Eine neue Entwicklung aus den USA könnte eine deutliche Erleichterung bei der Abwicklung von Herztransplantationen bringen. Das "Organ Care System" erlaubt den Transport des schlagenden Spenderorgans statt im Ruhezustand in einer Kühlbox. Damit wird die Zeit mangelnder Sauerstoffversorgung stark reduziert, die Transportwege können länger werden.
Gestern wurde das System, das derzeit an der Klinischen Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie am Wiener AKH erprobt wird, vorgestellt. Am 6. Februar erhielt auf diese Weise im Rahmen einer optimal verlaufenen Operation die 30-jährige Kärntnerin Christine Amenitsch ein "neues" Herz. Die Frau hatte an einer vererbbaren Herz- insuffizienz gelitten. "Mir geht es nach der Operation ausgezeichnet. Es ist kein Vergleich zu meinem Zustand vor der Transplantation." Seit dem fünften Tag nach dem Eingriff radelt die Kärntnerin schon am Ergometer. Herzinsuffizienz betrifft rund 160.000 Österreicher. Pro Jahr sterben daran rund 15.000 Menschen.
Im Hintergrund der Entwicklung steht die zunehmende Knappheit an Spenderorgangen bei seit Jahren sinkenden Zahlen für Herztransplantationen in Österreich. Der Chef der Abteilung, Ernst Wolner: "An sich sind wir in Österreich mit 25 bis 32 rekrutierten Organspendern pro Million Einwohner und Jahr recht gut. Doch beim Herz haben wir das Problem, dass die Spender immer älter werden. Während wir Leber oder Niere ver-wenden können, müssen wir das Herz der Spender oft wegen Bluthochdruck oder koronarer Gefäßerkrankung ablehnen."
Die Herz-Thoraxchirurgie an der Universitätsklinik am Wiener AKH ist zwar mit 1059 Herztransplantationen seit 1984, 778 Lungentransplantationen seit 1989 und 174 verwendeten Kunstherzen seit 1985 weltweit das größte Zentrum für diesen Gesamtbereich (2011 derartige Eingriffe), doch die Probleme werden aus der Statistik klar erkennbar: 1994 wurden beispielsweise 90 Herztransplantationen durchgeführt, vergangenes Jahr waren es 26. Das neue Gerät ermöglicht eine Flüssigkeits- und Blutversorgung in physiologischem Zustand. Man kann grenzwertig geeignete Spenderherzen noch optimieren. Kernpunkt aber ist, dass das Organ länger als bisher möglich transportiert werden kann.
In schlagendem Zustand wird das Spenderherz in einem Spezialgerät zum Empfänger transportiert. Der Weg darf länger sein.
Erschienen in "Neue Kärntner Tageszeitung" vom 13.03.2007 | Seite: 10