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[in German:] MedUni Wien: "Forschung braucht Zeit und Geld"

(Wien, 02-12-2011) Universitätsvorlesung mitten in brisanter Spardiskussion im AKH - Töchterle hält Probleme für lösbar.

[in German:] (Wien, 02-12-2011) "Forschung braucht neben Begabung und Begeisterung Zeit und Geld. Geben Sie uns dies bitte!" - Mit diesen Worten leitete Freitag am späten Vormittag Hubert Pehamberger die Universitätsvorlesung der MedUni Wien für das Jahr 2011 ein. Zu dem Anlass inklusive einer Podiumsdiskussion zur Hochzeit der derzeit brisanten Spardiskussionen rund um das Wiener AKH war auch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) erschienen. Er gelobte größte Anstrengungen, um die anstehenden Finanzprobleme zu lösen.

"Österreich ist sehr erfolgreich in der klinischen Forschung. Rund 35 Prozent des gesamten Wissenschafts-Output kommt aus dem Bereich der Medizin", sagte Markus Müller Vizerektor für Forschung der MedUni Wien. Allerdings, im Vergleich zu wissenschaftlich führenden Staaten wie Schweden oder die Schweiz betrage der Abstand in der klinischen Forschung rund 30 Prozent, in der Mathematik nur sieben Prozent. Müller: "Die erste Herausforderung ist das Geld. Die 'Leader'-Nationen investieren zumindest zweimal so viel in Grundlagenforschung wie Österreich." In Schweden seien das 49 Euro pro Einwohner, in der Schweiz 39,5 - in Österreich nur 18,5. Für klinische Forschung gäbe es in Österreich 50 Cent pro Kopf und Jahr, ein Bundesland wie die Steiermark unterstütze aber allein die Blasmusikkapellen mit einem Euro pro Einwohner und Jahr.

Derzeit befinden sich MedUni Wien und AKH in einer ausgesprochen heftigen Spardebatte. So sollen wegen eines Budgetlochs von angeblich neun Millionen Euro mit 1. Februar nur noch 146 statt bisher 172 Journaldienste (Nacht- und Wochenenddienste) durchgeführt werden. Befürchtet wird aber auch sonst ein deutliche Leistungseinschränkung.

Wissenschaftsminister Töchterle schnitt dieses Thema in seinem Statement sofort an und versprach intensive Bemühungen zur Lösung des Problems: "Ich bin intensiv bemüht, das Problem auf der Basis der Kenntnis der Ursachen zu lösen. Ich denke, wir schaffen das." Forschung und Spitzenmedizin der MedUni Wien bzw. am AKH seien international hoch angesehen und beachtet. Man müsse hier aber auch noch viel tun. Die aktuelle Diskussion habe er, Töchterle, anfänglich unterschätzt: "Ich habe unterschätzt, wie schnell und wie intensiv das in die Medien kommt." Der Minister sprach auch davon, dass er selbst erst jüngst - im Fall eines Mitarbeiters - Zeuge fachlich hervorragender medizinischer und menschlich bestechender Leistungen in der Patientenbetreuung am Wiener AKH geworden sei.

MedUni Wien-Rektor Wolfgang Schütz und AKH-Chef Reinhard Krepler betonten, dass man bereits so kooperiere als gäbe es schon eine gemeinsame Betriebsgesellschaft für Patientenbetreuung, Forschung und Lehre. Hier fehle es aber noch an der endgültigen Regelung, welche nur die Politik bereitstellen könne. Beide betonten, dass man die Probleme in Verhandlungen lösen müsse. Krepler bei einer von "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter moderierten Podiumsdiskussion: "Wir brauchen keine Mediatoren. Wir haben einen vernunftgesteuerten Dialog." Von Minister Töchterle habe er, Krepler, keine andere Aussage erwartet, als jene, sich für eine Lösung voll einzusetzen.

Freilich, auf der Seite der Ärzteschaft im AKH bzw. den Universitätskliniken wird weiterhin auf die kritische Lage durch die Sparpläne hingewiesen. Ärztevertreter Thomas Szekeres gegenüber der APA: "Die Einsparungen sind untragbar." Man erhebe derzeit an den einzelnen Universitätskliniken genau die vorhersehbaren Auswirkungen einer Reduktion der "Diensträder". Ein Beispiel, so der Standesvertreter: "Wenn im Wiener AKH nicht mehr zwei volle Dienstmannschaften in der Nacht und am Wochenende vorhanden sind, kann man einfach nicht mehr zwei Schwerverletzte gleichzeitig versorgen."

Ein Minus von 14 Prozent an solchen Diensten - wie geplant - könne im Einzelfall den gesamten Ausfall einer Versorgungseinheit bedeuten. Und schließlich: Es gehe nicht um das vordergründig genannte Budgetloch von neun Millionen Euro in diesem Jahr, vielmehr um den Ausgleich der Inflation.