Depressionen sind häufige und folgenschwere Erkrankungen. Trotz allem werden sie in der allgemeinärztlichen Praxis oft übersehen oder erst nach längerer Krankheitsdauer festgestellt. Eine zeitnahe und adäquate Behandlung wäre sowohl für den Patienten als auch dessen Angehörige wünschenswert. Dabei könnten Screening-Instrumente, also Fragebögen, die bei der Diagnosestellung unterstützen sollen, helfen. Es ist daher wichtig zu wissen, wie gut ein Screening-Fragebogen, wie z.B. die CES-D (Center of epidemiologic studies – depression scale), welche im englischsprachigen Raum entwickelt wurde, eine Depression in der österreichischen Allgemeinbevölkerung entdecken kann. Dieser Frage ging Rebecca Jahn gemeinsam mit einem Forschungsteam nach. Dabei wurden 508 Personen der Allgemeinbevölkerung aus ganz Österreich mithilfe eines diagnostischen Interviews (SCAN; Schedules of Clinical Assessment in Neuropsychiatry) befragt und füllten den Screening-Fragebogen CES-D aus. Die Auswertung zeigte, dass der im englischsprachigen Raum verwendete cut-off Wert, also jener Punktwert im CES-D, ab dem vom Vorliegen einer Depression auszugehen ist, für die österreichische Allgemeinbevölkerung nicht anwendbar ist. Bei Anwendung dieses cut-off Wertes würden über die Hälfte der depressiven Personen in der österreichischen Stichprobe übersehen. Im Folgenden wurde ein für die österreichische Bevölkerung optimaler cut-off Wert ermittelt, bei dem ca. 80% der Menschen mit Depressionen erkannt werden, jedoch werden mit diesem Wert auch 25% der Stichprobe fälschlicherweise als depressiv erkannt. Eine weitere Optimierung und bessere Untersuchung der vorhandenen Screening-Instrumente für Depressionen in der Allgemeinbevölkerung scheint aufgrund dieser Ergebnisse erforderlich.
Zur Person:
Rebecca Jahn absolvierte 2014 ein Bachelorstudium der Psychologie an der Universität Wien und 2015 das Medizinstudium an der Medizinischen Universität Wien, an der sie derzeit ein Doktoratsstudium im Programm „Mental Health and Behavioural Medicine“ besucht. Seit Juni 2015 arbeitet sie als Assistenzärztin an der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt vor allem methodologischen Aspekten in der Depressionsforschung und der Epidemiologie.
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