Die Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie der Medizinischen Universität Wien basiert auf dem vom Institutsgründer Heinrich Obersteiner grundgelegten Konzept der Multidisziplinarität der Klinischen Neurowissenschaften und sieht sich dabei als integratives Bindeglied der unterschiedlichen Wissenschaftsrichtungen mit Einbezug der medizinischen Grundlagenforschung. Die Forschung wird in enger Verbindung mit der Facharzt- und Doktoratsausbildung betrieben.
Wesentliche Grundlage der Forschung am NPC bilden die am letzten Stand der medizinischen Wissenschaften charakterisierten Sammlungen von Gewebeproben und Körperflüssigkeiten von Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen und die dazugehörige klinische Dokumentation (Neurobiobank).
Zuzüglich bilden die zum Zweck der Krankheitsüberwachung und Qualitätssicherung auf den Gebieten der Prionen-Erkrankungen und der Hirntumore bundesweit erhobenen neuroepidemiologischen Datensammlungen eine wichtige Forschungsgrundlage des NPC.
Die umfassende biomedizinische Forschung und Lehre des NPC auf den Gebieten der neurologischen, psychiatrischen und "seltenen" (orphan diseases) Erkrankungen adressiert Fragen zur Ursache, Entstehung und Wesen dieser Erkrankungen. Zu diesem Zwecke werden auch neue Methoden und Analyseverfahren entwickelt, evaluiert, validiert, standardisiert und in klinische Anwendungen translatiert. Diese Forschungsbemühungen zielen auf ein kontinuierlich verbessertes Krankheitsverständnis, Erweiterung präventiver, diagnostischer, therapeutischer Möglichkeiten und die medizinische Qualitätssicherung ab.
Aufgrund der durch multidisziplinäre klinische Forschung gewonnenen Expertise fungiert das NPC als nationales und internationales Referenz- und Expertenzentrum auf den Gebieten der neurodegenerativen, neuroonkologischen, neuroimmunologischen, neurometabolischen und neuromuskulären Erkrankungen, sowie der Epilepsie- und Hirnentwicklungs-assoziierten Erkrankungen.
Das NPC ist Ausbildungsstätte für die ärztlichen Sonderfächer Neuropathologie und Neurobiologie als auch Koordinationszentrum des fächerübergreifenden Doktoratsstudium Clinical Neurosciences (CLINS) der MedUni Wien.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NPC fungieren als Leiter und Kooperationspartner nationaler und internationaler Forschungsprojekte und als Repräsentanten nationaler und internationaler Fachgremien.
Das unter der Leitung der MedUni Wien durchgeführte FP7-EU-Projekt „DEVELAGE“ wurde nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Im Mittelpunkt des Projekts standen Gemeinsamkeiten zwischen Gehirnentwicklungen und Gehirnalterung. Dabei konnten wichtige Erkenntnisse zu Demenzerkrankungen gewonnen werden.
Koordiniert von Ellen Gelpi-Mantius vom Klinischen Institut für Neurologie, untersuchten acht Partner aus sechs europäischen Ländern Gemeinsamkeiten zwischen Gehirnentwicklungen und Gehirnalterung bzw. der Alzheimer-Erkrankung. Ziel des Projektes war es, molekulare Mechanismen im Gehirn zu charakterisieren, die sowohl bei frühen Entwicklungsphasen des Gehirns als auch bei Alterungsprozessen eine Rolle spielen. Damit sollen frühe pathologische Prozesse erkannt werden, die bei der Alzheimer-Erkrankung von Bedeutung sind.