Die Medizinische Universität Wien und das AKH Wien blicken auf 25 Jahre Herztransplantation zurück. Nicht weniger als 1138 PatientInnen wurden in diesem Zeitraum operiert. Zwischen 30 und 50 Personen profitieren hier jedes Jahr von einer Herztransplantation. Wien zählt damit zu den renommiertesten Zentren und hat sich seit der ersten Wiener Herztransplantation 1984 durch
das Team von Axel Laczkovics, Ernst Wolner und Hermann Kassal zu
einem der erfolgreichsten Programme weltweit entwickelt. Doch nicht
nur die Transplantationsfrequenz des Wiener Teams rund um Professor
Zuckermann ist hoch.
Die Anzahl an Behandlungserfolgen wurde durch laufende
Verbesserung der chirurgischen Technik, postoperativen Betreuung und
Therapie, größere Erfahrung und durch Innovationsgeist kontinuierlich
gesteigert. Damit rangiert Wien mit Topzentren wie Columbia (New
York), Stanford, Cleveland Clinic und Pittsburgh im internationalen
Spitzenfeld. Das Früh-Überleben liegt mittlerweile bei 95 Prozent.
Sieben von zehn PatientInnen leben mit ihrem neuen Herzen noch über
zehn Jahre, obwohl auch das Alterslimit zum Zeitpunkt des Eingriffs
von 55 auf 70 Jahre angehoben wurde.
Eine retrospektive Analyse hat gezeigt, dass PatientInnen mit über
60 und 65 Jahren gleiche Langzeitüberlebensraten haben wie jüngere
PatientInnen und gleichzeitig die neu geschaffene Lebensqualität
steigt. Auch die Konzentration auf eingeschränkte, transplantierbaren
PatientInnengruppen konnten die Wiener SpezialistInnen im Laufe der
Jahre durch begleitende Maßnahmen erfolgreich erweitern. So werden
heute an der Wiener Uniklinik im AKH Wien Menschen mit
insulinpflichtiger Diabetes genauso erfolgreich transplantiert wie
PatientInnen mit chronischem Nierenversagen, bei denen eine
kombinierte Herz-Nieren-Transplantation vorgenommen wird.
Abstoßungsgefahr gebannt
Akute Abstoßungen haben heute viel von ihrem Schrecken verloren.
Durch engmaschig eingesetzte Diagnoseverfahren und moderne
immunsuppresive Therapien, bei denen durch künstliche Schwächung der
Abwehr Abstoßungsreaktionen umgangen werden, sterben PatientInnen
heute praktisch nicht mehr an einer Abstoßung. Auch die
Nebenwirkungen konnten durch moderne Behandlungsmethoden eingedämmt
werden. Einen wichtigen Durchbruch brachte dabei der Einsatz von
Mycophenolate-Motefil, Tacrolimus oder Rapamycin, eine neue
Generation von immunsuppresiven Medikamenten mit verbesserten Wirkung
ein, der weltweit von der Wiener Gruppe mit angeführt wurde. Heute
nimmt die MedUni Wien in der Entwicklung therapeutischer Protokolle
der Immunsuppression einen Spitzenplatz in der
Transplantationsgemeinschaft ein.
Miniherzpumpe aus Wien
Ein Ergebnis des Wiener Know-Hows und Innovationsgeistes ist auch
die an der MedUni Wien von einem Team rund um Professor Georg
Wieselthaler entwickelte Miniherzpumpe, die 2006 weltweit erstmals in
Wien verpflanzt wurde. Die Innovation wird einerseits bei
PatientInnen mit fixierter pulmonaler Hypertonie anstelle einer
Transplantation eingesetzt, andererseits können Wartezeiten auf eine
Transplantation effizient überbrückt werden oder physisch geschwächte
PatientInnen für den Eingriff aufgebaut werden. Einen weiteren
Meilenstein verbuchte die Wiener Herzchirurgie im Februar 2007 durch
den Einsatz des "Organ Care System". Dieses Gerät ermöglicht es,
Herzen in fast normaler Umgebung, also durchblutet und schlagend, zu
transportieren und gleichzeitig seine Qualität zu überprüfen. Unter
Leitung von Professor Andreas Zuckermann war die Uniklinik Wien das
fünfte Zentrum weltweit, das einen solchen Eingriff erfolgreich
durchführte.
