Ausgezeichnet" geht es der 30-jährigen Kärntnerin Christine Amenitsch: Sie litt an einer vererbten Herzschwäche und erhielt im Februar am Wiener AKH ein Spenderherz. Bereits fünf Tage nach dem Eingriff radelte sie am Ergometer. Das Besondere: Sie ist die erste Österreicherin, der ein Herz in warmem, schlagendem Zustand eingepflanzt wurde. Möglich machte dies das "Organ Care System" (OCS) der US-Firma TransMedics. Die Medizinische Universität Wien ist mit dem AKH eines von sechs Zentren in Europa, das für eine Studie das System erstmals einsetzt. Weltweit wurden damit seit 2006 erst 26 Operationen durchgeführt.
Derzeit werden Transplantationsorgane in eisgekühltem, blutleeren Zustand transportiert. Univ.-Prof. Andreas Zuckermann, Leiter des AKH-Herz-Transplantations-Programms: "Die zeitliche Obergrenze für einen Transport im blutleeren Zustand liegt derzeit bei zirka vier Stunden - vom Abtrennen bis zum Anschluss an den Kreislauf des Patienten." Je länger der kalte Transport dauert, umso größer die Gefahr einer Organschädigung.
Anders bei dem neuen System: Das Herz kommt in eine durchsichtige, sterile Kammer, die Temperatur (ca. 34° Celsius) und Feuchtigkeit regelt. Gleichzeitig wird ein Liter sauerstoffangereichertes Blut durch das Herz gepumpt.
Längere Transportzeit
"Das Organ funktioniert weiter", sagt Zuckermann: "Die Bedingungen in dem Gerät sind jenen im Körper sehr ähnlich, deshalb ist auch ein längerer Transport möglich." Die bis jetzt längste Transportzeit lag bei 6,5 Stunden, in Tierversuchen bei bis zu zehn Stunden.
Zuckermann: "Wir haben schon eine zweite Transplantation so durchgeführt. Dabei war das Spenderherz 5,5 Stunden in der Maschine. Hätten wir dieses System nicht gehabt, hätten wir dieses Organ nicht verwenden können."
Österreich liegt zwar bei der Zahl der Organspender im Spitzenfeld. Doch bei den Herztransplantationen gibt es einen deutlichen Rückgang. Univ.-Prof. Ernst Wolner, Leiter der Herz- und Thoraxchirurgie am Wiener AKH: "Die Spender werden immer älter. Leber und Nieren können oft verwendet werden, doch das Herz müssen wir häufig wegen verengter Gefäße oder den Folgen von Bluthochdruck ablehnen."
Bereits 75 Prozent der angebotenen Spenderherzen können nicht genützt werden. Bei 30 Prozent der ausländischen Organe liegt es allerdings nur an der zu langen Transportzeit. "Wir gehen davon aus, dass wir mit dem OCS-Gerät jährlich 20 bis 25 Herzen mehr transplantieren könnten", so Zuckermann: "Ein Vorteil ist auch, dass wir den Zustand des Organs permanent überwachen können." Durch die Infusion von Medikamenten könnte die Funktion von "grenzwertigen Spenderherzen" verbessert werden. Zuckermann: "Zehn Jahre nach einer Transplantation leben noch 70 Prozent der Empfänger. Wir erwarten, dass das neue System diesen Prozentsatz weiter erhöht."
Erschienen in "Kurier" vom 13.03.2007 | Seite: 17