erschienen in "Kleine Zeitung" vom 20.05.2006 | Seite: 40