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Signalmechanismus bei Pilzinfektionen identifiziert

Eine aktuelle Arbeit der MedUni Wien entschlüsselt einen neuen Signalübertragungsweg in Immunzellen, durch den sonst harmlose Pilze schwere Entzündungen auslösen.

(Wien, 10-02-2011) Eine aktuelle Arbeit der MedUni Wien entschlüsselt  einen neuen Signalüber-tragungsweg in Immunzellen, durch den sonst harmlose Pilze schwere Entzündungen auslösen. Durch die gezielte Manipulation dieses Signalweges könnten sich jetzt neue therapeutische Ansätze ergeben, um die frühzeitige Erkennung von Pilzerkrankungen zu ermöglichen und somit die Heilungschancen zu erhöhen.

Hefepilze der Gattung Candida sind Teil der normalen mikrobiellen Flora im Darm und auf Schleimhäuten. Gelegentlich führen diese Pilze bei gesunden Personen zu oberflächlichen und ungefährlichen Infektionen. Bei schwerwiegender Schwächung der Immunabwehr, wie etwa bei PatientInnen auf Intensivstationen oder bei TransplantationspatientInnen, verursachen Candida Hefepilze jedoch invasive Infektionen von hoher Mortalität mit mehr als 40%.

Diese Pilze werden vom Immunsystem unter anderem durch Dendritischen Zellen aufgespürt, die auch die entsprechende Immunantwort des Körpers steuern. Die Forschungsgruppe um  Ao.Univ. Prof. Dr. Karl Kuchler von der Abteilung für Molekulare Genetik der MedUni Wien entdeckte einen bisher unbekannten Signalübertragungsweg in den Dendritischen Zellen, der durch die Erkennung von Candida Pilzen aktiviert wird. Dieser Signalweg löst die Ausschüttung von Zytokinen und Botenstoffen aus (sogenannte Typ I Interferone), die andernfalls vor allem bei viralen Infektionen eine schützende Immunabwehr bewirken. Im Fall von Candida Infektionen schädigt die Aktivierung dieses Signalwegs allerdings den Wirt, da diese hochaktiven Botenstoffe auch  gesundes Gewebe angreifen und so zu entzündlichen Organschäden führen können. Weiters kann es unter anderem zu einem länger anhaltenden Verbleib des Pilzpathogens in befallenen Organen kommen.

Diese Entdeckung und Entschlüsselung der Bedeutung dieses Signalweges für die Progression invasiver Pilzerkrankungen beim Menschen könnte daher die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze ermöglichen, damit in Zukunft fatale Pilzinfektionen früher erkannt und somit besser behandelt werden können.

Die Arbeit wurde in der aktuellen Ausgabe des renommierten „Journal of Immunology“ veröffentlicht, durchgeführt wurde sie im Christian Doppler Labor für Infektionsbiologie in den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der MedUni Wien und entstand in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen von Thomas Decker von der Universität Wien sowie Mathias Müller von Biomodels Austria, Universitäres Zentrum für Biomodelle der VetMedUni Wien.


» Publikation in "Journal of Immunology":
Conventional Dendritic Cells Mount a Type I IFN Response against Candida spp. Requiring Novel Phagosomal TLR7-Mediated IFN-{beta} Signaling.
Bourgeois C, Majer O, Frohner IE, Lesiak-Markowicz I, Hildering KS, Glaser W, Stockinger S, Decker T, Akira S, Müller M, Kuchler K.
J Immunol. 186: 2011 Jan 31. Epub ahead of print

Bild: Mit Candida albicans Pilzhyphen (purpur) infizierte Mausniere umgeben von infiltrierenden Immunzellen (dunkelblau) die Candida Hyphen angreifen und eliminieren – Histopathologie in Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Dr. Dontscho Kerjaschki vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien.