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FWF-Akutförderung: Neues Wissen in der Erforschung von SARS-CoV-2

FWF bringt drei Projekte auf Schiene, eines davon von der MedUni Wien.
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 (Wien, 10-09-2020) Logistische Fragen in Zeiten der Pandemie, der Einfluss des Mund-Nasen-Schutzes auf das Sprachverständnis sowie die Dauer der Immunität nach einer SARS-CoV-2-Exposition werden mit Unterstützung des FWF in den jüngsten Akutprojekten des FWF untersucht – eines davon wird von Thomas Zelniker, Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien, geleitet. Darüber hinaus wurde das Akut-Förderungsprogramm des FWF bis Ende März 2021 verlängert. 

In einer weiteren außerordentlichen Präsidiumssitzung sowie einem beschleunigten Umlaufbeschlussverfahren des FWF-Kuratoriums wurden am 3. September drei weitere Akut-Projekte bewilligt. Insgesamt langten seit dem Beginn dieser Fast-Track-Schiene im FWF, die ein beschleunigtes Entscheidungsverfahren für Forschungsanträge, die sich mit der Prävention, Früherkennung, Eindämmung sowie der Erforschung von SARS-CoV-2 beschäftigen, bereits über 70 Anträge ein. Mehr als die Hälfte konnte bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von zwei Monaten bereits entschieden werden, acht Projekte wurden bisher bewilligt.

FWF-Akutförderung bis Ende März 2021 verlängert
Darüber hinaus beschloss das FWF-Präsidium, die Laufzeit des seit März 2020 laufenden Fast-Track-Verfahrens um weitere sechs Monate bis Ende März 2021 zu verlängern. „Die Corona-Krise ist noch nicht überstanden, wir benötigen nach wie vor rasch verfügbares, qualitätsgesichertes Wissen“, so FWF-Präsident Klement Tockner.

Coronaforschung dank Grundlagenforschung weit fortgeschritten
Die Corona-Krise hat Österreich und die Welt hart getroffen, ihre Auswirkungen werden uns – auch wirtschaftlich – noch Jahrzehnte beschäftigen. „Unsere einzige Chance, die Corona-Pandemie tatsächlich hinter uns zu lassen, sind ein wirksamer Impfstoff bzw. eine erfolgreiche Therapie“, erinnert Tockner an die großen Erwartungen in Wissenschaft und Forschung. Der FWF-Präsident weiter: „Eine Impfstoffentwicklung dauerte bislang gut 15 bis 20 Jahre, bei COVID-19 könnten es nur 15 bis 20 Monate sein – dank herausragender Grundlagenforschung in den letzten Jahren und dank gemeinsamer Anstrengungen zahlloser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“ Die Corona-Krise hat eindrücklich gezeigt wie wichtig eine vielfältige Forschungslandschaft für die Reaktionsfähigkeit eines Landes in Krisenzeiten ist.

Akut-Projekte: Logistische Fragen in Zeiten der Pandemie, das vom Mund-Nasen-Schutz beeinträchtige Sprachverständnis sowie die Dauer der Immunität nach SARS-CoV-2-Exposition
Um die Datenlage und den Wissensstand weiter zu verbessern, bringt der Wissenschaftsfonds FWF drei neue Forschungsprojekte mit einem Finanzierungsvolumen von rund einer Millionen Euro auf Schiene:

„SARS-CoV-2 Antikörper in Patienten und Gesundheitspersonal“
Thomas Zelniker, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Wien
Bis heute liegen nur limitierte Daten zur Prävalenz von SARS-CoV-2-Antikörpern als auch zur Dauer der Immunität nach SARS-CoV-2-Exposition vor. Darüber hinaus besteht nach wie vor ein ungedeckter Bedarf an der Identifizierung von Risikomarkern für eine Infektion mit SARS-CoV-2. Diese Studie besteht aus zwei Teilen: 1.) aus einer Längsschnittstudie, in die bis zu 3.000 Angehörige des Gesundheitspersonals der Medizinischen Universität Wien und des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien eingeschlossen werden und deren Antikörperstatus sechs Mal über einen Zeitraum von zwölf Monaten bestimmt wird, sowie 2.) aus einer seriellen Querschnittsstudie von je 3.000 unselektierten Patienten des AKH, die zu drei verschiedenen Zeitpunkten (d. h. insgesamt 9.000 Patienten) getestet werden. Die Erkenntnisse dieses Akut-Projekts werden relevante Informationen über die Seroprävalenz, die Dauer des Antikörpernachweises und ob diese als Indikator für eine Immunität dienen können sowie mögliche Reinfektionen liefern.

„Logistikentscheidungsunterstützung in der Pandemie“
Karl Franz Dörner, Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Wien
Durch die COVID-19-Pandemiekrise hat sich unser tägliches Leben verändert und wird es auch weiterhin sein. Nach der Lock-down-Phase und der Umsetzung der Politik der „shelter-in-place“-Politik wird nun vermehrt auf die Verfolgung der Ausbreitungswege von COVID-19, der Warnung von Menschen mit potenziell hohem Infektionsrisiko sowie der Isolierung von Infizierten und Angehörigen von Risikogruppen gesetzt. Diese neue Situation erfordert neue oder angepasste logistische Konzepte. So benötigen einerseits isolierte Menschen regelmäßige Hausbelieferungen, andererseits wird die auf der Rückverfolgung basierende Eindämmungsstrategie auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Coronatestungen führen. Bei all diesen Planungsherausforderungen ist weiterhin die physische Distanzierung zu beachten bzw. die physische Interaktion mit Menschen weiter zu reduzieren. Das führt dazu, dass Warenlieferanten und Testteams in homogenen Schichten arbeiten sollten und Schichtpläne dementsprechend robust sein müssen. Das bewilligte Akut-Projekt wird neue logistische Planungsmethoden einerseits für die Realisierung von Shelter-in-place- oder Stay-at-home-Politiken für Bürgerinnen und Bürger sowie andererseits für die erforderliche Zunahme von Tests entwickeln.

„Einfluss von Mund-Nasen-Schutz auf Sprachverständnis“
Nathan Weisz & Anne Hauswald, Zentrum für Neurokognitive Forschung, Universität Salzburg
Für die meisten Menschen ist ein funktionierendes Sprachverstehen im sozialen und beruflichen Alltag von entscheidender Bedeutung. In schwierigen Hörsituationen und v.a. für Hörgeschädigte (1,3 Milliarden weltweit laut WHO), ist die visuelle Verarbeitung v.a. von Lippenbewegungen eine wichtige „Hörhilfe“. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz (MNS) zur Reduzierung der Ausbreitung von SARS-CoV-2, verdeckt jedoch Lippenbewegungen, und hat somit vermutlich negative Konsequenzen für Hörleistung. Für die Frage, ob und wie die MNS-Politik zur Bekämpfung der SARS-CoV-2-Verbreitung v. a. für Hörgeschädigte belastend sein könnte, fehlt es aber an empirischen Belegen. Das bewilligte Akut-Projekt zielt darauf ab, zu verstehen, wie verdeckte Lippenbewegungsinformationen unter Verwendung von MNS offene (z. B. Verstehen, subjektive Anstrengung) und aus neuronalen Daten inferierte (z. B. Tracking, physiologisch basierte Schätzungen der Verständlichkeit und Anstrengung) sprachbezogene Prozesse beeinflussen.

FWF Der Wissenschaftsfonds
Der FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung. Er unterstützt – nach internationalen Qualitätsmaßstäben – herausragende Forschungsprojekte sowie exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich der Gewinnung, Erweiterung sowie Vertiefung wissenschaftlicher Erkenntnisse widmen.