Die Möglichkeiten zur Therapie Ihres Prostatakrebses hängen von mehreren Faktoren ab, wie etwa davon, wie schnell der Krebs wächst, ob und wie weit er bereits gestreut hat, wie Ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist. Zur Wahl der Therapie werden auch der Nutzen und die potentiellen Nebenwirkungen der Behandlung mit Ihnen abgewogen.
Eine unmittelbare Behandlung muss nicht unbedingt notwendig sein
Männer mit Prostatakrebs im frühesten Stadium müssen sich nicht unbedingt sofort einer Therapie unterziehen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sogar sinnvoll sein, die Krebserkrankung gar nicht zu behandeln. Stattdessen empfehlen Ärzte die aktive Überwachung als eine angemessene Strategie (Active Surveillance).
Durch aktive Überwachung, regelmäßige Blutuntersuchungen, rektale Untersuchungen und eventuelle Biopsien kann der weitere Verlauf Ihres Krebses kontrolliert werden. Sollte der Krebs fortschreiten, können verschiedene Prostatakrebsbehandlungen in Erwägung gezogen werden, wie zum Beispiel eine Operation oder Bestrahlung.
Aktive Überwachung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Krebs keinerlei Symptome zeigt, man annehmen kann, dass er sehr langsam fortschreitet und sich auf einen kleinen Teil der Prostata beschränkt. Ebenso wird die aktive Überwachung in Betracht gezogen, wenn der Gesundheitszustand des Patienten generell kritisch ist oder er bereits ein höheres Alter hat, was eine Krebstherapie komplizierter macht.
Das Risiko bei der aktiven Überwachung besteht darin, dass der Krebs zwischen den Kontrolluntersuchungen wachsen und streuen kann, was die Chancen auf Heilung verringert.
Der Vorteil von aktiver Überwachung hingegen ist, dass wir den Krebs kontrolliert in einer bestimmten Phase gezielt behandeln können.
Diese Form der Behandlung nutzt radioaktive Hochleistungs-Energie-Strahlen, um Krebszellen zu zerstören. Bei Prostatakrebs angewendeter Strahlentherapie werden grundsätzlich zwei Bestrahlungsverfahren unterschieden:
Mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie beinhalten schmerzhaftes Wasserlassen, vermehrtes und dringendes Wasserlassen sowie rektale Beschwerden wie etwa unregelmäßiger, weicher und schmerzhafter Stuhlgang. Auch Erektionsstörungen können auftreten.
Bei dieser Behandlungsmethode wird die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron im Körper unterdrückt, da dieses dafür sorgt, dass Prostatazellen schneller wachsen und sich vermehren – insbesondere Prostatakrebszellen. Durch die Senkung des Testosteronspiegels verlangsamt sich das Wachstum der Krebszellen oder sie sterben ab.
Mögliche Optionen einer Hormonentzugstherapie beinhalten:
Eine Hormonentzugstherapie wird bei Männern mit Prostatakrebs in einem fortgeschrittenen Stadium angewendet, um den Krebs zu verkleinern bzw. das Tumorwachstum zu verringern. Bei Männern mit Prostatakrebs im Frühstadium kann eine Hormonentzugstherapie dazu dienen, den Tumor vor einer Strahlenbehandlung zu schrumpfen. Dadurch können die Erfolgschancen der Strahlentherapie erheblich gesteigert werden.
Als mögliche Nebenwirkungen einer Hormonentzugstherapie können Erektionsstörungen, Hitzewallungen, Verlust von Knochenmasse, verringerte Libido und Gewichtszunahme auftreten.
Die Möglichkeit eines operativen Eingriffes zur Behandlung von Prostatakrebs beinhaltet die Entfernung der Prostatadrüse (Radikale Prostatektomie) sowie von Teilen des umliegenden Gewebes und einiger Lymphknoten. Hierbei gibt es folgende Optionen:
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche mögliche Variante eines chirurgischen Eingriffes in Ihrer Situation am besten geeignet ist. Eine radikale Prostatektomie ist immer mit dem Risiko der Harninkontinenz und erektilen Dysfunktion verbunden. Fragen Sie Ihren Arzt, mit welchen Risiken Sie in Hinblick auf Ihre individuelle Situation, die Art der Behandlung, Ihr Alter, Ihre Körperstatur sowie Ihre allgemeine gesundheitliche Verfassung zu rechnen haben.
Unter Kryochirurgie oder Kryoablation versteht man einen Eingriff zur Zerstörung von Krebszellen mittels starker Kälte. Im Falle von Prostatakrebs werden hierbei kleine Nadeln unter Ultraschallkontrolle in die Prostata eingeführt. Ein sehr kaltes Gas innerhalb der Nadeln bewirkt, dass das umliegende Gewebe gefriert. Danach wird ein zweites Gas durch die Nadeln gepumpt, um das Gewebe wieder aufzuwärmen. Sich abwechselnde Zyklen von Einfrieren und Auftauen zerstören die Krebszellen sowie auch einen Teil des gesunden, angrenzenden Gewebes. Anfängliche Versuche die Kryochirurgie bei Prostatakrebs einzusetzen, resultierten in hohen Komplikationsraten und inakzeptablen Nebenwirkungen. Neue Technologien ermöglichen jedoch eine Verringerung der Komplikationen, verbessern die Krebskontrolle und machen den Eingriff für den Patienten erträglicher. Kryochirurgie kann daher eine Behandlungsoption für Männer darstellen, die auf eine vorausgegangene Strahlentherapie nicht angesprochen haben.
Bei der Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, um schnell wachsende Zellen, insbesondere Krebszellen, abzutöten. Sie wird dem Patienten intravenös, in Tablettenform oder in Kombination beider Applikationsformen verabreicht.
Chemotherapie kann dann eine sinnvolle Behandlungsmethode sein, wenn sich der Prostatakrebs bereits in weiter entfernten Arealen des Körpers ausgebreitet hat. Ebenso wird sie bei Prostatakrebspatienten angewendet, die auf eine Hormonentzugstherapie nicht angesprochen haben.
Die biologische Therapie (Immuntherapie) arbeitet mit dem körpereigenen Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen. Eine Variante dieser Behandlung nennt sich Sipuleucel-T (Provenge) und wurde entwickelt, um fortgeschrittenen sowie rezidivierenden (d.h. wiederkehrenden) Prostatakrebs zu behandeln. In Österreich ist diese bestimmte Therapie noch nicht zugelassen, weitere derartige Behandlungsmöglichkeiten befinden sich in der Testphase.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird keine Form der Komplementär- oder Alternativmedizin alleine in der Lage sein, Prostatakrebs zu heilen. Auf diesem Gebiet gibt es allerdings eine Reihe von unterstützenden Methoden, um mit unangenehmen Nebenwirkungen von Krebs und dessen Behandlung besser umgehen zu können.
So gut wie jeder, der die Diagnose Krebs erhält, empfindet in der Regel zu einem bestimmten Zeitpunkt Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Wut oder Verzweiflung. Auch Schlaflosigkeit und das ständige Kreisen der Gedanken um den Krebs können eine große Belastung sein.
Folgende komplementärmedizinische Techniken bieten sich hierbei als wertvolle und effektive Hilfe an:
- Reiki
- Bioresonanz-Therapie
- Kunsttherapie
- Tanz- oder Bewegungstherapie
- Sportliche Betätigung
- Meditation
- Musiktherapie
- Entspannungstechniken
- Spiritualität
Besprechen Sie Ihre Bedenken und Gefühle mit Ihrem Arzt. In manchen Fällen ist bei einer derartigen seelischen Notlage auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich.
© Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat