[in German:] (Wien, 06-07-2015) Michaela Bayerle-Eder und Sabina Baumgartner-Parzer von der MedUni Wien werden bei einer Studie mit Mitteln aus dem Bürgermeisterfonds der Stadt Wien unterstützt. Das Projekt über „Sexuelle Dysfunktion bei PatientInnen mit Adrenogenitalem Syndrom“ soll mit neuen Erkenntnissen die Betreuungsqualität Betroffener verbessern.
Das Projekt wurde von Michaela Bayerle-Eder und Sabina Baumgartner-Parzer von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie & Stoffwechsel an der Universitätsklinik für Innere Medizin III konzipiert und im Rahmen der Kooperation mit der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin (Leitung: Christian Egarter) der Universitätsklinik für Frauenheilkunde werden die gynäkologischen Untersuchungen der Patientinnen von Elisabeth Vytiska-Binstorfer durchgeführt.
Vererbte Stoffwechselerkrankung
Das Adrenogenitale Syndrom (AGS) ist eine autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, die durch verminderte Cortisol- und erhöhte Androgenspiegel charakterisiert ist. Letztere bewirken bei Mädchen verstärkte Körperbehaarung (Bartwuchs), eine Vermännlichung der äußeren Genitalien, Zyklusstörungen und Infertilität. Beide Geschlechter sind von verfrühter Pubertät, verminderter Körpergröße und in schweren Fällen von einer lebensbedrohlichen Salzverlustkrise betroffen.
Zusätzlich kann es auch zur Veränderung der äußeren weiblichen Genitalien kommen, die Rekonstruktionsoperationen nötig machen und für die Betroffenen einen großen Leidensdruck darstellen.
Bislang wenig beachtet wurden die mit der oben angeführten Symptomatik einhergehende (häufig immer noch tabuisierte) sexuelle Dysfunktion und die Einschränkung der Lebensqualität. Auch die verminderte Fruchtbarkeit spielt für die Betroffenen eine entscheidende Rolle .
Erstmals werden daher im Rahmen dieser Studie bei PatientInnen mit AGS Häufigkeit und Ausmaß der sexuellen Dysfunktion anhand einer Sexualanamnese und verschiedenen Fragebögen erhoben und mit klinischen, biochemischen und molekulargenetischen Daten verglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlage einer Verbesserung der Betreuungsqualität (Kommunikation, Anamnese, Therapie) darstellen.
Der „Bürgermeisterfonds der Stadt Wien“
Der "Medizinisch-Wissenschaftliche Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien" ist ein gemeinnütziger Fonds, der 1978 auf Initiative von Bürgermeister Leopold Gratz gegründet wurde, und der zweimal jährlich Forschungsgelder vergibt. Er gewährt finanzielle Unterstützung für wissenschaftliche Forschungsarbeiten von ÄrztInnen, welche in Wien niedergelassen oder unselbständig in Wiener Anstalten (Krankenanstalten, Pflegeheime und Ambulatorien) bzw. im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig sind. Die Preise bzw. Förderungen werden zweimal jährlich vergeben.
Zu den Personen
Michaela Bayerle-Eder ist seit 2005 Fachärztin für Innere Medizin und hat sich 2006 habilitiert. 2008 schloss sie ein Executive MBA mit Auszeichnung ab. 2010 begann sie die sexualmedizinische Ausbildung in Wien, Oxford; Mailand und Amsterdam. Im Dezember 2012 legte sie die erstmals europaweit durchgeführte Zusatzfacharztprüfung für Sexualmedizin ab. Im Jänner 2015 war sie Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und sexuellen Gesundheit.
Sabina Baumgartner-Parzer absolvierte das Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität Wien und promovierte zum Dr.rer.nat.techn. Nach Forschungsaufenthalten an der Harvard Medical School habilitierte sie im Fach Medizinische Biochemie an der Universität Wien. Im Jahr 1998 wurde ihr der Titel einer außerordentlichen Universitätsprofessorin verliehen. Sie leitet die Forschungslaboratorien an der Klinischen Abteilung für Endokrinologie & Stoffwechsel der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der MedUni Wien und fungiert als Qualitätsmanagerin.
Von links nach rechts: Michaela Bayerle-Eder, Elisabeth Vytiska-Binstorfer, Christian Egarter und Sabina Baumgartner-Parzer