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2021 Mai - Gabriela Sánchez Acosta

Dr.in Gabriela Sánchez Acosta

MedUni Wien RESEARCHER OF THE MONTH, Mai 2021

Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Dr.in Gabriela Sánchez Acosta aus Anlass der im Top-Journal „Journal of Allergy and Clinical Immunology (JACI)“ (IF 14.110) erschienenen Arbeit „IgE-blocking antibodies following SLIT with recombinant Mal d 1 accord with improved apple allergy“. [1]. Die multidisziplinäre Studie entstand im Rahmen des PhD-Studiums von Dr.in Gabriela Sánchez Acosta am Institut für Pathophysiologie uns Allergie Forschung in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr.in Barbara Bohle (Leiter des Instituts für Pathophysiologie und Allergie Forschung).

Allergen-spezifische IgG Antikörper: Schlüsselrolle in der erfolgreichen Behandlung der Apfelallergie?

Die Birkenpollen-assoziierte Apfelallergie betrifft ca. 70 Prozent der Birkenpollen-Allergiker und ist somit die häufigste Nahrungsmittelallergie bei Jugendlichen und Erwachsenen in Nordeuropa. Im Gegensatz zum saisonalen, durch Birkenpollen ausgelösten Heuschnupfen tritt die Apfelallergie ganzjährig auf, was die Lebensqualität betroffener Personen erheblich beeinträchtigt.
Die Birkenpollen-assoziierte Apfelallergie entsteht durch eine immunologische Kreuzreaktion zwischen dem Hauptallergen in Birkenpollen, Bet v 1, und dem strukturell verwandten Homolog im Apfel, Mal d 1. Aufgrund der Erstsensibilisierung gegen Bet v 1 reagieren Bet v 1-spezifische IgE Antikörper und T-Zellen auf Mal d 1, was zu allergischen Reaktionen auf Apfel führen kann. Obwohl die Birkenpollen-spezifische Immuntherapie eine sichere und effektive Behandlung der Birkenpollen-Allergie darstellt, haben zahlreiche Studien gezeigt, dass ihr Behandlungserfolg bei der Birkenpollen-assoziierten Apfelallergie eher begrenzt ist.
Auf der Suche nach effizienteren Behandlungsmöglichkeiten für die Birkenpollen-assoziierte Apfelallergie konnten wir nachweisen, dass die sublinguale Immuntherapie (SLIT) mit rekombinantem (r) Mal d 1 diese deutlich verbessert. Da der Therapieerfolg mit dem Auftreten von allergen-spezifischen blockierenden Antikörpern assoziiert ist, haben wir die Rolle der während der Behandlung entstandenen Mal d 1-spezifischen IgG Antikörper genauer untersucht.
Wir konnten zeigen, dass SLIT mit rMal d 1 allergen-spezifische IgG1, IgG2 und IgG4 Antikörper induziert. Serumproben, die nach der sublingualen Behandlung gewonnen wurden, enthielten Antikörper, welche die durch Mal d 1 ausgelöste IgE-vermittelte Aktivierung von Effektorzellen wirksam verhinderten und somit sogenannte blockierende Antikörper darstellten. Interessanterweise wurden Mal d 1-spezifische IgG1 Antikörper als die dominierende Subklasse der blockierenden Antikörper identifiziert. Des Weiteren konnten wir zeigen, dass der schützende Effekt dieser Antikörper durch ihre Bindung an Epitope, die ausschließlich auf Mal d 1, aber nicht auf Bet v 1 vorhanden sind, vermittelt wird.
Somit hat unsere Studie zum erstem Mal gezeigt, dass eine sublinguale Behandlung mit einem rekombinanten Nahrungsmittelallergen klinische Toleranz hervorruft, die auf Mal d 1-spezifischen blockierenden IgG1 Antikörpern basiert. Diese Ergebnisse stellen das derzeit vorherrschende Dogma in Frage, welches besagt, dass hauptsächlich Therapie-induzierte, allergen-spezifische IgG4 Antikörper für den blockierenden Effekt verantwortlich sind. Somit trägt unsere Studie auch zu einem besseren Verständnis der Pathophysiologie, die einer erfolgreichen Behandlung von Allergien zu Grunde liegt, bei.

