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Start für Josephinum-Sanierung der MedUni Wien

Bauarbeiten für den Umbau des denkmalgeschützten Hauses aus dem 18. Jahrhundert sollen bis Frühsommer 2021 abgeschlossen sein
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(Wien, 23-09-2019) Das Josephinum, welches Sammlungen der Medizinischen Universität Wien beherbergt, wird von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) saniert. Jetzt starten die Bauarbeiten für den Umbau des denkmalgeschützten Hauses aus dem 18. Jahrhundert in der Währingerstraße 25.

"Die BIG investiert rund 11 Millionen Euro in den Umbau des Josephinums zu einem modernen Museum in einem geschichtsträchtigen Gebäude. Daher soll im Zuge der Sanierung der Originalzustand in Bereichen wie dem Hörsaal oder dem Vorplatz wiederhergestellt und so die Geschichte des Gebäudes gewahrt werden " – so BIG Geschäftsführer Hans-Peter Weiss – "Läuft alles nach Plan, sind die Bauarbeiten im Frühsommer 2021 abgeschlossen."

„Das Josephinum und die einzigartigen medizinhistorischen Sammlungen der Medizinischen Universität Wien gehören zum weltweiten Kulturerbe und müssen für zukünftige Generationen bewahrt werden. Neben den spektakulären und mit höchster Kunstfertigkeit im 18. Jahrhundert gestalteten Wachsmodellen der menschlichen Anatomie sowie den historischen Instrumenten, Büchern, Archivalien, und anderen Objekten ist es das Gebäude selbst, das in seiner möglichst ursprünglichen Form ein Zeugnis der Geschichte ist. Wir erneuern hier behutsam ein Haus, das in der Wiener Museumslandschaft einzigartig ist“, sagte MedUni-Wien-Rektor Markus Müller.

„Das 1785 erbaute Josephinum ist ein wesentliches Denkmal der Aufklärung in Wien und erinnert an die visionären Leistungen seines Namensgebers Joseph II“, erklärt die Leiterin des Josephinums, Christiane Druml. „Der Kaiser hat in diesem eleganten Gebäude die Ausbildung der Chirurgen revolutioniert. Das Herzstück des Josephinums ist der halbkreisförmige 9 Meter hohe Hörsaal, den wir im Rahmen der Renovierung wieder rückbauen lassen können. Dies ist mein größter Wunsch gewesen und ich bin sehr glücklich, wenn die 1785 mit 15 Gelehrtenporträts wie von Hippokrates oder Galen bemalten Wände, als Glanzstücke des Festsaales wiedererstehen können.“

© ARGE Josephinum Wien
© ARGE Josephinum Wien

Umbau & Sanierung
Nach den Plänen der ARGE Josephinum Wien, bestehend aus eep architekten und Gangoly Kristiner Architekten, wird das Haus mit hohem architektonischen Anspruch in seine ursprüngliche Form zurückgeführt und umfassenden Adaptierungen unterzogen, um einen dem Stellenwert der Sammlung entsprechenden Ausstellungsort zu schaffen.

Die Rekonstruktion beginnt bereits im Außenbereich mit der Neugestaltung des Vorplatzes. Die Begrünung des ehemaligen Exerzierplatzes weicht einer neuen Bodengestaltung in Anlehnung an den Originalzustand. Die zwei seitlichen Tore führen Besucher barrierefrei über den wiedererschlossenen zentralen Haupteingang in den Museumsbereich. Die sogenannte "Sala Terrena" wird zum Haupteingang hin geöffnet und nachträgliche Einbauten werden abgebrochen. Von diesem neuen Entreé aus gelangen die Besucher in die Ausstellungsräume, die sich zukünftig über das Erd- und das erste Obergeschoß erstrecken. Es wird eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses und den Wiener Medizinischen Schulen geben sowie zur Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus, zu den Sammlungen aus der Zahnmedizin und aus der Endoskopie. Auch der Tod Kaiserin Elisabeths wird in der Ausstellung thematisiert.

Ein Café im Erdgeschoß rundet den Ausstellungsbesuch ab. Im ersten Stock befinden sich der Lesesaal, die josephinische Bibliothek, die historischen Wachsmodelle (siehe auch Geschichte des Josephinums) sowie der Hörsaal. Der Hörsaal ist das Herzstück des Gebäudes und wird sich nach der Sanierung wie ursprünglich über das erste und zweite Obergeschoß erstrecken. Dazu werden die in den 60er Jahren nachträglich eingezogene Zwischendecke wie auch die Seiteneinbauten abgebrochen und historische Wandmalereien freigelegt. Auch die fixe Hörsaalbestuhlung wird durch flexibles Mobiliar ersetzt, um den Hörsaal neben Vorlesungen auch für Veranstaltungen oder temporäre Ausstellungen nutzen zu können.  

Für einen schlüssigen Museumsrundgang werden Räume umstrukturiert. So übersiedeln beispielsweise die über das Haus verstreuten Büros der Mitarbeiter des Josephinums gesammelt in das zweite Obergeschoß. Archive werden sowohl im zweiten Obergeschoß als auch im Dachgeschoß untergebracht.

Zur Modernisierung des Gebäudes werden die Haus- und Elektrotechnik erneuert, Barrierefreiheit hergestellt und ein entsprechendes Brandschutzkonzept umgesetzt. Die Umbauten werden in zwei Bauabschnitten durchgeführt, da beispielsweise die besonders heiklen Wachsfiguren innerhalb des Gebäudes verbleiben und nur umgesiedelt werden. Für die Dauer der Bauarbeiten ist das Museum für Besucher gesperrt.

Fassadensanierung
Die Fassade samt Fenstern wurde als vorgezogene Maßnahme bereits von Februar 2015 bis Mai 2018 um rund 3,1 Millionen Euro saniert. Bei der Fassade wurde der sogenannte Überrieb einer Sanierung aus den 50er/60er-Jahren komplett entfernt und der originale Feinputz restauriert. Außerdem wurden Vergipsungen an den Steinzierornamenten entfernt. Danach wurde die Fassade mit Kalkfarbe neu gestrichen.
Die Verbundfenster wurden, in enger Abstimmung und unter Kostenbeteiligung des Bundesdenkmalamtes, thermisch saniert. Als Vorbild dazu diente die Fenstersanierung des Kunsthistorischen Museums in der Wiener Innenstadt. Die Fenster werden bezüglich bauphysikalischer Erfordernisse weiter verbessert, um die heiklen Exponate vor Schäden zu bewahren und modernen Ausstellungserfordernissen zu entsprechen.

Geschichte des Josephinums
Das Josephinum wurde 1785 von Joseph II im Rahmen seiner radikalen Reformen als militär-chirurgische Akademie gegründet und von Isidore Canevale als herausragendes Bauwerk der Aufklärung erbaut. Mit dieser Gründung wurde die Ausbildung und Stellung der Chirurgen grundlegend verbessert, da diese dadurch erstmals in Mitteleuropa durch die Ausbildung nicht mehr nur einfache Handwerker, sondern zu akademisch ausgebildeten Ärzten wurden. Als wesentliches Lehrinstrumentarium hat Joseph II die knapp 1.200 in Florenz gefertigten anatomischen Wachsmodelle für seine neu gegründete Akademie privat in Auftrag gegeben und nach Wien transportieren lassen. Seither befinden sich die Modelle ohne Unterbrechung im Haus. Das Josephinum und seine Wachsmodelle stellen ein einzigartiges wissenschaftliches und künstlerisches Gesamtkunstwerk dar, das Signaturcharakter für die Medizinische Universität und für Wien hat.
Das Josephinum beherbergt bereits seit 1920 die Medizingeschichte und die bedeutenden medizinhistorischen Sammlungen der Medizinischen Universität Wien. Es ist Heim der Organisationseinheit Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin und seit Beginn 2016 auch des UNESCO Lehrstuhls für Bioethik an der MedUni Wien.