Der Patient überlebte nur 18 Tage. Dennoch war es eine medizinische Großtat des vergangenen Jahrhunderts: Am 3. Dezember 1967 glückte dem südafrikanischen Herzchirurgen Christiaan Barnard am Groote-Schur-Krankenhaus in Kapstadt die erste Herzverpflanzung. Das Herz einer 25-jährigen Frau, die durch einen Autounfall getötet worden war, erhielt der 55-jährige Lebensmittelhändler Louis Washkansky.
Christiaan Barnard, Sohn eines burischen Predigers in der Heilsarmee, war damals 45 Jahre und wurde über Nacht weltberühmt. Sein Eingriff war nicht ganz unumstritten. Immerhin verpflanzte er das zentrale Organ des Menschen, das Herz, in einen fremden Körper. Seit jeher galt der pulsierende Muskel als der Sitz der Seele. Christiaan Barnard starb 2001 mit 78 Jahren an einem Herzinfarkt.
Mittlerweile sind 40 Jahre vergangen und Herztransplantationen sind keine Seltenheit mehr. Das Wiener AKH etwa beherbergt eines der weltweit größten Transplantationszentren der Welt. An der Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität Wien sind seit 1984 1084 Herztransplantationen durchgeführt worden.
Vieles an Operationstechnik und medikamentöser Behandlung wurde seit der Nacht des 3. Dezembers 1967 verbessert und die Überlebensraten konnten deutlich gesteigert werden. In den achtziger Jahren überlebten nur 45 Prozent der transplantierten Patienten. Zehn Jahre später überleben gut drei Viertel der Patienten, die ein neues Herz erhalten. Auch das Alterslimit stieg. Früher wagte man nicht, ältere Patienten zu operieren und zog bei 55 Jahren einen Schlussstrich. Heute werden 70-jährige Menschen erfolgreich operiert. Herzmuskelschwäche (dilatative Kardiomyopathie) ist mit 60 Prozent der häufigste Grund, warum ein Patient ein neues Herz erhält.
Nicht nur die OP-Technik und die Nachbetreuung sorgen heute für eine hohe Überlebensrate. Auch die Wartezeit auf ein geeignetes Spenderorgan - für viele Herzkranke früher das Todesurteil - kann heute überbrückt werden: mit der Verwendung von Kunstherzen. 2006 wurde weltweit die erste Miniherzpumpe am AKH Wien verpflanzt, die mit einer amerikanischen Firma entwickelt wurde.
Einen weiteren Meilenstein verbuchte die Wiener Herzchirurgie im Februar dieses Jahres durch den Einsatz eines neuen Gerätes, dem "Organ Care System". Dieses Gerät ermöglicht es, Herzen in fast normaler Umgebung, also durchblutet und schlagend, zu transportieren und gleichzeitig seine Qualität zu überprüfen.
Die erste experimentelle Herztransplantation fand übrigens 1905 in Wien an einem Hund statt.
Erschienen in "Salzburger Nachrichten" vom 04.12.2007 | Seite: 18