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Mai 2008 | Christian Anderwald

Mag. pharm. Dr. Christian Anderwald

Christian Anderwald

MUW RESEARCHER OF THE MONTH, Mai 2008

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Herrn Mag. Dr. Christian Anderwald aus Anlass der 2007 erschienenen Publikation „The Clamp-Like Index: a novel and highly sensitive insulin sensitivity index to calculate hyperinsulinemic clamp glucose infusion rates from oral glucose tolerance tests in nondiabetic subjects“ in dem Journal „Diabetes Care“ 30:2374-2380, einer der renommiertesten Zeitschriften auf dem Gebiet „Endokrinologie und Stoffwechsel“. In dieser Arbeit beschreibt Dr. Anderwald einen neuen Index, den „Clamp-Like Index“ (CLIX). Der „CLIX“ zeichnet sich im Vergleich zu anderen Näherungsverfahren zur Abschätzung der Insulinempfindlichkeit durch hohe Sensitivität und Spezifität zur Bestimmung der Insulinempfindlichkeit aus und könnte in Zukunft in der klinischen Praxis große Anwendung finden (10).

„Clamp-Like-Index“ ersetzt „Clamp-Test“
Insulinresistenz, d.h. reduzierte Empfindlichkeit gegenüber der Wirkung von Insulin, ist ein wesentliches Merkmal des Diabetes mellitus Typ 2 und wird als der gemeinsame Nenner des metabolischen Syndroms angesehen, das Adipositas, arterielle Hypertonie, Dyslipidämie, aber auch kardiale Erkrankungen („kardiometabolisches Syndrom“) einschließt. Der „Gold-Standard“ zur Messung der Insulinempfindlichkeit am Menschen ist der hyperinsulinämische Clamp-Test, zu dessen Bestimmung große Insulin- und Glukosemengen infundiert werden müssen; wegen des hohen apparativen und personellen Aufwands ist er eine zeit- und kostenintensive Untersuchung. Anderwald et al. entwickelten einen neuen Index, den „Clamp-Like Index“ (CLIX), der mit den Ergebnissen des Clamp-Tests ausgezeichnet korreliert und der sich im Rahmen routinemäßig verfügbarer Laboranalysen aus dem oralen Glukosetoleranztest (oGTT) bestimmen lässt. Damit wurde auch ein Index entwickelt, der keinerlei anthropometrische Details beinhaltet und der erstmals nicht auf der Messung von Serum-Insulin, sondern der von C-Peptid im oGTT basiert. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, diesen Index auch von EDV-unterstützten Labor-Analysengeräten errechnen zu lassen, sodass der CLIX in Zukunft bei der Bestimmung der Insulinresistenz sowohl in großen Kohortenstudien als auch in der klinischen Praxis große Anwendung finden könnte.

Wissenschaftliches Umfeld
Nach seiner Tätigkeit am Institut für Pharmazeutische Chemie widmete sich Dr. Anderwald der Erforschung des Diabetes mellitus und beschäftigte sich im Besonderen mit der Problematik der Insulinresistenz und Appetitregulation (1,2). Frühes Interesse an dieser Thematik zeigte Dr. Anderwald auch durch seine Dissertationsarbeit an der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin 3 (Leiter: Prof. W. Waldhäusl), die sich mit dem Thema „Die residuale Insulinresistenz von Leber und Muskel bei Typ-2 Diabetes mellitus“ befasste. 

Dr. Anderwald beschrieb als erster unter dem Terminus „Adipotoxicity“ die umfassenden, Insulinresistenz-auslösenden Effekte von Fett aus Nahrung und Kreislauf, als Fettablagerung im Skelettmuskel und Leber sowie durch Hormone aus dem Fettgewebe (3). Weiterere Forschungsschwerpunkte betreffen die hepatische Insulinresistenz (4-6) und den Zusammenhang von Insulinresistenz mit zirkulierenden Proteinen [Retinol-bindendes Protein und Protein-C-Inhibitor (7) sowie Obestatin (8)] und der Intima-Media-Dicke der Karotiden als Marker für die Atherosklerose (9).

Dr. Anderwald ist Mitglied der „European Group for the Study of Insulin Resistance“ (EGIR), einer europäischen Organisation zur Kooperation von Forschern, die sich intensiv mit Diabetes mellitus und Insulinresistenz beschäftigen und wurde 2007 in das „Steering Commitee“ gewählt. Gemeinsam mit Prof. A. Luger ist Dr. Anderwald Koordinator einer multizentrischen RISC-Studie (Relationship between Insulin Sensitivity and Cardiovascular disease) zur Erforschung des Zusammenhangs zwischen Insulinresistenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Persönliches
Dr. Anderwald wurde 1970 in Villach geboren und maturierte 1988 mit ausgezeichnetem Erfolg. In dieser Zeit gewann er auch die Mathematik-Olympiade des Bundeslandes Kärnten.

Von 1989 bis 1994 studierte Dr. Anderwald Pharmazie an der Universität Wien. Im Rahmen der Diplomarbeit am Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Wien synthetisierte er eine Reihe von Riechstoffen. Nach seiner Sponsion zum Magister der Pharmazie arbeitete Dr. Anderwald in Arnoldstein als vertretungsberechtigter Apotheker.

Bereits während des Pharmaziestudiums hatte Dr. Anderwald das Medizinstudium begonnen und promovierte 2002 an der MUW. Seit dieser Zeit ist Dr. Anderwald als Assistenzarzt an der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin 3 (Leiter: Prof. A. Luger) tätig.

2003 erhielt Dr. Anderwald den Forschungspreis der Österreichischen Adipositas-Gesellschaft, 2004 den Forschungsförderungspreis der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft. 2005 wirkte Dr. Anderwald bei der Erstellung des Österreichischen Diabetesplans am Bundesministerium für Gesundheit und Frauen mit und ist seit 2006 stellvertretender wissenschaftlicher Leiter der Akademie für den Diätdienst am AKH Wien. Außerdem ist er eingeladener Reviewer der renommierten Zeitschriften Diabetologia, American Journal of Physiology, British Journal of Nutrition und European Journal of Clinical Investigation.

Ausgewählte Literatur

  1. Anderwald,C, Bernroider,E, Krššák,M, Stingl,H, Brehm,A, Bischof,MG, Nowotny,P, Roden,M, Waldhäusl,W: Effects of insulin treatment in type 2 diabetic patients on intracellular lipid content in liver and skeletal muscles. Diabetes 51:3025-3032, 2002.
  2. Anderwald,C, Brabant,G., Bernroider,E, Horn,R, Brehm,A, Waldhäusl,W, Roden,M: Insulin-dependent modulation of plasma ghrelin and leptin concentrations is less pronounced in type 2 diabetic patients. Diabetes 52:1792-1798, 2003.
  3. Anderwald,C, Roden, M.: Adipotoxicity and the insulin resistance syndrome. Pediatr Endocrinol Rev 1:310-319, 2004.
  4. Anderwald,C, Koca,G, Fürnsinn,C, Waldhäusl,W, Roden,M: Inhibition of glucose production and stimulation of bile flow by R (+)-alpha-lipoic acid enantiomer in rat liver. Liver 22:355-361, 2002.
  5. Anderwald,C, Müller,G, Koca,G, Fürnsinn,C, Waldhäusl,W, Roden,M: Short-term leptin-dependent inhibition of hepatic gluconeogenesis is mediated by insulin receptor substrate-2. Mol Endocrinol 16:1612-1628, 2002.
  6. Anderwald,C, Brunmair,B, Stadlbauer,K, Krebs,M, Fürnsinn,C, Roden,M: Effects of free fatty acids on carbohydrate metabolism and insulin signalling in perfused rat liver. Eur J Clin Invest 37:774-782, 2007.
  7. Promintzer,M, Krebs,M, Todoric,J, Luger,A, Bischof,MG, Nowotny,P, Wagner,O, Esterbauer,H, Anderwald,C: Insulin resistance is unrelated to circulating retinol binding protein and protein C inhibitor. J Clin Endocrinol Metab 92:4306-4312, 2007.
  8. Anderwald-Stadler,M, Krebs,M, Promintzer,M, Mandl,M, Bischof,MG, Nowotny,P, Kaestenbauer,T, Luger,A, Prager,R, Anderwald,C: Plasma obestatin is lower at fasting and not suppressed by insulin in insulin-resistant humans. Am J Physiol Endocrinol Metab 293:E1393-E1398, 2007.
  9. Anderwald,C, Pfeiler,G, Nowotny,P, Anderwald-Stadler,M, Krebs,M, Bischof,MG, Kozakova,M, Luger,A, Pacini,G, Roden,M, Waldhäusl,W: Glucose turnover and intima media thickness of internal carotid artery in type 2 diabetes offspring. Eur J Clin Invest 38:227-237, 2008.
  10. Anderwald,C, Anderwald-Stadler,M, Promintzer,M, Prager,G, Mandl,M, Nowotny,P, Bischof,MG, Wolzt,M, Ludvik,B, Kästenbauer,T, Pacini,G, Luger,A, Krebs,M: The Clamp-Like Index: a novel and highly sensitive insulin sensitivity index to calculate hyperinsulinemic clamp glucose infusion rates from oral glucose tolerance tests in nondiabetic subjects. Diabetes Care 30:2374-2380, 2007.

Kontakt
Mag. Dr. Christian-Heinz Anderwald
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel,
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

T.: +43 (0)1 40400-4310
E-Mail: christian-heinz.anderwald@meduniwien.ac.at 


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