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[in German:] Neue Risiko-Skala für Herzpatienten

Die Sache ist zum Patent angemeldet: Deutsche und österreichische GefäßforscherInnen haben die erste Risiko-Skala für PatientInnen mit stabiler koronarer Herzkrankheit entwickelt. Das soll die Behandlung individueller machen und in der täglichen Praxis bessere Prognosen ermöglichen.

[in German:] (Wien, 11-07-2012) Die Sache ist zum Patent angemeldet: Deutsche und österreichische GefäßforscherInnen haben die erste Risiko-Skala für PatientInnen mit stabiler koronarer Herzkrankheit entwickelt. Das soll die Behandlung individueller machen und in der täglichen Praxis bessere Prognosen ermöglichen.

 

"Solche Risiko-Scores gab es bisher schon für die primäre Verhinderung der koronaren Herzkrankheit und für Patienten mit akutem Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Herzinfarkt, Anm.). Für Kranke mit einer stabilen Koronarkrankheit existierte das noch nicht", erklärte Alexander Niessner von der Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien.

Die WissenschafterInnen suchten deshalb nach den in der täglichen Arbeit praktikabelsten und aussagekräftigsten Parametern, um das Langzeit-Risiko von Menschen mit durch Atherosklerose verengten Herzkranzgefäßen ohne akuten Bedarf einer Gefäßdilatation bzw. Stent-Implantierung oder einer Bypass-Operation zu bestimmen. Danach sollte sich ja eine möglichst individuell abgestimmte medikamentöse Therapie richten.

Die AutorInnen der vor kurzem im "European Heart Journal" publizierten Studie unter Federführung von Georg Goliasch (MedUni Wien/Innere Medizin II) nahmen insgesamt 547 derartige Patienten auf und überwachten sie im Durchschnitt 11,3 Jahre lang. Aus den verschiedensten Daten wurden schließlich an Parametern das Alter, die Pumpfunktion der linken Herzkammer (linksventrikuläre Auswurffraktion; LVEF), die Konzentration des Cholinesterase-Enzyms (aus der Leber) und des Kreatinins (Nierenparameter), die Herzfrequenz und der HbA1C-Wert (mittelfristige Blutzuckerkonzentration) als am aussagekräftigsten identifiziert.

Niessner: "Die Vorhersagegenauigkeit bezüglich des Überlebens über zehn Jahre hinweg war sehr hoch." Sie betrug 77 von 100 möglichen Punkten. Bisher verwendete Scores landeten bei einer Aussagekraft von knapp über 60 Punkten. Der Kardiologe: "Mit den aufwendigsten Tests könnte man theoretisch auf 82 Punkte kommen, für uns ging es aber bei dem 'Vienna and Ludwigshafen Coronary Artery Disease' Risiko-Score (VILCAD, Anm.) um eine Skala, die leicht verwendet werden kann."

Die Sache wurde bereits zum Patent angemeldet. Eine aus der Skala abgeleitete und noch einmal vereinfachte Einteilung mit nach den sechs Parametern zu vergebenden Punktewerten stellte sich als fast ebenso genau heraus. Da würde bei einem Punkt das Mortalitätsrisiko eines 74-jährigen Patienten über zehn Jahre hinweg beispielsweise 37 Prozent betragen, bei fünf Punkten wegen mehrerer Risiken gar 89 Prozent. Dem entsprechend könnte die Intensität der Behandlung abgestimmt werden.

Die deutschen Wissenschafter überprüften die Ergebnisse im Rahmen der Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health study (LURIC) an Hand der Daten von 1.275 Patienten aus einer dort durchgeführten Langzeit-Studie. Dabei stellte sich die Risikoskala auch bei den Patienten des deutschen Zentrums als valide heraus. "Das neue Punktesystem ist ein weiterer wichtiger Schritt bei der praktischen Umsetzung des Konzepte der personalisierten Medizin in der täglichen Praxis", meinte Winfried März, der wissenschaftliche Leiter des LURIC-Studie.