Neue Forschungsimpulse
Die aktuellen Forschungen der Wiener Herzspezialisten
konzentrieren sich einerseits auf die Optimierung der Frühfunktion
des Spenderherzens. Andererseits wird an der Minimierung von
Langzeitkomplikationen, wie Nierenversagen, Tumore (vor allem
Hauttumore) und Erkrankungen des Spenderherzens geforscht. Darüber
hinaus bieten mechanische Unterstützungen wie die Wiener
Miniherzpumpe neue Alternativen zur Transplantation. Professor
Zuckermann dazu: "Wir arbeiten an Herzpumpen, die statt einer
Transplantation verwendet werden können und gleichzeitig an
Möglichkeiten, die Immunsuppression nach der Transplantation auf ein
Minimum zu senken." Neue Impulse für die Wiener Erfolgsstory sind im
Rahmen eines Jubiläums-Symposiums am 19. März in Wien zu erwarten.
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen
Universität Wien: "Wir haben in unserem nächsten Entwicklungsplan die
Transplantationen als einen der klinischen integrativen
Forschungsprogramme gewählt. In den letzten Jahren haben sich die
klinischen Programme der Leber-, Herz-, Lungen- und
Nierentransplantation auf hohem Standard weiterentwickelt, Wien ist
Standort für zahlreiche Projekte der Arzneimittelforschung im
Rahmen der Transplantation." Und Schütz nicht ohne Stolz: "Die Basis
jeder klinischen Forschung ist ein kontinuierlich hoher, sogar
steigender Standard der Ergebnisse. So konnte kürzlich im Bereich der
Herztransplantation eine 93%ige Überlebensrate nach
Herztransplantationen ausgewiesen werden, die im Vergleich zum
Eurotransplant Durchschnitt um 15-20% höher liegt als die der
Vergleichsländer."
Die Wiener Gesundheitsstadträtin Maga Sonja Wehsely ist stolz
darauf, dass die PatientInnen am AKH Wien diese europaweit beste
medizinisch Versorgung bekommen: "Die positive Entwicklung auf dem
Gebiet der Herztransplantationen in Wien zeigt, dass hier
Spitzenmedizin für alle Menschen geboten wird, unabhängig von
Einkommen, Geschlecht, Alter und Herkunft. Dafür hat die Stadt Wien
auch Anstrengungen unternommen, damit die Kapazitäten im Bereich der
Herz-Thorax-Chirurgie weiter ausgebaut werden konnten, zum Wohl der
Lebensqualität der WienerInnen." Wenn vom europaweiten System
EURO-Transplant Ersatzorgane angeboten werden, wird am AKH Wien zu
jeder Tages- und Nachtzeit operiert. Außerdem werden jährlich rund
400 PatientInnen nach einer Herztransplantation am AKH Wien
nachbetreut, das entspricht rund 3.000 Ambulanzbesuchen.
Univ. Prof. Dr. Günther Laufer, soeben berufener Professor für
Herzchirurgie: "Die MUW und das AKH Wien sind eines der größten
Transplantationszentren der Welt und das größte Zentrum in
Österreich. Die Fallzahlen und die Ergebnisse der HTX an der MUW/AKH
liegen im internationalen Spitzenfeld." Und der neue Leiter der
Abteilung für Herz-Thorax Chirurgie weiter: "Unter der Führung des
bereichsleitenden Oberarztes Prof. Dr. Andreas Zuckermann sind
international vernetzte klinische Forschungsprojekte initiiert worden
mit Schwerpunkt Immunsuppression nach HTX und Organkonservierung mit
Perfusionsmaschinen."
Webtipp: www.meduniwien.ac.at/htx
Medizinische Universität Wien - Kurzprofil
Seit 1. Jänner 2004 agiert die Medizinische Universität Wien
(Vormals Medizinische Fakultät an der Universität Wien, gegründet
1365) in universitärer Autonomie und Selbstverwaltung. Mit rund 5.500
Mitarbeitern ist sie die größte Forschungseinrichtung in Österreich -
31 Kliniken und Klinische Institute am Wiener Allgemeinen Krankenhaus
und 12 medizintheoretische Zentren unterstreichen die Rolle der
Medizinischen Universität Wien im internationalen Umfeld.
Erschienen auf GMX.at am 18.3.2009