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MedUni Wien trauert um Hans Tuppy

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(c) Maya Mckechneay

(Wien, 08-05-2024) Mit Hans Tuppy verliert Österreich einen international anerkannten Biochemiker, engagierten Lehrer und visionären Wissenschaftspolitiker. Hans Tuppy verstarb im Alter von 99 Jahren in Wien. Neben zahlreichen weiteren Funktionen war Tuppy von 1970 bis 1972 Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Wien, heute MedUni Wien, der er bis zu seinem Lebensende eng verbunden war.

Hans Tuppy wurde am 22. Juli 1924 in Wien geboren. Sowohl sein Vater als auch sein Bruder fielen dem Krieg und dem Nazi Regime zum Opfer. Nach der Matura im Kriegsjahr 1942 absolvierte Hans Tuppy das Studium der Chemie an der Universität Wien, u.a. bei Ernst Späth und Friedrich Wessely. Nach dem Studienabschluss im Jahr 1948 führte ihn sein beruflicher Weg dann auf Empfehlung des späteren Nobelpreisträgers Max Perutz nach Cambridge, wo er im weltberühmten Labor von Fred Sanger an der erstmaligen Sequenzierung eines Proteins, des Insulins, mitgearbeitet hat, für die Fred Sanger seinen ersten Nobelpreis bekommen sollte.

Sein nächster Karriereschritt führte Hans Tuppy an das Carlsberg Laboratory in Kopenhagen, von wo er 1951 an die Universität Wien zurückkehrte. Dort war er zuerst als Assistent am II. Chemischen Institut der Universität Wien und schließlich ab 1963 als Ordinarius am neu geschaffenen Institut für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien tätig. Hans Tuppy war von 1970 bis 1972 Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Wien (heute Medizinische Universität Wien) und von 1983–1985 Rektor der Universität Wien und Vorsitzender der Österreichischen Rektorenkonferenz. Seine Forschungstätigkeit war stets breit gefächert. Neben seinen biochemischen Arbeiten an verschiedenen interessanten Enzymen und Peptiden, forschte er auch im Bereich der Hormone, Nukleinsäuren und Viren. Mehrere seiner wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich mit neuen Erkenntnissen in der Blutgruppenchemie.

Hans Tuppy war nicht nur ein international anerkannter Biochemiker, sondern auch aktiv in der Wissenschaftspolitik engagiert, wo er sich erfolgreich für die Weiterentwicklung des Forschungsstandorts Österreich einsetzte. So war er an der Formulierung des Forschungsförderungsgesetzes beteiligt, das die Entstehung des Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) bewirkte. Seine langjährige Präsidentschaft im FWF setzte dort internationale Standards bei der Begutachtung und der Projektförderung und legte so den Grundstein für die Erfolge der österreichischen Wissenschaften. Als Visionär mit internationaler Erfahrung wirkte Hans Tuppy auch maßgeblich an der Gründung des Vienna BioCenter mit.

Von 1985 - 1987 stand er als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vor. Von 1987 bis 1989 war er Bundesminister für Wissenschaft und Forschung. Danach kehrte Tuppy in die Wissenschaft zurück und blieb auch nach seiner Emeritierung in der Lehre tätig. Bis ins hohe Alter war Hans Tuppy ein geschätztes Mitglied der Max Perutz Labs von Universität Wien und Medizinischer Universität Wien.

Für sein Wirken erhielt Hans Tuppy zahlreiche Ehrungen: Neben verschiedenen Ehrendoktoraten und dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst sowie der Wilhelm-Exner-Medaille wurde er mit dem Ludwig-Wittgenstein-Preis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet und war Träger des Großen Goldene Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Im Jahr 2019 erhielt er die Ehrennadel der Medizinischen Universität Wien.