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Forscher der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Testosteron-Studie ausgezeichnet

(Wien, 01-09-2015) Die Jury „Researcher of the Month” der MedUni Wien verleiht die Auszeichnung für den Monat September 2015 an Georg Kranz von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie aus Anlass der im Top-Journal „Biological Psychiatry“ erschienenen Arbeit „High-dose testosterone treatment increases serotonin transporter binding in transgender people.“


Die vom Wissenschaftsfonds FWF und vom Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank geförderte Studie wurde von Rupert Lanzenberger im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen drei Kliniken der MedUni Wien durchgeführt. Die Kooperationspartner der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Leitung: S. Kasper) waren die Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin (W. Wadsak und M. Mitterhauser) und die Universitätsklinik für Frauenheilkunde (U. Kaufmann) der MedUni Wien, sowie der Hirnforscher Dick Swaab vom niederländischen Institut für Neuroscience in Amsterdam.

In dieser Arbeit konnten Kranz et al. einen Effekt des Geschlechtshormons Testosteron auf das für die Psychiatrie zentrale Serotoninsystem nachweisen. Diese weltweit ersten Daten legen den Schluss nahe, dass das männliche Geschlechtshormon den Serotonintransporter in seiner Expression erhöht, ein Protein, das für die Wiederaufnahme von Serotonin verantwortlich und Angriffspunkt moderner Antidepressiva ist. Die Studie stellt damit einen wesentlichen Wissenszuwachs über die Wirkung von Geschlechtshormonen auf das menschliche Gehirn und über Geschlechtsunterschiede bei psychiatrischen Erkrankungen dar.

Testosteron erhöht Bindungsstellen für Antidepressiva im Gehirn
Männer leiden in höherem Alter, wenn die Ausschüttung des Geschlechtshormons Testosteron abnimmt, häufiger an Depressionen, und einige Studien konnten bereits einen positiven Effekt einer Testosterongabe auf die Stimmung der Betroffenen nachweisen. In der Studie von Kranz et al. konnte nun erstmals gezeigt werden, dass Testosteron die Anzahl von Serotonintransporterproteinen im menschlichen Gehirn erhöht. Diese Proteine regeln die Konzentration von Serotonin und sind auch der Zielort von Antidepressiva. Als Modell für die Untersuchung der Testosteronwirkung wählte Georg Kranz die Hormontherapie von Transsexuellen. Das sind Menschen, die das Gefühl haben, im falschen Körper zu leben und deshalb eine hochdosierte gegengeschlechtliche Hormontherapie wünschen, um ihr Erscheinungsbild an das jeweils andere Geschlecht anzupassen. Genetische Frauen erhalten Testosteron, genetische Männer Östradiol sowie Medikamente zur Unterdrückung von Testosteron. Mithilfe des Bildgebungsverfahrens der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnte nachgewiesen werden, dass der Serotonintransporter im Gehirn bereits nach vierwöchiger Hormontherapie mit Testosteron signifikant erhöht ist und bei fortlaufender Therapie weiter ansteigt. Ferner konnte ein enger Zusammenhang zwischen Testosteron im Blut und der Serotonintransporterdichte nachgewiesen werden. Die Studie zeigt damit, dass Testosteron die möglichen Bindungsstellen für häufig verschriebene Antidepressiva wie SSRIs im Gehirn erhöht und erlaubt wesentliche Einblicke in die Wirkung von Geschlechtshormonen auf das menschliche Gehirn und Geschlechtsunterschiede bei psychiatrischen Erkrankungen.

Zur Person
Georg Kranz (geb. 1981 in Nürnberg) studierte Psychologie an der Universität Wien und absolvierte anschließend das Doktoratsprogramm Clinical Neurosciences (CLINS) auf dem Gebiet der molekularen Bildgebung bei Rupert Lanzenberger an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien (Dissertation 2013). Beide Studien schloss er mit ausgezeichnetem Erfolg ab.
Kranz ist seit November 2008 an den Neuroimaging Labs (Leiter: R. Lanzenberger) an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Leiter: Siegfried. Kasper) erfolgreich als Wissenschaftler tätig. Die Forschungsgebiete des Neuroimaging Labs fokussieren auf die Untersuchung grundlegender neurowissenschaftlicher Zusammenhänge sowie psychiatrischer Erkrankungen (z.B. Depression, Angsterkrankungen, Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung) mittels bildgebender Verfahren.
Kranz‘ persönliche Schwerpunkte liegen auf der Erforschung von Hormoneffekten auf die Hirnstruktur und -funktion und der Bildgebung des Serotoninsystems im gesunden und erkrankten menschlichen Gehirn.
Es wurden ihm bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen zuerkannt, darunter auch der Young Investigators Awards der Federation of European Pharmacological Societies, der Preis für klinische Psychiatrie der österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und biologische Psychiatrie, sowie der Wilhelm Auerswald Preis der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

 

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