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Researcher of the Month - Oktober 2022

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Dr.in Daniela Marhofer

Daniela Marhofer

Researcher of the Month, Februar 2014

Die Jury “Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Dr. in Daniela Marhofer aus Anlass der 2013 im Top-Journal “British Journal of Anaesthesia” (IF 4,237) erschienenen Arbeit “Dexmedetomidine as an adjuvant to ropivacaine prolongs peripheral nerve block: a volunteer study“. Frau Dr. in Marhofer arbeitet als Fachärztin an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie und ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Regionalanästhesie/Kinderanästhesie“ unter der Leitung von Herrn Univ. Prof. Dr. Peter Marhofer. Die Arbeit entstand in Kooperation mit der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, Arbeitsgruppe „Pharmakokinetik und Imaging“ unter der Leitung von Herrn Assoc. Prof. PD. Dr. Markus Zeitlinger. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die erste Probandenuntersuchung, in der Dexmedetomidin einem Lokal-anästhetikum beigefügt wurde, um eine mögliche Wirkungsverlängerung zu prüfen.

Dexmedetomidin als Adjuvans für periphere Lokalanästhesien verkürzt die Anschlagzeit und verlängert die Wirkdauer des Lokalanästhetikums Ropivacain
Bisher gab es nur Tierversuchsstudien und Off-Label Studien, die allerdings nicht nach dem Goldstandard der Regionalanästhesie mit Ultraschall durchgeführt wurden. Das bedeutet, dass die Menge sowohl des Lokalanästhetikums als auch von Dexmedetomidin wesentlich grösser war als das niedrige Volumen von 3ml, das bei dieser Studie verwendet wurde.

36 männlichen Probanden wurden einer ultraschallgezielten Blockade des Nervus ulnaris unterzogen. Eingeteilt wurden die Teilnehmer in 3 Gruppen. Eine Gruppe (R) erhielt lediglich 3ml des Lokalanästhetikums Ropivacain. Eine Gruppe (RpD) erhielt Ropivacain und 20µg Dexmedetomidin in Kombination, die dritte Gruppe (RsD) erhielt Ropivacain für die Lokalanästhesie und 20µg Dexmedetomidin intravenös.

Ziel der Studie war es, zu prüfen, ob Dexmedetomidin die motorische und sensorische Dauer der Blockade verlängert und die Anschlagzeit verkürzt.

Die Studie wurde ohne Zwischenfälle und Abbrüche erfolgreich durchgeführt, in der Literatur angegebene Wirkungen wie Bradykardie und Hypotonie konnten bei der Menge von 20µg Dexmedetomidin nicht beobachtet werden. Die Ergebnisse waren folgende: Die motorische Anschlagzeit der peripheren Nervenblockade war am kürzesten, wenn das Lokalanästhetikum mit Dexmedetomidin kombiniert wurde. Die Blockdauer war am kürzesten, wenn das Lokalanästhetikum allein verwendet wurde. Eine Verlängerung von 60% wurde erzielt, wenn Dexmedetomidin mit dem Lokalanästhetikum kombiniert wurde, aber selbst intravenös verabreichtes Dexmedetomidin erreichte eine Verlängerung von 10% im Vergleich zu reinem Lokalanästhetikum.

Die positive Wirkung wurde daher nicht nur bei Kombinationsgabe erzielt, sondern auch bei systemisch verabreichten Dexmedetomidin- wenn auch nicht übermäßig ausgeprägt: Der Mechanismus dahinter ist multifaktoriell: Dexmedetomidin ist ein selektiver Alpha-2-Rezeptor Agonist mit einer 8-fach höheren Affinität zum Rezeptor als beispielsweise Clonidin. In der Peripherie bewirken Alpha-2-Agonsiten Analgesie durch verminderte Freisetzung von Norepinephrin und inhibitorische Effekte am Aktionspotential von Nervenfasern. Im Zentralnervensystem kommt es zu einer verminderten Freisetzung von Substanz P in den Nozizeptoren und zu einer Aktivierung der Alpha-2-Adrenozeptoren im Lokus Coeruleus.

Dexmedetomidin als Lokalanästhetikazusatz ist weder in Europa noch den USA zugelassen. Studien zur Dosisfindung und zum Verhalten auf komplexe Nervenstrukturen sind zukünftig nötig.

In jedem Fall ist die vorliegende Studie ein Meilenstein auf dem Gebiet der Erforschung lang wirksamer regionaler Blockaden. Periphere Nervenblockaden gehören zu den wichtigsten regionalen Anästhesieverfahren und sind bei einer Vielzahl an chirurgischen und schmerztherapeutischen Indikationen anwendbar. 

Regionalanästhesieverfahren haben in Wien die wichtigsten Innovationen erfahren. 1884 wurde die erste Regionalanästhesie in Wien von Carl Koller durchgeführt, und 1994 wurde die ultraschallgestützte Regionalanästhesie an der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Wien entwickelt. Seither entstanden eine Vielzahl von Publikationen im Bereich neuer regionalanästhesiologischer Techniken und Pharmakologie in der Regionalanästhesie an der Wiener Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. 

