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[in German:] Hoffnung auf weitgehende Eindämmung von Gehirnschädigungen bei Multipler Sklerose

(Wien, 19-12-11) Eine multizentrische Studie unter Mitwirkung der MedUni Wien zeigt erstmals, dass bei Multipler Sklerose Entzündungen bereits in frühem Stadium zu Schädigungen in der Hirnrinde führen. Bisher war man der Ansicht, dass neurodegenerative und daher nicht behandelbare Ursachen in einem späteren Stadium dafür verantwortlich seien und diese Schäden sozusagen als Sekundärphänomen auftreten. „Diese Erkenntnis gibt uns die Hoffnung, dass es gelingt, die durch die Kortexschädigung auftretenden Probleme wie Gedächtnisstörungen auch durch entzündungshemmende Therapien eindämmt werden können“, sagt Hans Lassmann von der Abteilung für Neuroimmunologie an der MedUni Wien.

[in German:] (Wien, 19-12-11) Eine multizentrische Studie unter Mitwirkung der MedUni Wien zeigt erstmals, dass bei Multipler Sklerose Entzündungen bereits in frühem Stadium zu Schädigungen in der Hirnrinde führen. Bisher war man der Ansicht, dass neurodegenerative und daher nicht behandelbare Ursachen in einem späteren Stadium dafür verantwortlich seien und diese Schäden sozusagen als Sekundärphänomen auftreten. „Diese Erkenntnis gibt uns die Hoffnung, dass es gelingt, die durch die Kortexschädigung auftretenden Probleme wie Gedächtnisstörungen auch durch entzündungshemmende Therapien eindämmt werden können“, sagt Hans Lassmann von der Abteilung für Neuroimmunologie an der MedUni Wien.

 

Was genau die Multiple Sklerose (MS) verursacht, ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das menschliche Immunsystem sein eigenes Myelin attackiert und zerstört. Myelin ist eine lipidreiche Biomembran, die den Fortsatz einer Nervenzelle umgibt und schützt. Ist das Myelin kaputt, ist die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper gestört und führt zu Symptomen der Multiplen Sklerose wie Erblindung, Taubheit oder Gedächtnisstörungen. In Österreich gibt es rund 8.000 MS-PatientInnen.

Ziel: Wirksame Therapien gegen die Entzündungen im Gehirn
Behandelt wird die Multiple Sklerose mit anti-entzündlichen Therapien, die vorwiegend im peripheren Immunsystem und nur bedingt im Gehirn wirken. Lassmann: „Das Resultat der Studie, bei der hunderte Gehirn-Biopsien untersucht wurden, könnte der Anstoß für weitere Forschungen sein, um die Therapien dahingehend weiterzuentwickeln. Wir haben eine Menge Türen geöffnet, um neue Fragestellungen in der Behandlung von Multipler Sklerose anzugehen.“

Man könne demnach davon ausgehen, dass es sich bei MS um eine entzündliche und nicht um eine neurodegenerative Erkrankung wie etwa die Alzheimer-Demenz handle, betonte die Erstautorin, Claudia Lucchinetti von der Mayo Clinic in Rochester, USA.

„Extrem erfolgreiche Kooperation“
Die Neurologin Lucchinetti war früher Schülerin von Hans Lassmann an der MedUni Wien. Aus dieser Zusammenarbeit resultierte später jene Kooperation zwischen den beiden Universitätskliniken, der nun auch diese Studie entsprang. „Das ist seit 15 Jahren eine extrem erfolgreiche Zusammenarbeit, die auch als eines der Flaggschiffe der amerikanischen MS-Gesellschaft gilt“, erklärt Lassmann. Zahlreiche erfolgreiche Studien wurden in dieser Kooperation bereits durchgeführt. An der aktuellen Studie, die jetzt im New England Journal of Medicine publiziert wurde, arbeiteten zudem WissenschafterInnen von der Universität Göttingen mit.

Service: New England Journal of Medicine
Inflammatory Cortical Demyelination in Early Multiple Sclerosis“; Claudia F. Lucchinetti, M.D., Bogdan F.G. Popescu, M.D., Ph.D., Reem F. Bunyan, M.D., Natalia M. Moll, M.D., Ph.D., Shanu F. Roemer, M.D., Hans Lassmann, M.D., Wolfgang Brück, M.D., Joseph E. Parisi, M.D., Bernd W. Scheithauer, M.D., Caterina Giannini, M.D., Stephen D. Weigand, M.S., Jay Mandrekar, Ph.D., and Richard M. Ransohoff, M.D. N Engl J Med 2011; 365:2188-2197December 8, 2011.