Allgemeine Information
Geschichte
Die
Medizinische Psychologie ist in Österreich, aber auch international
gesehen, ein relativ junges Fach mit kurzer Geschichte, obwohl bereits
Alfred Adler (1880-1937), der Begründer der Individualpsychologie,
um die Jahrhundertwende ein Fach Medizinische Psychologie für
die Ausbildung aller Studierenden der Medizin gefordert hatte und
es bedeutende Ärzte gab, wie z. B. den Internisten Hermann
Nothnagel (1841-1905) oder den Psychiater Adolf Meyer (1866-1950),
die in ihrem Fach auch psychosoziale Faktoren angemessen berücksichtigten.
In der Zeit zwischen 1925 und 1938 bemühte sich der von Studierenden
der Medizin gegründete und geleitete "Akademische Verein für
Medizinische Psychologie" die Lehre mit psychologischen Themen zu
bereichern. Prominentes Gründungsmitglied war Viktor E. Frankl
(1905-1997), im wissenschaftlichen Beirat waren die bekannten Psychologen
Karl Bühler (1879-1963) sowie seine Frau Charlotte (1893-1974)
und die Analytiker Paul Schilder (1886-1940) sowie Josef Karl Friedjung
(1871-1946). Der Verein wurde 1942 gelöscht, da "sämtliche
zuletzt im Jahre 1938 hier amtsgemeldeten Vorstandsmitglieder in
das Ausland abgereist sind und auch abgemeldet erscheinen…" In Wien
wurde dieses Fach 1981 errichtet, Erwin Ringel (1921-1994)
hatte bis 1991 die Funktion des Ordinarius inne.
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Anliegen der Medizinischen Psychologie
Das Anliegen der Medizinischen Psychologie ist die Einbeziehung
der psychologischen und soziologischen Aspekte von Krankheit und
Gesundheit in ärztliches Denken und Handeln. Das sind
- einerseits jene Bedingungen, die Gesundheit möglichst
wieder herstellen können
- andererseits Bedingungen, die Gesundheit erhalten und fördern.
Medizinische Psychologie konzentriert sich dabei
- auf die Interaktion im Bereich Patient-Arzt-Umfeld, insbesondere
auf die Arzt-Patient-Beziehung;
- Menschen in ihrer Ganzheit zu betrachten, d.h. sie über
die Beziehung erkenntnisleitend einfühlend zu erfassen
- und die wissenschaftlichen Grundlagen, Patienten besser zu verstehen.
Es geht also darum, neben den medizinisch-biologischen Fragestellungen
auch solche der psychischen und sozialen Situation einzubeziehen.
Aufgaben der Medizinischen Psychologie
Die Aufgabe der Medizinischen Psychologie ist es, die Erkenntnisse
verschiedener Wissenszweige in das derzeitige Wissen und Handeln
der Medizin einzubringen. Aus diesem Ansatz entstand ein neues Paradigma,
die bio-psycho-soziokulturelle Medizin, wobei biologische, psychologische
und soziologische Faktoren zueinander so in Beziehung stehen, dass
Veränderungen in dem einen Bereich notwendiger Weise auch zu
Veränderungen in den anderen beiden Bereichen führen müssen.
Abb.: Interdependenz biologischer, psychologischer und soziokultureller
Faktoren
Praxis der Medizinischen Psychologie
Um im Kontakt zu Patienten angemessen "medizinpsychologisch", ganzheitlich
tätig zu sein, bedarf es:
- der Sachinformation
- der Einfühlung (Empathie)
- des Wahrnehmens der eigenen Betroffenheit
- der Berücksichtigung der Lebensgeschichte des Patienten
- der Berücksichtigung der familiären und soziokulturellen
Umstände
- der Beziehung von Arzt und Patient
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