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[in German:] Neues Konzept der Blutplättchenhemmung zeigt vielversprechende Ergebnisse bei akutem Koronarsyndrom

[in German:] GLS-409 blockiert zwei Rezeptoren gleichzeitig und hemmt die Bildung von Blutgerinnseln

[in German:] (Wien, 13-01-2016) Bei der Therapie des akuten Koronarsyndroms gehört die Hemmung der Blutplättchen und damit der Blutgerinnselbildung zur Standardbehandlung. Der Angiologe Thomas Gremmel von der MedUni Wien hat nun als Gastprofessor an der Harvard Medical School im Rahmen einer Studie mit einem neuen Thrombozytenaggregationshemmer (GLS-409) gute Ergebnisse erzielt. Dieser ADP-Rezeptorantagonist blockiert nämlich gleich beide statt nur einen der Rezeptoren.

Bei PatientInnen mit akutem Koronarsyndrom zählt seit vielen Jahren die Gabe eines Adenosindiphosphat (ADP)-Rezeptorantagonisten zur Hemmung der Blutplättchen (Thrombozyten) zur Standardtherapie. Durch eine rasche und umfangreiche Blutplättchenhemmung soll bei den Betroffenen das Fortschreiten thrombotischer Ereignisse verhindert und das Ausmaß bestehender Gerinnsel der Herzkranzgefäße vermindert werden, um möglichst viel funktionsfähiges Herzmuskelgewebe zu erhalten. Die bisher verfügbaren ADP-Rezeptorantagonisten blockieren jedoch mit P2Y12 nur einen der beiden thrombozytären ADP-Rezeptoren. Der zweite Rezeptor P2Y1 wird durch diese nicht gehemmt und ermöglicht nach wie vor eine Aktivierung der Blutplättchen durch ADP.

Im Rahmen seiner Gastprofessur am „Center for Platelet Research Studies“ der Harvard Medical School in Boston (USA) hat Thomas Gremmel von der Klinischen Abteilung für Angiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II nun erstmals die Effekte eines neuen Thrombozytenaggregationshemmers (GLS-409) in vivo untersucht, der beide ADP-Rezeptoren der Blutplättchen zeitgleich blockiert. Dieser wirkt direkt ohne vorherige Verstoffwechselung und ist intravenös verfügbar, sodass die Wirkung sofort eintritt. Außerdem hat die betreffende Substanz eine sehr kurze Halbwertszeit, was besonders dann von Bedeutung ist, wenn es unter der plättchenhemmenden Therapie zu Blutungsereignissen kommt oder ein akuter operativer Eingriff (aortokoronare Bypassoperation) notwendig wird und eine Hemmung der Thrombozyten somit nicht mehr erwünscht ist.

In ihrem Projekt konnten Gremmel und seine Co-Autoren zunächst an Ratten zeigen, dass GLS-409 die durch ADP und Kollagen hervorgerufene Thrombozyten-aggregation effektiv hemmt. In einem zweiten Schritt wurde in einem Hundemodell des akuten Koronarsyndroms der unmittelbare Effekt auf die Blutgerinnselbildung in den Herzkranzgefäßen untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Verabreichung von GLS-409 im Vergleich zu Placebo die Blutgerinnselbildung in den Herzkranzgefäßen hemmt und zu einem deutlich besseren Blutfluss in diesen führt. Gremmel: „Der blutplättchenhemmende Effekt war in beiden Tiermodellen sofort nachweisbar, ohne die wichtigsten hämodynamischen Parameter (Blutdruck und Herzfrequenz) wesentlich zu beeinflussen.“

Schließlich wurden die Effekte von GLS-409 auf die Thrombozytenaggregation auch in Vollblut und plättchenreichem Blutplasma von gesunden ProbandInnen vor und zwei Stunden nach Aspiringabe untersucht und mit selektiven P2Y12- und P2Y1-Hemmern verglichen. Gremmel und seine Co-Autoren konnten dadurch zeigen, dass der plättchenhemmende Effekt von GLS-409 nicht durch die gleichzeitige Therapie mit Aspirin geschmälert wird. Gremmel: „Dies ist von großer Bedeutung, da alle Patienten mit akutem Koronarsyndrom Aspirin als zweiten Hemmer der Blutplättchen erhalten.“

Bereits niedrige Konzentrationen wirken
Zudem zeigte sich im Vergleich zu den anderen ADP-Rezeptorantagonisten, dass die Effekte auf die Thrombozytenaggregation bereits bei signifikant niedrigeren Konzentrationen des neuen Blutplättchenhemmers erzielt werden. Gremmel: „Die zur Hemmung der Blutplättchen notwendigen Konzentrationen von GLS-409 waren signifikant niedriger als bei selektiver Hemmung von P2Y12 oder P2Y1. Dies spricht für synergistische Effekte bei gleichzeitiger Hemmung von P2Y12 und P2Y1 und könnte positive klinische Auswirkungen haben.“

Die Ergebnisse der Studie wurden im Jänner 2016 im renommierten kardiovaskulären Journal Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology vorab online publiziert.

Service: Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology
Synergistic Inhibition of Both P2Y1 and P2Y12 Adenosine Diphosphate Receptors As Novel Approach to Rapidly Attenuate Platelet-Mediated Thrombosis -
Thomas Gremmel, Ivan B. Yanachkov, Milka I. Yanachkova, George E. Wright, Joseph Wider, Vishnu V.R. Undyala, Alan D. Michelson, Andrew L. Frelinger III, Karin Przyklenk http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26743169