(Wien, 07-12-2023) Der Wissenschaftsfonds FWF vergibt im Rahmen der Programme „doc.funds“ sowie „doc.funds.connect“ Förderungen für Doktoratsprogramme, um die Doktoratsausbildung in vielversprechenden Forschungsfeldern zu stärken. Auch Programme der MedUni Wien erhalten im Zuge der aktuellen Vergabe hochdotierte Förderungen. So wird die MedUni Wien im Programm SHIELD Forschende für Präzisionsmedizin-Ansätze der Zukunft ausbilden. Auch bei der Vergabe der FWF-Förderungen im Rahmen der Spezialforschungsbereiche (SFB) konnten laufende Programme unter Koordination bzw. Mitwirkung der MedUni Wien erfolgreich verlängert werden.
Koordination im „doc.funds“-Doktoratsprogramm: „SHIELD: Securing Host Immunity – Elimination versus Destruction“
Koordination: Maria Sibilia, Medizinische Universität Wien
Beteiligte Partner: Medizinische Universität Wien, Veterinärmedizinische Universität Wien
Fördervolumen: 2,2 Millionen Euro
Das Immunsystem schützt unseren Körper vor äußeren (Pathogenen) und inneren (Krebs) Bedrohungen. Die Beseitigung dieser Bedrohungen oder ein fehlgeleiteter Angriff auf körpereigene Strukturen führen unweigerlich zu einer Schädigung des Gewebes. Die Sicherung der Gewebeintegrität ist daher von größter Bedeutung, um Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Krebserkrankungen vorzubeugen. SHIELD ist ein einzigartiges Doktoratsprogramm, das sich ausdrücklich auf diese grundlegenden Aspekte der (Wirts-)Immunität konzentriert. Dafür ist es notwendig, Grundlagenforschung, Daten- und klinische Wissenschaft miteinander zu verbinden, damit an dieser Schnittstelle Studierende grundlegende biomedizinische Fragen zum schützenden Schild unseres Immunsystems erforschen. SHIELD wird Forschende für Präzisionsmedizin-Ansätze der Zukunft ausbilden und die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprogramm sind eine Voraussetzung für verbesserte Therapien.
Um die heutigen medizinisch relevanten Fragestellungen umfassend zu bearbeiten, ist ein interdisziplinäres Zusammenspiel verschiedener wissenschaftlichen Disziplinen erforderlich. 11 PhD-Projekte werden sich mit dem Schutzschild unseres Immunsystems beschäftigen und sich drei verschiedenen, aber eng miteinander verbundenen Forschungsthemen widmen: 1. Eliminierung von Krankheitserregern und Tumoren; 2. zelluläre und molekulare Immunität; 3. durch Autoimmunprozesse ausgelöste Gewebezerstörung. Daraus werden bessere präzisionsmedizinische Ansätze erforscht um zukünftig Therapien massgeblich zu verbessern.
Der Lehrkörper besteht aus einer ausgewogenen Kombination von erfahrenen Forscher:innen, Forscher:innen in der Mitte ihrer Laufbahn und Nachwuchsforscher:innen. Das breite Spektrum an komplementärem Fachwissen, das die Gruppen gemeinsam nutzen, und die enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen PhD-Projekten kommen den Studierenden zugute und garantieren gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Forschung und Ausbildung. SHIELD ist eingebettet in das erfolgreiche PhD-Programm "Inflammation and Immunity" (IAI) an der Medizinischen Universität Wien. Das IAI leistete Pionierarbeit bei der Verknüpfung von Krebsforschung und Immunologie, führte eine kompetitive PhD-Rekrutierung ein und diente seit seiner Gründung im Jahr 2007 als Vorbild für viele PhD-Programme in Österreich.
SHIELD erweitert das PhD-Programm des IAI um ein bisher unbearbeitetes, komplexes, interdisziplinäres Forschungsthema über Wirtsimmunität und Gewebezerstörung im Kontext bedeutender und zeitgemäßer translationaler Forschungsansätze einschließlich moderner Datenwissenschaft. Darüber hinaus wird das Programm den Weg für ein in Österreich einzigartiges MD/PhD-Karrieremodell ebnen, das die Implementierung von Methoden der Grundlagenforschung und Datenwissenschaft in die klinische Routine ermöglicht. Ziel ist es, translationale Wissenschafter:innen auszubilden, um Ansätze der Präzisionsmedizin zu ermöglichen und zu fördern, die notwendig sind, um die anspruchsvollen medizinischen Probleme unserer Zeit und der nahen Zukunft zu bewältigen.
