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Petra Heffeter und Walter Berger sind Inventors of the Year 2019 der MedUni Wien

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Bild: MedUni Wien/feelimage
v.l.n.r.: Rektor Markus Müller, Walter Berger, Petra Heffeter und Vizerektorin Michaela Fritz

(Wien, 14-01-2020) Petra Heffeter und Walter Berger vom Institut für Krebsforschung wurden im Rahmen des Neujahrsempfangs der MedUni Wien als „Inventors of the Year 2019“ ausgezeichnet. Sie gründeten gemeinsam mit WissenschafterInnen der Universität Wien das Spin Off "P4 Therapeutics", welches sich mit der Entwicklung neuer Platinkrebstherapeutika beschäftigt, insbesondere die Weiterentwicklung des vielversprechenden Wirkstoffs Albuplatin.

Die Erfindung wurde in Kooperation mit Christian Kowol und Bernhard Keppler vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien im Rahmen des Forschungsclusters „Translational Cancer Therapy Research“ durch jahrelange Forschung auf den Gebieten der chemischen Synthese und präklinischen Entwicklung von Platinderivaten ermöglicht.

Es gelang durch eine neue Strategie, den Wirkstoff „Albuplatin“ herzustellen. Dieser zeigt in präklinischen Modellen eine deutlich erhöhte Wirksamkeit und geringere Nebenwirkungen als die seit Jahrzenten etablierten Platintherapeutika.

Für die klinische Weiterentwicklung erfolgte im Frühjahr 2019 die Gründung des Spin-off Unternehmens "P4 Therapeutics" (P4T). Das Team besteht aus Heffeter, Kowol, Berger und Keppler, sowie Otto Kanzler und der Geschäftsführerin (CEO) Nadine S. Sommerfeld. Bereits wenige Monate nach der Gründung, konnte das junge Spin Off eine Pharmafirma als Partner gewinnen. Die Weiterentwicklung von Albuplatin erfolgt seither in enger Kooperation.

Bei den weiteren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von P4T werden Biomarker sowie Studien mit Kombinationstherapien mit besonderem Augenmerk auf Immuntherapeutika eine zentrale Rolle spielen.

Albuplatin wird als "Trojanisches Pferd" eingeschleust
Durch eine innovative Strategie wird die zunächst noch inaktive „Prodrug“ Albuplatin gezielt im Tumorgewebe angereichert, um dort selektiv durch die spezifischen Stoffwechseleigenschaften des Tumors aktiviert zu werden.

Der von sich aus gut verträgliche Wirkstoff Albuplatin bindet an das Eiweiß Albumin im Blut und wird damit weiter inaktiviert. Somit ist eine geringe Interaktion mit den gesunden Geweben und Organen zu erwarten. Zugleich wird Albumin hier als Transportmittel zum Tumor genutzt. Es dient vielen Krebsarten als wichtiger Nährstofflieferant und wird gezielt im Tumorgewebe zur Energiegewinnung abgebaut. Das körpereigene Eiweiß fungiert damit als natürlicher, biologisch abbaubarer Nanotransporter.
Durch die Albuminbindung wird Albuplatin, wie ein trojanisches Pferd, unbemerkt in die Tumorzellen eingeschleust und der aktive Wirkstoff erst vor Ort im Rahmen des Albuminabbaus freigesetzt. Dies führt zur gezielten Abtötung der Krebszellen. "Durch diese Strategie wird eine deutliche Steigerung der Aktivität des Wirkstoffs erzielt und gleichzeitig werden die Nebenwirkungen vermindert ", so die Biologin Petra Heffeter.

Der Einsatz platinhaltiger Wirkstoffe ist nicht ohne Nachteile: "Mangelnde Selektivität und schlechte Verträglichkeit bringen häufig gravierende Nebenwirkungen mit sich, welche die Lebensqualität des Patienten stark beeinträchtigen" erklärt Heffeter. Die Entwicklung neuer Platintherapeutika mit verbesserter Pharmakokinetik und erhöhter Tumorselektivität ist daher eine essentielle Aufgabe und stellt die Krebsforschung schon länger vor große Herausforderungen.

Im Jahr 2015 wurde beim Europäischen Patentamt eine prioritätsbegründende Patentanmeldung eingereicht. 2017 wurden die nationalen Anmeldungen in den USA, Europa, Canada, Australien, Israel, Japan, China, Mexiko, Indien, Singapur vorgenommen.

Petra Heffeter
Petra Heffeter studierte Biologie an der Universität Wien. Ende 2003 schloss sie das Studium mit einer Masterarbeit, die sie am Institut für Krebsforschung (IKF) verfasste, ab. Unmittelbar anschließend begann sie ebenfalls am IKF mit dem PhD-Studium, das sie im Oktober 2008 erfolgreich abschloss. Parallel dazu belegte sie den postgraduellen Kurs in Toxikologie an der MedUni Wien, den sie 2008 mit der Arbeit „Impact of Common Resistance Mechanisms on the Anticancer Activity of Three Novel Chemotherapeutics“ erfolgreich beendete. Mehrere Forschungsaufenthalte führten sie ins Ausland. Seit 2016 ist sie als Assistenzprofessorin am Institut für Krebsforschung tätig. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt: 2016 erhielt Heffeter den Förderpreis der Stadt Wien, 2016 den Otto-Kraupp Habilitationspreis, 2014 den INiTS award, 2014 den RIZ Genius award und 2011 den Forschungsentwicklungspreis des Fonds der Stadt Wien für innovative interdisziplinäre Krebsforschung.

Walter Berger
Walter Berger war nach Beendigung seines Biologie- und Germanistikstudiums drei Jahre als Projektmanager bei Hoechst Austria tätig. Sein Interesse an der Wissenschaft veranlasste ihn dazu, in die Forschung zurückzukehren und am Institut für Krebsforschung seine Doktorarbeit zu verfassen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Cambridge habilitierte er 2001 an der Universität Wien zum Thema Therapieresistenz in der Onkologie. 2010 wurde Berger die stellvertretende Leitung des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien übertragen. Im November 2013 wurde er zum Universitätsprofessor für Angewandte und Experimentelle Onkologie am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien berufen. Darüber hinaus ist der Krebsforscher aktives Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien.