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Langjähriger Leiter der Abteilung für Labortierkunde in Himberg verstorben

Völlig unerwartet verstarb am 25.12.2015 HR Dr. Dieter Adamiker, einer der Pioniere der Labortierkunde in Österreich. Bis zuletzt war er seiner früheren Wirkungsstätte an der Medizinischen Universität Wien verbunden und, wenn auch nur noch in geringem Ausmaß, in deren Aufgaben involviert.


Nach beruflichen Erfahrungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (damals noch: Tierärztliche Hochschule), am Forschungszentrum Seibersdorf und am Kernforschungszentrum Karlsruhe übernahm er Ende 1973 das gerade fertig gestellte „Forschungsinstitut für Versuchstierzucht“ der Medizinischen Fakultät in Himberg (nun eine der Abteilungen des Departments für Biomedizinische Forschung), dessen letzte Bauphase er von Karlsruhe aus begleitet hatte.


Mangels einschlägig ausgebildeten Personals begann er den Institutsbetrieb mit ungelernten Kräften aus anderen handwerklichen Berufen, die er selbst zu kompetenten Tierpflegern ausbildete und zur Facharbeiteraufstiegsprüfung führte. Er engagierte sich in Folge in der Etablierung einer umfassenden, auch Labortiere umfassenden Tierpflegerausbildung, später auch in der Etablierung des zweiten Bildungsweges über WIFI-Kurse.


Ebenso sah er die Notwendigkeit der fachlichen Ausbildung der Experimentatoren und begann mit Univ. Prof. Grünberg mit Fortbildungsseminaren. Eine verpflichtende Aus-und Fortbildung konnte jedoch damals noch nicht erreicht werden. Nach Grünbergs frühem Tod übernahm er für einige Jahre, bis zu seiner Pensionierung, quasi nebenbei, dessen Vorlesungen und Exkursionen für Labortierkunde an der Veterinärmedizinischen Universität. Über viele Jahre war er Mitglied der ministeriellen Kommission und hat auch auf diesem Weg durch Beratungs- und Kontrolltätigkeit zur sukzessiven Anhebung der Infrastruktur sowie zur Durchsetzung versuchstierkundlichen Know-Hows in der täglichen Praxis beigetragen.


In einer heißen Zeit der gesellschaftlichen Diskussion über Tierversuche in den 80er-Jahren bis in die 90er hinein scheute er sich nicht, auf zahlreichen öffentlichen Diskussionsveranstaltungen und in den Medien die Notwendigkeit von Tierexperimenten für die medizinische Forschung zu vertreten. Nach dem Motto „wir haben nichts zu verbergen“ lud er dabei immer wieder Tierschützer ins eigene Institut ein. Allerdings muss man sagen, dass im Unterschied zu heutigen Tierrechtlern damals oft noch eine gemeinsame Gesprächsbasis über Tierschutz im Rahmen der Forschung zu finden war.

Über die Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-SOLAS) suchte er die fachliche Vernetzung im deutschen Sprachraum. Mehr noch engagierte er sich auf internationaler Ebene im International Council for Laboratory Animal Science (ICLAS): Er war Vorstandsmitglied und viele Jahre Schatzmeister und half aktiv mit, durch lokale Kongresse versuchstierkundliches Know-How in Schwellenländer wie Indien und China zu „exportieren“.
Früh erkannte er auch die Bedeutung der Partnerschaft zwischen akademischem und industriellem Bereich und begründete Kooperationen, die bis heute einen wesentlichen Teil der Eigenfinanzierung der Abteilung ausmachen und dadurch eine Quersubventionierung wissenschaftlicher Projekte ermöglichen.

2013 erhielt er das Goldene Doktordiplom der Veterinärmedizinischen Universität Wien.


Dr. Adamiker verstand sich immer als Dienstleister der Medizinischen Forschung, der eng mit den Leitern der anderen tierexperimentellen Einrichtungen unserer Universität, Univ.Prof. Dr. Losert und OR Dr. Mazzucco zusammenarbeitete, so dass, bald nach seiner Pensionierung, der Zusammenschluss dieser Einrichtungen zum heutigen Department für Biomedizinische Forschung der Medizinischen Universität Wien ein logischer Schritt war. Seine ehemaligen Mitarbeiter und Kollegen werden HR Dr. Dieter Adamiker in dankbarer Erinnerung behalten.


Bruno Podesser     Harald Höger

 

» Website des Departments für Biomedizinische Forschung