Seit 2011 veröffentlicht das European Institute for Gender Equality (EIGE) jährlich einen Kalender mit jenen Europäerinnen deren Leben und Wirken einen positiven Einfluss auf Geschlechterrollenklischees hat. Jede Woche wird die Lebensgeschichte einer anderen erfolgreichen Frau veröffentlicht um ihre Erfolge einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. In der Woche von 15. bis 21. April wird das Profil von Alexandra Kautzky-Willer, Professorin für Gender Medicine, vorgestellt.
Auf die Frage warum gerade in ihrem Arbeitsumfeld als Medizinerin Gender eine Rolle spielt, sagt Alexandra Kautzky-Willer:
„Das Geschlecht sowie tradierte Geschlechterrollen beeinflussen die geistige und körperliche Gesundheit in vielen Dimensionen. Deshalb ist eine Zunahme an Geschlechter-Sensibilität in der Medizin und Gesundheitspolitik sowie bei der Forschungsförderung wichtig.
Die Prinzipien der Medizin folgen den Prinzipien der jeweiligen Gesellschaft und spiegeln die gesellschaftlichen Normen wider. Männer und Frauen unterscheiden sich allerdings in fast allen Systemen des menschlichen Körpers sowohl in Bezug auf physiologische Funktionen wie auch pathologische Veränderungen, dem Erleben von Krankheiten sowie geschlechtsspezifischen Bewältigungsstrategien. Potentielle Unterschiede im Zugang zum Gesundheitssystem, in den Gesundheitsbedürfnissen, in der Bildung, im sozialen Status und in Bezug auf finanzielle Ressourcen beeinflussen ebenfalls maßgeblich die Gesundheit beider Geschlechter.
Deswegen sind gerade in der Medizin differenzierte Konzepte mit Berücksichtigung des Geschlechts notwendig, um eine geschlechtergerechte optimierte Behandlung zu gewährleisten. Dabei müssen sowohl biologische Unterschiede („sex-differences“) aber auch psychosoziale Unterschiede („gender differences“,) berücksichtigt werden.“
Alexandra Kautzky-Willer bestärkt junge Forscherinnen und Forscher darin in ihren Fachbereichen verstärkt Sex- und Genderunterschiede als entscheidenden Faktor mitzuberücksichtigen:
„Viele bisherige Wahrheitsannahmen der Medizin müssen erst auf ihre Richtigkeit für Männer und Frauen überprüft werden.
Selbst in der kardiovaskulären Forschung, von der die Gendermedizin ihren Ausgang genommen hat und viele Studien verfügbar sind, sind viele wichtige Fragen noch offen: Warum erleiden Männer viel früher Herz-Kreislauf-Erkrankungen und leben kürzer als Frauen? Warum erhöht Diabetes bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen viel stärker als bei Männern? Können neue Konzepte der Hormonersatztherapie das kardiovaskuläre Risiko verringern?“
Gender Medicine ist ein neues und spannendes Forschungsfeld, das auch zunehmend öffentliches Interesse weckt. Sie wird in der Wissenschaft, in der Pharmakotherapie und im interdisziplinären PatientInnen-Management immer wichtiger. Universitäten und Institutionen legen zunehmend darauf Wert, geschlechtsspezifische Forschung zu fördern und geschlechtsspezifisches Wissen in die Curricula für Studierende und in die postgraduelle Weiterbildung zu integrieren.
Durch die Auszeichnung von Alexandra Kautzky-Willer als Women Inspiring Europe wurde ein weiterer Schritt gemacht um die Bedeutung von sex- und genderspezifischen Interaktionen von physischen Faktoren, der Umwelt und persönlichen Erfahren welche die Gesundheit beider Geschlechter, von Frauen und Männer, maßgeblich beeinflussen, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Link zum EIGE Kalender: » http://eige.europa.eu/events/calendar
<- Back to: Gender Medicine