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Jagd nach der Ursprungszelle des Ewing-Sarkoms erfolgreich

WissenschafterInnen am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung entwickeln Modell für Therapieversuche
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(Wien, 20-10-2016) Bei seltenen Tumorerkrankungen sind klinisch relevante Tiermodelle wichtig, um die Wirkung neuer Medikamente zu erforschen. Deshalb haben Forschende seit vielen Jahren versucht auch für das Ewing-Sarkom ein geeignetes Modell zu entwickeln, bis vor kurzem allerdings ohne Erfolg. Ein wichtiger Schritt ist nun jetzt der Doktorandin Tahereh Javaheri am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung in enger Kooperation mit der St. Anna Kinderkrebsforschung geglückt. 

Ihre Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Cell Death & Disease“ veröffentlicht. Die Publikation beschreibt, wie es gelungen ist, das Krebsgen EWS/FLI1 in die richtigen Vorläuferzellen einzuschleusen. So entwickeln sich aggressiv metastasierende Tumore, die den Befunden am Menschen ähneln. Das klinisch relevante Tiermodell soll in Zukunft Anwendung finden, um neue Therapien voranzutreiben.

James Ewing beschrieb als Pathologe das erste Mal 1922 das Ewing Sarkom. Es tritt vornehmlich bei Kindern und Jugendlichen auf und betrifft Knochen- oder Knorpelgewebe. Das Ewing Sarkom ist eine sehr schwere Erkrankung, die oft mit einer belastenden Therapie und chirurgischen Eingriffen einhergeht

Javaheri schaltete das EWS/FLI1 Fusionsgen in Knochenstammzellen ein. Diese Mäuse hatten nach der Geburt schwere Defekte, weil das Knochen- und Knorpelwachstum blockiert wurde. Eine genauere Analyse erbrachte, dass die Stammzellen mit dem Fusionsgen eine Blockade in der Entwicklung besitzen. Das Einschalten von EWS/FLI1 wirkt auf viele Zellen giftig, damit war die weitere Richtung vorgegeben. „Wir nahmen ursprünglich an, dass das krebstreibende Fusionsgen für die richtigen Tumorstammzellen ausreicht um Krebs auszulösen. Wir probierten das Offensichtliche und haben die Zellen zusätzlich vor dem EWS-FLI1 vermittelten Tod geschützt“, sagt Javaheri. Sie hat deshalb das EWS/FLI1 Fusionsgen in Stammzellen mit einem Gen kombiniert, das zellulären Selbstmord verhindert. Durch Blockade des Zelltods konnten die Forschenden die Vorläuferzellen der Ewing Sarkome am Leben erhalten und entsprechende Tumoren erhalten. Damit gelang der Nachweis, dass tatsächlich die Stammzellen der Knochen zu Tumoren führen können, die dem menschlichen Ewing Sarkom äußerst ähnlich sind. Erste erfolgversprechende Therapieformen können bereits an diesem Mausmodell getestet werden.

Das Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung (LBI-CR)
Das LBI-CR konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Mausmodelle für Krebserkrankungen und deren Analyse um neue Einsichten über die Grundlagen von Krebserkrankungen zu erreichen. Das Institut forscht auf internationalem Niveau an den Grundlagen der Krebsentstehung mit modernsten genetischen Methoden. Mit einem besonderen Fokus für die Signalkooperation in Tumorzellen verfolgen die Forscher das Ziel wissenschaftliche Errungenschaften in neue therapeutische Ansätze zu übersetzen. Das LBI-CR führt seine Forschung in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, Medizinische Universität Wien, Veterinärmedizinische Universität, St. Anna Kinderkrebsforschung und der Firma TissueGnostics durch.