Wissenschaftliches Umfeld

Gabriela Sánchez Acosta begann 2014 ihr Doktoratsstudium im Rahmen des PhD-Programms “Inflammation and Immunity” (IAI), finanziert durch den FWF – der Wissenschaftsfonds, in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr.in Barbara Bohle am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung. Dort erhielt Frau Sánchez Acosta ein intensives und breitgefächertes Training in experimentellen Techniken der Molekularbiologie, Immunologie und zellulären Allergologie. Eine dieser Techniken war die Produktion, Reinigung und Charakterisierung rekombinanter Allergene, welche sie für die Bestimmung spezifischer Antikörper in den Serumproben benötigte. Sie vertiefte ihr Fachwissen in Durchflusszytometrie und zellulären Assays und entwickelte eine sensitive Nachweismethode für die IgE-blockierende Kapazität von Antikörpern.
Im Lauf ihrer PhD-Ausbildung absolvierte Frau Sánchez Acosta einen Forschungsaufenthalt an der dermatologischen Abteilung der Philipps-Universität Marburg in Deutschland. Dort erlernte sie eine neuartige Methodik für den Nachweis von blockierenden Antikörpern, welche sie danach an der Medizinischen Universität Wien etabliert hat.
Gabriela Sánchez Acosta ist Mitglied nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften wie z.B. der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI), der Europäischen Akademie für Allergie und Klinischer Immunologie (EAACI) sowie der Young Scientist Association der Medizinischen Universität Wien.
Während ihrer PhD-Ausbildung hat Frau Sánchez Acosta als Junior Mitglied bei der Organisation von Veranstaltungen aktiv mitgearbeitet. Darüber hinaus hat sie an verschiedenen wissenschaftlichen Kongressen in Österreich und im Ausland teilgenommen und dort die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit präsentiert. Ihre Forschungsergebnisse wurden mehrfach ausgezeichnet sowie im April 2020 in dem peer-reviewed Topjournal “The Journal of Allergy and Clinical Immunology” (IF 14,1) veröffentlicht.

Zur Person

Gabriela Sánchez Acosta ist eine leidenschaftliche Wissenschafterin, die ihren Forschungsschwerpunkt auf Allergie und Immunologie gelegt hat. Sie wurde 1991 in Nantes, Frankreich, geboren. Schon sehr früh entwickelte sie großes Interesse an der Funktion des menschlichen Immunsystems, insbesondere wenn es durch Antigene oder Krankheiten beeinträchtig ist. Da es ihr größter Wunsch war und ist, ihre Forschungstätigkeit in den Dienst der Immunologie-Forschung zu stellen, legte sie den Fokus ihrer akademischen Ausbildung auf ein Parallelstudium bestehend aus ‘Research Medical Master of Biology’ an der Universität von Montpellier und einem Ingenieur-Studium der Chemie an der Nationalen Graduiertenschule für Chemie ebenfalls in Montpellier, Frankreich.
2014 bewarb sie sich erfolgreich für einen Platz im international angesehenen und sehr kompetitiven PhD-Programm “Inflammation and Immunity”, (IAI). Im Dezember 2014 begann sie ihre PhD-Ausbildung unter der Supervision von Frau Univ.-Prof. Dr.in Barbara Bohle am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung. Während ihres PhD-Studiums arbeitete sie eng mit internationalen Forschungspartnern zusammen und nahm an 27 nationalen und internationalen Konferenzen teil. Ihre Forschungsarbeiten wurden mit insgesamt 13 Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Im August 2020 schloss Frau Sánchez Acosta ihren PhD mit Auszeichnung ab. Als Postdoc setzt sie ihre Forschungsarbeit in der Arbeitsgruppe von Frau Univ.-Prof. Dr.in Barbara Bohle an der Medizinischen Universität Wien fort und charakterisiert die Eigenschaften von blockierenden Antikörpern in dem vom FWF – der Wissenschaftsfonds geförderten Projekt P32953. Dabei arbeitet sie in enger Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien.

Ausgewählte Literatur

  1. Sánchez Acosta G., Kinaciyan T., Kitzmüller C., Möbs C., Pfützner W. and Bohle B. IgE-blocking antibodies following SLIT with recombinant Mal d 1 accord with improved apple allergy. Journal of Allergy and Clinical Immunology. 2020;146(4):894-900.e2. (IF: 14.1)

Dr.in Gabriela Sánchez Acosta

Dr.in Gabriela Sánchez Acosta
Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Pathophysiologie und Allergieforschung
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien

T: +43 (0)1 40400-51010
gabriela.sanchezacosta@meduniwien.ac.at