Seit ihrer Einführung im Jahr 2011 würdigt die MedUni Wien mit der jährlichen „Hans Popper Lecture“ das Andenken und die Errungenschaften eines der wichtigsten Begründer der modernen Hepatologie. Unter dem Titel "Alcohol-associated Hepatitis: current trends and novel targets for therapy" referiert am 18. September 2024 (14 Uhr, Jugendstilhörsaal, Rektoratsgebäude der MedUni Wien, Spitalgasse 23, 1090) der internationale Leber-Experte Ramon Bataller von der Hospital Clinic Barcelona.
„Das Leberzentrum in Barcelona ist international eines der prägendsten und fortschrittlichsten Zentren der Hepatologie“, erklärt Michael Trauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Universitätsklinik für Innere Medizin III) der MedUni Wien und des AKH Wien. Wir freuen uns, dass wir mit dessen Leiter Ramon Bataller als Vortragenden der 10. Hans Popper Lecture eine echte Koryphäe an der MedUni Wien gewinnen konnten.“
Seit 2011 gibt es auf Initiative von Michael Trauner die jährliche Hans-Popper-Lecture an der MedUni Wien zu Ehren des aus Wien stammenden Begründers der modernen molekularen Hepatologie.
Ramon Bataller hat die Forschung mit Studien zu molekularbiologischen Entzündungs – und Fibrosemechanismen vorangebracht und mittels translationaler Forschung neue Therapieoptionen für die alkohol-assoziierte Hepatitis in die klinische Anwendung gebracht.
Die alkohol-assoziierte Hepatitis ist die schwerste Form einer Alkohol-induzierten Leberschädigung, welche einen hohe (50%) Akutmortalität aufweist und bei der es noch viel Forschung braucht, so Trauner. Die leberschädigenden Auswirkungen von Alkohol seien bei vielen Menschen noch immer nicht im Bewusstsein angekommen. Österreich liegt in Europa und auch weltweit bezüglich Alkoholkonsum in Spitzenfeld. Die toxischen Grenzwerte sinken immer weiter, mittlerweile gelten bereits geringe Mengen als schädlich.
Im „Handbuch Alkohol Österreich“ (https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Drogen-und-Sucht/Alkohol/Handbuch-Alkohol-Oesterreich.html) des Gesundheitsministeriums werden aktuelle Harmlosigkeits- und Gefährdungsgrenzen beschrieben. Bei Männern liegt die Harmlosigkeitsgrenze bei bis 24 Gramm Alkohol pro Tag und bei Frauen bei 16 Gramm. 24 Gramm entsprechen rund 0,6 Liter Bier.
Die Gefährdungsgrenzen (Konsum als gesundheitsgefährdend eingestuft) werden bei Männern ab 60 Gramm reinem Alkohol pro Tag und bei Frauen ab 40 Gramm reinem Alkohol pro Tag definiert. 60 Gramm entsprechen rund 1,5 Liter Bier.
Während bei fortgeschrittener Erkrankung oft nur noch eine Lebertransplantation helfen kann, wird intensiv an Medikamenten geforscht, die im Vorfeld die Entzündungskaskaden unterbrechen können. Im akuten Stadium kommen derzeit Glucocorticoide oft in Kombination mit Antibiotika zum Einsatz, die Zukunftshoffnung liegt hier auf neuen Biologika und small molecules, auch das Mikrobiom gilt als vielversprechender Anknüpfungspunkt. Neue Tiermodelle sollen hier die Forschung fördern. „Ramon Bataller und seine Forschungen bilden hier eine translationale Brücke. Wenn es zu einer alkohol-ssoziierten Hepatitis gekommen ist, ist es das vorrangiges Ziel, die Entzündung zu bremsen. Der internationale Trend geht derzeit unter Berücksichtigung strenger Auswahlkriterien sogar in Richtung „früher“ Lebertransplantation für Patient:innen, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ansprechen, da diese Patient:innen die übliche Wartezeit nicht überleben. Dies unterstreicht auch die Notwendigkeit für die Erforschung neuer effektiver medikamentösen Therapien“, erklärt Michael Trauner.
Es bestehen seit längerer Zeit enge Kontakte zwischen Wien und Barcelona, vor allem mit Forschungen auf dem Gebiet des Pfortaderhochdrucks. Die Hans Popper Lecture 2024 soll hier auch Kooperationen auf dem Gebiet der Alkohol-assoziierten Hepatitis einleiten.
Program
Hans Popper Lecture 2024
Am 18. September, Jugendstilhörsaal der MedUni Wien, 14-16 Uhr:
Ramon Bataller: "Alcohol-associated Hepatitis: current trends and novel targets for therapy"
Chair Liver Unit, Division of Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition
Hospital Clinic Barcelona, Catalonia, Spain
Begleitet wird die Lecture von einem „Basic Research Seminar“ mit Bataller, Trauner und Mitarbeiter:innen der MedUni Wien, (18. September, 9:00 – 13 Uhr; Hörsaalzentrum im AKH Wien, Ebene 7, Kursraum 7) und einem „Translational Research Seminar“ (19.9, Hörsaalzentrum im AKH Wien, Ebene 7, Kursraum 7; 9:00-12:30 Uhr), auf dem auch neueste Forschungsergebnisse von Mitarbeiter:innen der MedUniWien vorgestellt und diskutiert werden.