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Im Sinne Semmelweis‘: Händehygiene an der MedUni Wien und im AKH Wien deutlich über dem internationalen Schnitt

Symposium zum 200. Geburtstag von Ignaz Semmelweis am 21. Juni
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Der in Budapest geborene Wiener Chirurg und Geburtshelfer gilt als Pionier der Hygiene in der Medizin und als ein Kämpfer für den medizinischen Fortschritt.
Gegen starken Widerstand begründete er um 1847 an der ersten Wiener Geburtsklinik die strengen Händehygiene-Vorschriften in Spitälern. Damit konnte er die Sterblichkeit bei Kindbettfieber signifikant senken. Erst nach seinem Tod mit nur 47 Jahren wurden der große Arzt und Mediziner und seine Errungenschaften entsprechend gewürdigt. Er gilt als
einer der bekanntesten, zeitlebens verkannten Legenden der medizinischen Wissenschaft.

Das Ergebnis der aktuellen Prävalenz-Untersuchung: Im AKH Wien bzw. in den Universitätskliniken der MedUni Wien werden durchschnittlich 86 ml Desinfektionsmittel pro Patientenkontakt verwendet. „Damit liegen wir über dem internationalen Durchschnitt. Mit unseren vielen Aktionen zur Händehygiene in den vergangenen Jahren haben wir noch mehr Bewusstsein dafür geschaffen“, sagt Presterl. Auf Intensivstationen und insbesondere in der neonatologischen Intensivbetreuung liegt der Einsatz von Händehygiene noch weit höher.

Die "Entdeckung" der Händehygiene
Ignaz Semmelweis hatte Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt, dass es an Stationen, in denen die PatientInnen von geistlichen Schwestern und Hebammenschülerinnen betreut wurden, eine weitaus niedrigere Mortalität gab, als an Stationen, in denen Ärzte und Studierende arbeiteten, die auch Leichensektionen durchführten. Presterl: „Damals gab es eine enorme Diskrepanz zwischen 8,2 Prozent und 1 bis 2 Prozent Sterblichkeit.“ Semmelweis fand heraus, dass die Übertragung von infektiösem Material (Bakterien waren damals noch nicht bekannt) die Ursache der Infektionen und der damit verbundenen Sterblichkeit war. Er veranlasste die MedizinerInnen und Studierenden dazu, sich vor einer Entbindung bzw. der Untersuchung von schwangeren Frauen die Hände gründlich mit einer Chlorlösung und später mit Chlorkalk zu desinfizieren. Diese Hygiene-Maßnahme war höchst wirkungsvoll – die Sterblichkeit sank auf 1,3 Prozent. Später verschärfte Semmelweis seine Vorschriften dahingehend, dass die Hände vor jeder Untersuchung zu desinfizieren seien.

Händehygiene wirkt sofort
Heute weiß man: Optimale Händehygiene senkt die Infektionsrate um bis zu 30 Prozent – und das mit einer einfachen und sehr kurzen Tätigkeit: „Händehygiene ist simpel, effektiv und dauert weniger als 30 Sekunden, kann aber Leben retten“, betont Presterl. „Durch die steigende Zahl von multi-resistenten Krankheitserregern muss immer wieder an die Wichtigkeit der Prävention einer Übertragung von Infektionen und deren Erregern erinnert werden.“ Im AKH Wien bzw. an der MedUni Wien wird die Umsetzung der Händehygiene seit einigen Jahren mit der „Reine-Hände-retten-Leben“-Kampagne begleitet – mit Erfolg, wie die neuesten Zahlen belegen.

Dabei werden die fünf Momente der Händehygiene/-desinfektion in Erinnerung gerufen: 1) vor PatientInnenkontakt 2) vor einer aseptischen Tätigkeit 3) nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material 4) nach PatientInnenkontakt und 5) nach Kontakt mit der unmittelbaren Umgebung der PatientInnen.

Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, das die Krankenhaushygiene im Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten festgeschrieben hat.