Skip to main content Deutsch

[In German:] Verbesserte Überlebenschancen von PatientInnen mit nicht-malignen Hirntumoren

Aktuelle Studie des österreichischen Hirntumorregisters unter maßgeblicher Mitarbeit von WissenschafterInnen der MedUni Wien.

(Wien, 22-01-2014) Die Diagnose eines malignen Hirntumors bedeutet für die Betroffenen meist eine deutliche Verkürzung des Überlebens mit oft dramatischer Einschränkung der Lebensqualität. Wie aber überleben PatientInnen mit der Diagnose eines nicht-malignen Hirntumors? Diese Frage konnte nun im Rahmen einer aktuellen Studie des österreichischen Hirntumorregisters unter maßgeblicher Mitarbeit von ForscherInnen an der MedUni Wien näher beleuchtet werden, die jetzt im British Journal of Cancer publiziert wurde.


Im Gegensatz zu Krebserkrankungen sind Tumore mit benignem oder intermediärem Verhalten (nicht-maligne Tumore) in den meisten Ländern, darunter auch Österreich, nicht meldepflichtig und werden daher kaum systematisch in Krebsregistern erfasst. “Primäre Hirntumore unterscheiden sich jedoch von anderen Tumorarten nicht zuletzt aufgrund ihrer Lokalisation im zentralen Nervensystem (ZNS) und der damit einhergehenden Nähe zu funktionell bedeutsamen Hirnarealen sowie des Risikos einer Hirndrucksymptomatik – auch unabhängig von ihrem biologischen Verhalten”, erklärt Adelheid Wöhrer, Fachärztin für Neuropathologie an der MedUni Wien (Klinisches Institut für Neurologie) und Mitarbeiterin des Österreichischen Hirntumorregisters.


Die Frage, inwieweit auch nicht-maligne Tumore des ZNS eine erhöhte Mortalität bedeuten, war bislang nur unzureichend untersucht. “Insbesondere Begleiterkrankungen wie Herzkreislauferkrankungen oder andere Krebserkrankungen sind ein limitierender Faktor für Outcome-Analysen, insbesondere, da es sich bei vielen nicht-malignen Hirntumoren um Erkrankungen mit einer per se günstigen Prognose handelt.” so Thomas Waldhör vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien.

Berücksichtigung anderer potenziell tödlicher Begleiterkrankungen
Umso wichtiger ist es daher, andere potenziell tödliche Begleiterkrankungen adäquat zu berücksichtigen und in geeigneten statistischen Verfahren festzuhalten. “Die Berechnung des relativen Überlebens gilt hier als Goldstandard, da es das Überleben der PatientInnen in Relation zu alters- und geschlechts-gematchten Kontrollprobanden der Allgemeinbevölkerung setzt”, sagt Monika Hackl vom Österreichischen Krebsregister bei Statistik Austria, die mit ihrer Expertise diese Studie maßgeblich vorangetrieben hat.
Die bislang aussagekräftigsten Überlebensdaten zu Patienten mit nicht-malignen Hirntumoren kamen von der Eurocare-Studie, die europaweit bei Betroffenen, die im Zeitraum von 1996-2002 diagnostiziert wurden, ein relatives Fünf-Jahres-Überleben von nur 85,0% feststellte. Im Vergleich zu diesen Baseline-Daten konnte das österreichische Hirntumorregister nun für den Zeitraum 2005-2010 eine deutliche Zunahme des relativen Fünf-Jahres Überlebens auf 96,1% nachweisen (97,4% bei benignen Hirntumoren, 90,2% bei intermediären Hirntumoren). Die relativen Fünf-Jahres Überlebensraten der einzelnen Tumortypen schwankten dabei zwischen 83,2% bei PatientInnen mit Hämangioperizytom, einem Tumor mit intermediärem Verhalten, bis hin zu 99,7% bei PatientInnen mit Schwannom, einem der häufigsten gutartigen Tumore.


Verbesserte Diagnostik und Therapie
Diese deutliche Zunahme des Überlebens auf Bevölkerungsebene interpretieren die Forscher in erster Linie als Umsetzung von Errungenschaften in Diagnostik und Therapie. Gleichzeitig weist die verbliebene erhöhte Restmortalität auf die Wichtigkeit einer kontinuierlichen epidemiologischen Überwachung dieser Tumorerkrankungen hin.


Diese rezente nationale Studie wurde durch das Zusammenwirken aller neuroonkologisch tätigen Zentren Österreichs möglich: “Konkretes Ziel ist es, in den nächsten Jahren das österreichische Hirntumorregister von einem Inzidenzregister hin zu einem Verlaufsregister zu entwickeln – ein ehrgeiziges Projekt, das von den Österreichischischen Gesellschaften für Neuropathologie (Anm.: ÖGNP) und Neuroonkologie (Anm.: SANO) getragen wird”, erklärten Johannes Hainfellner (Präsident der ÖGNP, Koordinator des Österreichischen Hirntumorregisters, interimistischer Leiter des Klinischen Instituts für Neurologie und Koordinator des Doktoratsstudium Clinical Neurosciences der MedUni Wien) und Stefan Oberndorfer, Leiter der Neurologie St. Pölten und derzeit amtierender Präsident der SANO.

Service: British Journal of Cancer
„Relative survival of patients with non-malignant central nervous system tumours: a descriptive study by the Austrian Brain Tumor Registry.“ Woehrer A, Hackl M, Waldhör T, Weis S, Pichler J, Olschowski A, Buchroithner J, Maier H, Stockhammer G, Thomé C, Haybaeck J, Payer F, von Campe G, Kiefer A, Würtz F, Vince GH, Sedivy R, Oberndorfer S, Marhold F, Bordihn K, Stiglbauer W, Gruber-Mösenbacher U, Bauer R, Feichtinger J, Reiner-Concin A, Grisold W, Marosi C, Preusser M, Dieckmann K, Slavc I, Gatterbauer B, Widhalm G, Haberler C, Hainfellner JA. Br J Cancer. 2013 Nov 19. doi: 10.1038/bjc.2013.714.