Nachdem die Entwicklung neuer extrem lang wirksamer Lokalanästhetika nicht absehbar ist, sind Lokalanästhetikazusätze eine vielversprechende Option zur Verlängerung regionaler Blockaden und Dexmedetomidin in diesem Feld die derzeit interessanteste Substanz.

Wissenschaftliches Umfeld
Frau Dr. in Daniela Marhofer ist Mitglied der Forschungsgruppe „Regionalanästhesie/Kinderanästhesie“ unter der Leitung von Herrn Univ. Prof. Dr. Peter Marhofer. Ihr Schwerpunkt liegt in klinischen Studien ultraschallgezielter Regionalanästhesie am Probanden. Diese Studien finden in Kooperation mit der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie statt. Dieses weltweit einzigartige Studien Set-up ermöglicht die gezielte Erforschung relevanter Fragestellungen in der Regionalanästhesie. So konnte sie mehrfache Top- und Standard-publikationen erzielen, sodass sie im Mai 2013 das Ansuchen zur Habilitation stellen konnte. 

2009 absolvierte sie das Gegenfach Innere Medizin an der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie. Seit dieser Zeit besteht eine enge Kooperation mit dieser Klinik, aus der bereits einige Arbeiten, so auch diese Top-Publikation, erfolgreich veröffentlicht werden konnten.

2009 erhielt Dr. in Marhofer den 1. Posterpreis des NYSORA Kongress („New York School of Regional Anaesthesia“) mit dem Poster: “Evaluation of the ed99  volumes of local anaesthetic for sciatic nerve blockade”.

2012-2013 verbrachte sie einen 6-monatigen Forschungsaufenthalt im Astrid Lindgren Kinderkrankenhaus des renommierten Karolinska Krankenhaus in Stockholm.

Persönliches
Daniela Marhofer, geb. Latzke, ist am 25.1.1979 in Linz geboren, in Enns, Oberösterreich aufgewachsen und ist verheiratet mit Herrn Univ. Prof. Dr. Peter Marhofer. Sie besuchte das Bundesrealgymnasium Hamerlingstrasse in Linz, wo sie 1997 maturierte. Von 1997-2003 studierte sie Medizin an der Universität Wien. 2004 begann sie ihre Ausbildung an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie und ist hier seit 2010 als Fachärztin tätig.

Ausgewählte Literatur

  1. Marhofer D, Kettner SC, Marhofer P, Pils S, Weber M, Zeitlinger M. Dexmetedomidine as an adjuvant to propivacaine prolongs peripheral nerve block: a volunteer study. British Journal of Anaesthesia 2013 Mar; 110(3):438-42.
  2. Marhofer D, Marhofer P, Triffterer L, Leonhardt M, Weber M, Zeitlinger M. Dislocation rates of perineural catheters: a volunteer study. British Journal of Anaesthesia 2013 Nov;111(5):800-6.
  3. Marhofer D, Marhofer P, Kettner SC, Fleischmann E, Prayer D, Schernthaner M, Lackner E, Willschke H, Schwetz P, Zeitlinger M. Magnetic resonance imaging analysis oft he spread of local anesthetic solution after ultrasound-guided lateral thoracic paravertebral blockade: a volunteer study. Anesthesiology 2013 May;118(5):1106-12.
  4. Latzke D, Marhofer P, Kettner SC, Koppatz K, Turnheim K, Lackner E, Sauermann R, Müller M, Zeitlinger M. Pharmacokinetics oft he local anesthetic propivacaine after transversus abdominis plane block in healthy volunteers. European Journal of Clinical Pharmacology Apr;68(4):419-25.
  5. Latzke D, Marhofer P, Zeitlinger M, Machata AM, Neumann F, Lackner E, Kettner S. Minimal local anesthetic volumes for sciatic nerve blockade: Evaluation of ED99 in volunteers. British Journal of Anaesthesia 2009; 104(2): 239-44.
  6. Triffterer L, Machata AM, Latzke D, Willschke H, Rebhandl W, Kimberger O, Marhofer P. Ultrasound assessment of cranial spread during caudal blockade in children: Effect oft he speed of injection of local anesthetics. British Journal of Anaesthesia 2012 Apr; 108: 670-4.
  7. Brenner L, Kettner SC, Marhofer P, Latzke D, Willschke H, Kimberger O, Adelmann D, Machata AM. Caudal anaesthesia under sedation: A prospective analysis of 512 infants and children. British Journal of Anaesthesia 2010 Jun;104(6):751-5.
  8. Gonano C, Latzke D, Sabeti-Aschraf M, Kettner SC, Chiari A, Gustorff B. The anxiolytic effect of pregabalin in outpatients undergoing minor orthopedic surgery. Journal of Psychopharmacology 2011 Feb;25(2):249-53.

Kontakt
Dr. in Daniela Marhofer
Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie
Klinische Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

T: +43 (0)1 40400-4102
daniela.marhofer@meduniwien.ac.at