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Frauenwege

Ao. Univ.-Prof.in Dr.in
Ersatzmitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen
von 2003 bis 2006

 

Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden?
Während meiner ersten klinischen Tätigkeit als Gastärztin an der hämatologisch/onkologischen Abteilung der Universitätskinderklinik in Graz bekam ich die Möglichkeit, an neuesten medizinischen Entwicklungen mitzuarbeiten, Daten auszuwerten und selbst im Rahmen von Meetings zu präsentieren. Die Arbeitsatmosphäre war sehr stimulierend und alle MitarbeiterInnen zeigten eine große Begeisterung an wissenschaftlich fundierten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen.
In meiner Ausbildungszeit zur Fachärztin für Innere Medizin arbeitete ich mit KollegInnen zusammen, die sehr belesen waren, Fachliteratur mit mir diskutierten und neueste Therapien in der Klinik etablierten. Auch fuhr ich mit ihnen zusammen auf internationale medizinische Kongresse, wodurch meine Begeisterung an der Hämatologie und Onkologie weiter stieg.

 

Wie verlief Ihr wissenschaftlicher Weg?
Während und nach meiner Tätigkeit als Gastärztin an der Universitätskinderklinik in Graz bewarb ich mich für eine Ausbildungsstelle in Kinderheilkunde. Da der Bereich der Hämatologie und Onkologie damals noch kein eigenes Department darstellte, war es für mich unmöglich, für dieses Spezialgebiet eine Ausbildungsstelle zu erhalten. Ich begann daher mit meiner praktischen Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin und bewarb mich an der III. Medizinischen Abteilung des LKH Graz für die internistische Ausbildung. Dort erhielt ich während meiner Turnusausbildung eine Ausbildungsstelle zur Internistin angeboten, die ich mit Begeisterung annahm. Da diese Abteilung eine ausgezeichnete klinisch-orientierte PatientInnenversorgung hatte, jedoch keine universitäre Einrichtung war, waren meine wissenschaftlichen Möglichkeiten sehr limitiert. Auch wollte ich mich vermehrt mit der Knochenmarktransplantation klinisch und wissenschaftlich beschäftigen. Daher bewarb ich mich gegen Ausbildungsende um ein Forschungsstipendium der Max-Kade-Foundation und ging an das Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, USA. Dieses gehört zu den größten Stammzelltransplantationseinrichtungen der Welt. Nach 9 Wochen klinischer Tätigkeit arbeitete ich im Labor der Gruppe "Transplantation Biology" bei Prof. Rainer Storb in einem präklinischen Modell zur Erforschung der hämatopoetischen Regeneration und Charakterisierung hämatopoetischer Stammzellen.
Ich erhielt nach Ablauf des Max-Kade-Stipendiums ein Forschungsstipendium der Aplastic Anemia Foundation und blieb insgesamt für 2 1/2 Jahre in den USA. Aus familiären Gründen kehrte ich dann nach Österreich zurück, arbeitete für 10 Monate am LKH Graz und erhielt dann eine Stelle an der Knochenmarktransplantation der Universitätsklinik für Innere Medizin I des AKH Wien. Hier habe ich ausgezeichnete Möglichkeiten, wissenschaftlich zu arbeiten und ich erhielt meine Venia docendi 1995.

 

Was sind Ihre Stärken und wie konnten Sie diese für Ihre Karriere nutzen?
Wenn ich davon überzeugt bin, dass Tätigkeiten, Therapien, Interventionen etc. sinnvoll sind, setze ich mich mit all meiner Kraft und Begeisterung dafür ein, dass diese durchgeführt werden. Dabei kann ich gut argumentieren, versuche mich gründlich auf Diskussionen vorzubereiten, um überzeugend zu sein. Ich bin auch bereit, dafür einen großen persönlichen Einsatz zu bringen und viel Zeit inklusive meiner Freizeit dafür aufzuwenden.
Ich bin sehr verlässlich, verantwortungsbewusst und habe eine große Bereitschaft, Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen.
Ich bin sehr kritisch, analysiere Daten, Informationen aller Art, reflektiere Situationen und meine Entscheidungen sowie Reaktionen meiner Umgebung.
Ich versuche, in allen Situationen basierend auf vorhandenem Wissen Entscheidungen zu treffen, tätig zu werden und bei fehlendem Wissen einen Plan zu erstellen und fundierte Fakten zu erreichen. Ich bin dabei sehr kritisch, streng, geradlinig und hasse Vages, Unverbindliches und Schwammiges.
Ich scheue mich nicht, Konsequenzen zu ziehen, so dies erforderlich ist.
Ich bin sehr kollegial, hilfsbereit und versuche, KollegInnen durch Wissen zu überzeugen und verabscheue autoritäres Gehabe.
Ich orientiere mich bei meinen Tätigkeiten an hohen Qualitätsstandards und erwarte diese auch von anderen.
Ich versuche, Routinetätigkeiten in hohem Ausmaß zu standardisieren, um Zeit und Energie für neue Konzepte zu haben und die Fehleranfälligkeit zu reduzieren.
Durch meine hohe Kritikfähigkeit, Geradlinigkeit und Korrektheit im Umgang mit Personen und Daten bin ich im Wissenschaftsbereich glaubwürdig.
Mein hoher persönlicher Einsatz stellte und stellt eine Entlastung für viele KollegInnen und Vorgesetzte dar.