Beteiligte Forscher:innen
Zentrum für Krebsforschung: Maria Sibilia, Thomas Bauer, Thomas Vogl, Juliane Winkler, Iros Barozzi
Institut für Immunologie: Wilfried Ellmeier, Shinya Sakaguchi
Universitätsklinik für Innere I: Sylvia Knapp
Universitätsklinik für Dermatologie: Georg Stary
Universitätsklinik für Innere III, Klinische Abteilung für Rheumatologie: Michael Bonelli
Vetmeduni: Birgit Strobl
Kooperationspartner im „doc.funds“-Doktoratsprogramm „Genome Instability“
Koordination: Universität Wien
Beteiligte Partner: Universität Wien, Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie/ÖAW, Medizinische Universität Wien
Fördervolumen: 2,1 Millionen Euro
Kooperationspartner im „doc.funds.connect“-Doktoratsprogramm „EVision: Extracellular Vesicles in Inflammation“
Koordination: Universität für Weiterbildung Krems
Beteiligte Partner: Universität für Weiterbildung Krems, IMC Krems, Medizinische Universität Wien
Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro
Verlängerte Spezialforschungsbereiche unter Koordination bzw. Mitwirkung der MedUni Wien:
Als Koordinator: Spezialforschungsbereich „RNAdeco: chemische Dekoration von RNA“
Koordination: Michael F. Jantsch, Medizinische Universität Wien
Forschungsnetzwerk: Max Perutz Labs/Universität Wien, Institute of Science and Technology Austria, Medizinische Universität Innsbruck, Universität Wien, Universität Innsbruck.
Ribonukleinsäuren (RNAs) sind essentiell für der Übersetzung genetischer Informationen in Proteine. Darüber hinaus regulieren RNAs wichtige zelluläre Funktionen, welche genetische Variabilität, Stress Signale, oder Immunantworten kontrollieren. RNAs beinhalten die vier Basen A, C, G, und U und sind mannigfaltig chemisch modifiziert. Die chemischen Modifikationen sind dabei für die fehlerfreie zellulären Funktionen von RNAs äußerst wichtig. Bestimmte Muster chemischer Modifikationen erlauben z. B. virale von körpereigenen RNAs zu unterscheiden und so eine zielgerichtete Immunantwort einzuleiten, eine Erkenntnis, welche zur Entwicklung der erfolgreichen RNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV2 und dem damit verbundenen Nobelpreis für Medizin und Physiologie 2023 geführt hat.
Der SFB RNA-DECO vereint elf Forschungsgruppen unter Führung der MedUni Wien mit Beteiligungen der MedUni Innsbruck, Universität Wien, Universität Innsbruck und des IST. Gemeinsam werden die Forschungsgruppen das Vorkommen und den Einfluss chemischer RNA Modifikationen auf normale zelluläre Funktion und die Entstehung von Krankheiten untersuchen. www-rna-deco.org
Als Partner: Spezialforschungsbereich „Stammzellenmodulation in neuronaler Entwicklung und Regeneration“
Koordination: Jürgen A. Knoblich, Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Österreichische Akademie der Wissenschaften
Forschungsnetzwerk: Institute of Molecular Pathology (IMP), Institute of Science and Technology Austria, Max Perutz Labs/Universität Wien, Universität Innsbruck, Medizinische Universität Wien
Als Partner: Spezialforschungsbereich „Gezielter Proteinabbau – von kleinen Molekülen zu komplexen Organellen“
Koordination: Sascha Martens, Universität Wien
Forschungsnetzwerk: Institute of Molecular Pathology (IMP), Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA)/ÖAW, Research Center for Molecular Medicine/ÖAW, Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie/ÖAW, Medizinische Universität Wien, Max Delbrück Center (Berlin)
FWF-Förderprogramm doc.funds
Das Programm ermöglicht die wissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Ausbildung von Doktorand:innen im Rahmen bestehender strukturierter Doktoratsprogramme an österreichischen Forschungsstätten. Ziel ist es, Ausbildungsstrukturen nachhaltig zu festigen und hoch qualifizierten Nachwuchsforschenden exzellente Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Die nächste Ausschreibungsrunde wird am 13. Dezember 2023 starten und bis 5. März 2024 offen sein.
FWF-Förderprogramm doc.funds.connect
Das kooperative Doktorat zwischen Universitäten und Fachhochschulen soll weitere Synergien in der heimischen Forschungslandschaft heben. Das Programm intensiviert nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Forschungsinstitutionen, sondern baut auch die Forschungskompetenz der Fachhochschulen auf hohem internationalem Niveau weiter aus und bietet Forschenden mehr Flexibilität und Möglichkeiten. Die nächste Ausschreibungsrunde wird gemeinsam mit der neuen doc.funds-Ausschreibung gestartet.
Über die Spezialforschungsbereiche
Mit einer Spezialforschungsbereich-Förderung können 5 bis 15 Wissenschaftler:innen ein international sichtbares Forschungsnetzwerk bilden, um Forschungsfragen mehrheitlich an einem Standort zu vertiefen. Das Programm adressiert besonders multi- bzw. interdisziplinär angelegte Forschungsthemen. Forschungsstätten erhalten die Möglichkeit, mit einer SFB-Förderung exzellente Rahmenbedingungen für vielversprechende Forscher:innen zu schaffen und das eigene Forschungsprofil zu schärfen. Das Programm wird mit Mitteln des Fonds Zukunft Österreich finanziert.