Die isolierte koronare Bypassoperation (CABG) ist nach wie vor an der herzchirurgischen Abteilung der Medizinischen Universität Wien am AKH Wien die am meisten durchgeführte Herzoperation und wird den rezenten internationalen Guidelines entsprechend vor allem bei 3 - Gefäßerkrankung mit oder ohne Hauptstammbeteiligung durchgeführt. Wenn anatomisch eine perkutane Koronarintervention (PCI) bei 1- und 2 - Gefäßerkrankungen nicht möglich ist oder bessere Chancen auf Behandlungserfolg aus anderen Gründen durch die Chirurgie besteht, so wird auch bei diesen Patienten eine Bypassoperation als Alternative zur PCI durchgeführt.
Das kontinuierliche Bestreben der chirurgischen Koronarrevaskularisation ist die laufende Verbesserung der kurz- und langfristigen Ergebnisse bei schwerer koronarer Herzkrankheit (KHK). Die CABG Operation an unserer Abteilung hat das Ziel die maximal mögliche und sinnvolle Anzahl an arteriellen Bypassgefäßen (LIMA, RIMA, Arteria radialis, und in seltenen Fällen Arteria gastroepiploica) zu verwenden, da diese Gefäße die beste Langzeithaltbarkeit zeigen. Die Entnahme von LIMA und RIMA erfolgen immer in skeletonierter Technik, da dadurch die Durchblutung der Thoraxwand besser erhalten werden kann und beide Gefäße auch länger werden. Im Falle der Entnahme der Vena saphena magna werden bei 80% der Patienten die Venen endoskopisch entnommen.
Alle Operationen werden mit Ausnahme von PatientInnen mit schweren Veränderungen der Aorta aszendens an der Herz-Lungenmaschine durchgeführt, da diese Technik die gleichen Ergebnisse wie die Operation ohne Herzlungenmaschine erbringt aber mit einer größeren Sicherheit durchzuführen ist.
Eine hochqualitative, präoperative CT Untersuchung der thorakalen Aorta und Sonographie der Carotiden ist für alle Patienten mit atherosklerotischem Profil – und das sind alle Koronarpatienten – notwendig, um durch rechtzeitige Erkennung einer anatomischen Risikosituation die Strategie der CABG-Operation anpassen zu können und das Insultrisiko zu minimieren.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Vermeidung von Wundheilungsstörungen, die durch die Anwendung von speziellen, protektiven Protokollen auf einen sehr niedrigen Wert gesenkt werden konnten.
Das Ziel der chirurgischen Therapie ist die komplette Revaskularisation des Myokards unter Berücksichtigung der anatomischen Gegebenheiten, um den PatientInnen eine maximale Freiheit von Angina pectoris und ein längeres Überleben gewährleisten zu können. Alle bisherigen Studien konnten zeigen, dass bei ausgedehnter 3-Gefäßerkrankung die CABG Operation gegenüber der PCI einen deutlichen Vorteil in Bezug auf Überleben und Freiheit von Angina pectoris bringt.
Weiters ist die Abteilung auf die Betreuung von PatientInnen mit hochgradig eingeschränkter Linksventrikelfunktion bei KHK spezialisiert. Die große Erfahrung und technologische Ausstattung erlauben durch optimale präoperative, radiologische Bildgebung, Echokardiographie, anästhesiologische Betreuung und hochspezialisierte Intensivmedizin die sichere Durchführung einer CABG-Operation auch bei schwer eingeschränkter Herzfunktion. Im Falle einer nicht mehr zielführenden Koronaroperation ist die gesamte Möglichkeit der Herzersatztherapie mit ECMO, VAD und HTX verfügbar. Unsere Abteilung hat in Österreich die mit Abstand größte Erfahrung mit kurzfristigen und langfristigen Herzersatzverfahren, die dann als Sicherheitsnetz die PatientInnen retten können. Von entscheidender Bedeutung ist bei der Gruppe dieser PatientInnen aber auch die unmittelbare Verfügbarkeit eines spezialisierten Kardiologen auf der Bettenstation, der die Optimierung der präoperativen und postoperativen medikamentösen Therapie übernimmt. Mit OA Dr. Franz Gremmel steht ein hervorragender Fachmann dafür zur Verfügung.
Da an der Medizinischen Universität Wien am AKH Wien eine der größten und 24/7 betriebenen Notfalleinheiten und Herzkathetereinrichtungen des Landes bestehen, werden auch in beträchtlicher Anzahl akute CABG Operationen durchgeführt, zum Teil auch bei schwierigster Ausgangssituation.
Die wissenschaftlichen Aktivitäten konzentrieren sich auf die weitere Verbesserung der Ergebnisse. Dies wird durch eine perioperative Therapie mit neuen Thrombozytenaggregationshemmern (Ticagrelor) zu erreichen versucht und unsere Abteilung ist führend in der sogenannten TICAB Studie eingebunden. Dabei wird die Verabreichung von Ticagrelor versus Aspirin in einer prospektiv-randomisierten Multicenterstudie evaluiert und die Zahl der Endpunkte (MACCE) nach einem Jahr beobachtet.
Ein weiteres Konzept wird in nächster Zukunft durch die VEST3 Studie evaluiert, die die Langzeithaltbarkeit von Venenbypässen verbessern soll. Dabei wird die bei den meisten CABG-Operationen nach wie vor verwendete Vena saphena magna mit einem externen hochflexiblen Metallstent ummantelt, sodass der durch die Arterialisierung entstandene Wandstress reduziert wird und ein vorteilhaftes Remodelling der Venenwand mit verlängerter Haltbarkeit resultiert.
Weitere Aktivitäten betreffen die Langzeitanalyse von minimal-invasiv angelegten Einfachbypässen in Vergleich zur PCI.
Die Koordination der wissenschaftlichen Aktivitäten in der klinischen CABG-Chirurgie wird von
Frau Assoc.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Sigrid Sandner geleitet.