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[In German:] Malaria: Genetische Gründe für Arzneimittelresistenz identifiziert

Was die Erreger gegen Artemisinin unempfindlich macht - Studie unter Beteiligung von Wiener Tropenmedizinern

[In German:] Wien/Washington (APA) - Mit jährlich fast einer Million Toten bleibt Malaria eine der gefährlichsten Krankheiten. Eine Studie der MedUni Wien, die Ende 2008 im "New England Journal of Medicine" erschienen ist, erbrachte die ersten Beweise für die Existenz von Resistenzen gegenüber dem wirksamsten und wichtigsten Malariamedikament im Westen Kambodschas – Artemisinin. Jetzt hat ein internationales Forscherteam bei den Erregern (Plasmodium falciparum) genetische Charakteristika identifiziert, die für eine Überwachung der Resistenzsituation geeignet sein könnten.

Shannon Takala-Harrison (Zentrum für Impfstoffentwicklung an der Universität von Maryland in Baltimore in den USA) und die Co-Autoren, unter ihnen Harald Noedl und sein Team von der MedUni Wien, berichten über ihre Ergebnisse in PNAS (online). Demnach konnten sie durch die Genotypisierung von Plasmodium falciparum-Parasiten insgesamt vier minimale Genomveränderungen (SNPs) auf Chromosom zehn, 13 und 14 der Malaria-Erreger identifizieren, die mit einem reduzierten klinischen Ansprechen auf die Therapie auf der Basis von Artemisinin in Verbindung zu bringen sind. Die Wissenschafter: "Die Mechanismen müssen erst verstanden werden. Aber zwei der SNPs (auf Chromosom 10 und 13 der Erreger) können Marker darstellen, mit denen man die Resistenzentwicklung in Südostasien überwachen könnte."

In der Behandlung der Malaria ist die derzeit wichtigste Gruppe der Medikamente jene der sogenannten Artemisinine. Diese werden aus einjährigem Beifuß (Artemisia annua) gewonnen, einer vor allem in Ostasien weitverbreiteten Pflanze. Dank ihrer hervorragenden Wirksamkeit haben die Artemisinine einen beispiellosen Siegeszug in der Therapie angetreten. Praktisch alle derzeit verfügbaren Malariatherapien basieren in irgendeiner Form auf einem Verwandten des Pflanzeninhaltsstoffes. Obwohl die WHO die Verwendung dieser Substanzen nur noch in Kombination mit anderen Wirkstoffen zulässt, um die Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung zu reduzieren, kam es in den vergangenen Jahren zu einer zunehmenden Verschlechterung der Situation in Südostasien.

2006/2007 wurde unter der Leitung von Harald Noedl vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien im Westen Kambodschas eine groß angelegte klinische Studie durchgeführt. Diese war speziell auf die Untersuchung möglicher Artemisininresistenz ausgelegt - und belegte "erstmals ein deutlich schlechteres Ansprechen der Malariaparasiten auf Artemisinin und damit verbunden eine stark verzögerte Heilung der Patienten". Das publizierten die beteiligten Wissenschafter Ende 2008 im „New England Journal of Medicine“.

Die Resistenz sei bisher auf einzelne Parasitenstämme und eine relativ begrenzte Region entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze beschränkt, berichtete der Wiener Tropenmediziner damals. Sollte sie sich aber verbreiten, sieht man eine große Gefahr für die Malaria-Bekämpfung. "Eine Ausbreitung könnte aus unserer Sicht eine der größten Katastrophen in der Geschichte der Malariakontrolle im 21. Jahrhundert auslösen", stellten die Wissenschafter damals fest.