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[in German:] Neues Antihormon-Medikament bei Prostatakrebs erfolgreich getestet

Arzneimittel hilft bei fortgeschrittenem Karzinom, das auf Kastration nicht mehr anspricht - Auch ohne Chemotherapie - MedUni Wien-WissenschafterInnen an Studien beteiligt.

[in German:] (Wien/San Francisco, 27-01-2014) - Ein relativ neues Arzneimittel, das den Androgen-Signalweg auf mehrfacher Ebene blockiert, hilft Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom, bei denen eine Kastration per Medikament oder Chirurgie keine Wirkung mehr zeigt. Dies erfolgt auch ohne Chemotherapie. Das hat eine Studie ergeben, an der auch Wiener Wissenschafter beteiligt waren.

Die Resultate werden am Donnerstag in San Francisco bei einer Spezialtagung der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO) vorgestellt. Es handelt sich um die Ergebnisse von groß angelegten wissenschaftlichen Studien (1.700 Probanden) zur Wirksamkeit der Substanz Enzalutamid. Der Androgenrezeptor-Antagonist wurde gegen den sogenannten kastrations-resistenten Prostatakrebs (CRPC) entwickelt und hemmt das durch männliche Sexualhormone angeregte Tumorwachstum. "Tatsächlich, so die Daten, kann das innovative Therapeutikum das Sterblichkeitsrisiko der Patienten um 30 Prozent senken. Das Risiko, dass der Tumor weiter wuchs oder der Betroffene starb, konnte gegenüber einer Placebogruppe sogar um 81 Prozent gesenkt werden", hieß es am Montag in einer Aussendung.

"Die Daten, die am Donnerstag präsentiert werden", erklärte Michael Krainer, Leiter der Arbeitsgruppe Urologische Tumore an den Universitätskliniken der MedUni Wien im AKH, "beziehen sich dabei auf Patienten, die bisher noch keine Chemotherapie erhalten haben. Die neue Verwendungsmöglichkeit dieses Therapeutikums bietet für diese Patientengruppe eine wirksame Behandlungsalternative." Für Männer mit einem kastrations-resistenten Prostatakarzinom und Chemotherapie wurde das Arzneimittel bereits im vergangenen Jahr zugelassen.

Prostatakarzinome sind zumindest am Beginn ihrer Entwicklung hormonabhängig. Das heißt, dass sie als Wachstumsimpuls Androgene bzw. Testosteron benötigen. Deshalb wird fortgeschrittener Prostatakrebs auch mit antihormonell wirkenden Medikamenten ("chemische Kastration") behandelt. Mit der Zeit lässt aber die Wirkung nach. Die Möglichkeiten für eine effektive Chemotherapie in diesen Fällen sind begrenzt. Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass man durch noch stärker wirksame Substanzen, die antihormonell wirken bzw. den Signalweg der Hormone blockieren, doch noch ein Ansprechen auf die Therapie herbeiführen kann. Enzalutamid ist eine dieser Substanzen. Sie blockiert die Rezeptoren für Androgene an den bösartigen Zellen und greift auch in deren Wirkung im Zellinneren ein.

Enzalutamid wurde in einer wegen des absehbaren großen Erfolges vorzeitig abgebrochenen Studie an Zentren in den USA, Kanada, Australien, Russland, Asien und europäischen Ländern - so auch in Wien - erprobt. Bereits seit dem Jahr 2009 begleitet die Arbeitsgruppe Urologische Tumore am AKH Wien die Entwicklung und Zulassungen des Medikaments.

"So konnte im Rahmen von drei Studien bereits zahlreichen Patienten mit dem Medikament geholfen werden. Die Arbeitsgruppe gilt dabei europaweit als eine der renommiertesten Studienbegleiter im Bereich des Prostatakarzinoms: Seit dem Jahr 2002 wurden mehrere hundert Patienten in 17 klinische Studien aufgenommen. Das Spektrum deckt dabei alle modernen Therapiealternativen ab. Von der Chemo-über die Hormon- bis zur Immuntherapie. Tatsächlich ist die Gruppe sogar das größte Studienzentrum in ganz Europa für ein spezielles Immuntherapeutikum", hieß es in der Aussendung.

Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern weltweit die sechsthäufigste Todesursache infolge von Krebs. Bei pro Jahr rund 300.000 dieser Diagnosen in der EU leben rund zwei Millionen Männer mit dieser Erkrankung.