[in German:] (Wien 11-10-2012) Die rheumatoide Arthritis (RA), an der rund ein Prozent der Weltbevölkerung leidet, wird oft sehr unterschiedlich therapiert. Einheitliche internationale Empfehlungen gab es bis jetzt nicht. Nun wurde unter Federführung von Daniel Aletaha und Josef Smolen von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien / AKH Wien einerseits ein internationaler diagnostischer Algorithmus entwickelt, der die Früherkennung leichter macht, andererseits ein europäischer Therapiealgorithmus erarbeitet, der die Ausgangsbasis für die Entwicklung eines personalisierten Therapie-Rasters von Rheuma-PatientInnen sein soll.
„Wir arbeiten an der MedUni Wien bereits mit diesem Raster zum Wohle unserer Patientinnen“, sagte Smolen. „Am Ende soll eine exakte personalisierte Therapie stehen, bei der wir ganz genau wissen, welcher Patient bzw. welche Patientin wann, wie lange und in welcher Form therapiert werden muss,“ ergänzte Aletaha.
Mit Hilfe des Therapiealgorithmus, der die einzelnen Therapieschritte in 15 Punkten genau festlegt, kann früher als bisher erkannt werden, wenn die Therapie nicht anspricht. Man kann dann frühzeitig auf ein anderes Therapeutikum umsteigen. Ziel aller Maßnahmen ist es, früh im Krankheitsprozess das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen, den Zerstörungsprozess des Gelenks zu verlangsamen und die Remission, also das dauerhafte Nachlassen der Krankheitssymptome, zu erreichen.
Anlässlich des Welt-Rheumatags am (morgigen) Freitag wiesen die Rheumatologen erneut darauf hin, dass eine vom Betroffenen selbst vorgenommene Änderung der Medikation, zu der viele Rheuma-PatientInnen bei Nachlassen der Symptome neigen, „schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann“. Smolen: „Nachdem eine Remission erreicht wurde, ist es wichtig, diese auch aufrechtzuerhalten. Es ist daher unbedingt nötig, die Therapie weiterzuführen.“
MedUni Wien als europäisches Top-Rheumazentrum
Die Wiener Rheumatologie gilt in Europa als „das“ führende Zentrum. Josef Smolen war erst im Juli 2011 vom „Labourjournal online“ als der am meisten zitierte Rheumatologe im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet worden.
Etwa ein Prozent der Bevölkerung weltweit ist von rheumatoider Arthritis betroffen, an der Universitätsklinik der MedUni Wien im AKH Wien werden derzeit rund 2.000 PatientInnen – 75 Prozent davon sind Frauen – behandelt.
An der MedUni Wien / AKH Wien wird derzeit auch an neuen und besseren Erkennungs- und Behandlungspfaden für andere rheumatische Erkrankungen gearbeitet, um Behandlungsmaßnahmen besser und, idealerweise, personalisiert einleiten zu können. So arbeitet etwa Klaus Bobacz daran, die Röntgendiagnostik der Arthrose zu optimieren, Kurt Redlich an neuen Wegen bei Morbus Bechterew (eine chronisch-entzündliche Erkrankung vor allem an der Wirbelsäule und am Becken) und bei Psoriasisarthritis, einer Gelenkentzündung, die in Verbindung mit einer Schuppenflechte auftritt, und Esther Jimenez und Miriam Gärtner widmen sich Fragen der Prädiktion der Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis bei bisher Gesunden.