 

Was sind Ihre wichtigsten Ressourcen gewesen, um Karriere machen zu können?
Im Rahmen meiner hochschulpolitischen Tätigkeit erlernte ich argumentieren, kritisches analysieren und Zusammenhänge erkennen. Auch verlor ich die Angst vor Autoritäten im "weißen Mantel".
Mein Selbstbewusstsein half mir, mich um Stellen zu bewerben, klinisch und wissenschaftliches Neuland zu betreten und Aktivitäten zu setzen.
Ich war in allen Abschnitten meiner wissenschaftlichen Laufbahn davon überzeugt, dass die jeweilige Tätigkeit mich begeistert, die Ergebnisse einen Fortschritt in der Medizin auf meinem Spezialgebiet darstellen und sich der hohe persönliche Einsatz damit für mich lohnt. Ich habe mir immer versprochen, dass ich nicht weiter auf einem Gebiet arbeiten und forschen werde, sollte sich dieses in meinen Augen nicht mehr als sinnvoll erweisen.
Ich arbeite mit großer Begeisterung, weil ich für mich und mein Spezialgebiet viele spannende klinische und wissenschaftliche Möglichkeiten sehe. Ich kooperiere sehr gerne mit anderen, schätze fundierte Diskussionen und neue Projekte. Innovative Ansätze, neues Terrain begehen, neue Konzepte entwickeln schätze ich mehr als Routinetätigkeiten.
Ich habe in meiner wissenschaftlichen Laufbahn ausgezeichnete Lehrer (nie Lehrerinnen) getroffen, die für mich als Vorgesetzte, Ausbildner und in ihrer fachlichen Kompetenz und persönlichen Integrität sehr entscheidend waren und sind.

 

Was war Ihr größter Misserfolg und was haben Sie daraus gelernt?
Ich habe geglaubt, dass durch hohen persönlichen Einsatz, Überzeugungsarbeit, Vorweisen von Positivergebnissen und hoher Zufriedenheit von MitarbeiterInnen, Strukturen an der Klinik geändert werden können und musste dabei erleben, dass Organisationsstrukturen, Positionen und definierte Verantwortungsbereiche nicht danach entschieden werden, wer dabei wie fachlich qualifiziert ist, sondern davon abhängig sind, wie jemand in ein nicht bekanntes, von den Entscheidungsgranden des Hauses im Geheimen entschiedenes Konzept passt. Dabei werden Netzwerke über das gesamte Haus mit Einschluss extramuraler Einrichtungen genutzt, um genehme Entscheidungen herbeizuführen. Mich konfrontiert mit diesen Entscheidungen so ohnmächtig zu erleben, hat mir so zu schaffen gemacht, dass ich zweimal schwer erkrankte. Ich habe daraufhin für mich beschlossen, mich nicht mehr um Positionen zu bewerben oder Strukturen zu ändern, weil ich den Intrigen, Untergriffen und Interventionen nicht gewachsen bin. Dies bedeutet für mich auch, dass ich für Bereiche der Systemerhaltung weniger Zeit und Einsatz zur Verfügung stelle und versuche, mich klarer dagegen abzugrenzen. Auch regen mich damit Unzulänglichkeiten im Haus weniger auf, wodurch ich emotional entlastet werde.
Ich bin von Kind auf davon ausgegangen, dass man/frau durch Leistung vorankommt. Dies ist mir in meinem Spezialgebiet auch international gelungen, bedeutet aber nicht, dass ich im eigenen Haus Anerkennung mit meiner Leistung finde.

 

War es für Ihren Karriereverlauf hinderlich, eine Frau zu sein?
Nein

 

Falls Sie Kinder haben: Was ist bzw. war an Unterstützung besonders hilfreich?
Habe keine Kinder

 

Welchen Ausgleich suchen Sie in Ihrer Freizeit?
Pflegen meiner Sozialkontakte (FreundInnen, Familienangehörige); Sport (Joggen, Langlaufen, Wandern); Qi Gong; Reisen; Lesen (Belletristik und Fachliteratur)

 

Tipps und Tricks
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