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[in German:] Personalisierte Krebsmedizin: Seit Jahren angestrebt - jetzt machbar

Erste Anfänge vor 40 Jahren - erste Studien in den USA und Frankreich.

[in German:] (Wien, 24-04-2013) - Das Konzept der personalisierten Krebsmedizin - der zielgerichteten und individuellen medikamentösen Therapie für einen individuellen Tumor jedes Patienten - ist nicht ganz neu. Vor rund 40 Jahren bildete die Entdeckung, dass etwa 50 Prozent aller Mammakarzinome Östrogenrezeptoren im Zellinneren haben, die Basis. Doch die modernen molekularbiologischen Methoden sollen dem Konzept jetzt endgültig zum Durchbruch verhelfen.

"Der amerikanische Mediziner Charles B. Huggings, hat für die Entdeckung des Einflusses von Hormonen auf Krebstumore 1966 den Medizinnobelpreis bekommen. Der gebürtige Kanadier zeigte erstmals 1941, dass sich Krebszellen nicht unabhängig im Körper ausbreiten, sondern in Wachstum und Überleben von Hormonen und anderen chemischen Signalen beeinflusst werden. Damit ebnete er den Weg für moderne Chemotherapien gegen Prostata- und Brustkrebs", sagte Christoph Zielinski, Koordinator des Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH.

Unter anderem wies Huggins nach, dass das weibliche Geschlechtshormon Östrogen männliche Prostatatumoren kontrollieren kann. Später fand er heraus, dass sich 30 bis 40 Prozent aller fortgeschrittenen Brusttumore zurückbildeten, wenn die hormonproduzierenden Eierstöcke und Nebennieren entfernt wurden. Darauf basiert die weltweit millionenfach verwendete Diagnostik auf Östrogen-Rezeptor-positive oder –negative Mammakarzinome und die Entscheidung für oder gegen eine antihormonelle Therapie.

Die neue und auf der modernen Molekularbiologie beruhende personalisierte Krebsmedizin darüber hinaus lässt sich sehr gut aus einer Pilotstudie des US-Wissenschafters Daniel D. Von Hoff (Journal of Clinical Oncology/November 2010) ableiten: Die Wissenschafter untersuchten 86 Patienten mit metastasierten Tumorerkrankungen und nicht mehr wirksamer Therapie auf die individuellen Charakteristika der bösartigen Zellen und stimmten dann die Therapie zielgenau darauf ab. Das Ergebnis, so die Wissenschafter: "Bei 27 Prozent der Patienten gab es mit dieser molekularen Profil-Untersuchung (und der nachfolgenden Therapie, Anm.) eine längere Zeitperiode bis zum Fortschreiten der Erkrankung."

Frankreich engagiert sich bereits breit für die personalisierte Krebsmedizin: In einem Programm des Instituts Gustave Roussy - es bekommt rund 50 Millionen Euro an Förderungsgeldern für solche Projekte - befindet sich diese modernste Art der Krebstherapie-Abstimmung schon im Test. Bei Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs (Metastasen) wird aus Gewebeproben abgelesen, auf welches der zielgerichteten Medikamente am ehesten ein Ansprechen zu erwarten ist.

"Unsere Studie deutet darauf hin, dass man die personalisierte Medizin in der Krebstherapie einführen sollte", sagte beim Europäischen Krebskongress in Wien im Oktober vergangenen Jahres Monica Arnedos (Gustave Roussy).

Es geht um jene Frauen mit einem Mammakarzinom, bei denen es bereits zur Absiedelung von Metastasen und damit zur Unheilbarkeit gekommen ist. Die Expertin: "Wir wollen wissen, mit welcher Technologie man die Charakteristika des Genoms der bösartigen Zellen aus den Metastasen am besten bestimmt und diese Veränderungen identifiziert. Dann soll eine Therapie mit dem für diese Mutationen am besten geeigneten zielgerichteten Arzneimittel (monoklonale Antikörper, Enzymhemmer etc.) erfolgen. Und schließlich wollen wir wissen, ob dieser Zugang auch die Behandlungsergebnisse verbessert."

Nach einer Pilotphase waren bis dahin schon rund 400 Patientinnen aufgenommen worden. Bei 251 konnte eine Analyse des gesamten Genoms der Zellen aus Metastasen erfolgen. Bei 69 Prozent oder 172 der Probandinnen zeigten sich in den Analysen Gen-Veränderungen. Für 26 konnte ein potenziell perfekt passendes Arzneimittel identifiziert werden. Erst im Fall eines Voranschreitens der Erkrankung erhalten sie dann diese Therapie. Monica Arnedos: "Das war bisher bei acht Patientinnen der Fall. Man kann diese Verfahren bereits recht schnell in Spitälern etablieren. Wichtig ist, dass diese Patientinnen dann auch Zugang zu den Medikamenten erhalten."