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[in German:] Thomas Vanicek und Marie Spies sind Researcher of the Month Jänner 2016

[in German:] Studie über Rolle des Noradrenalin-Transporters (NET) bei PatientInnen mit ADHS

[in German:] (Wien, 04-01-2016) Die Jury „Researcher of the Month” verleiht die Auszeichnung für diesen Monat an Thomas Vanicek und Marie Spies. Anlass ist die Veröffentlichung einer Studie zur Rolle des noradrenergen Neurotransmittersystems bei ADHS-PatientInnen im Top-Journal „JAMA Psychiatry“.


Im Rahmen der Arbeit „The norepinephrine transporter in attention deficit and hyperactivity disorder investigated with (S,S)-[18F]FMeNER-D2.“ wurde zum ersten Mal der Noradrenalin-Transporter (NET) bei PatientInnen mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) untersucht.
Die vom FWF geförderte Studie wurde von Rupert Lanzenberger unter Klinikleiter Siegfried Kasper im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen zwei Universitätskliniken (Psychiatrie und Psychotherapie sowie Radiologie und Nuklearmedizin) der MedUni Wien sowie der Hirnforscherin Nora D. Volkow von den National Institutes of Health durchgeführt.

Die Rolle des noradrenergen Neurotransmittersystems bei ADHS

ADHS ist eine in der Kindheit beginnende neuronale Entwicklungsstörung, die sich durch Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität kennzeichnet. Sie tritt weltweit bei 3 bis 12 Prozent von Kindern auf, bei 30 bis 60 Prozent der im Kindesalter mit ADHS diagnostizierten PatientInnen setzt sich die Symptomatik bis ins Erwachsenenalter fort, meist mit begleitend auftretenden schwerwiegenden persönlichen, beruflichen, und sozialen Folgen für die Betroffenen.
ADHS wird mit Psychopharmaka aus der Gruppe der Stimulanzien (Methylphenidat) und Nicht-Stimulanzien (Atomoxetin) behandelt, welche insbesondere dopaminerge und noradrenerge Neurotransmittersysteme beeinflussen.
Bei den verordneten Medikamenten konnte in präklinischen Studien unter anderem eine Hemmung des Noradrenalin-Transporters (NET) gezeigt werden, sodass Veränderungen des NET bereits seit Jahrzehnten als mögliche pathogenetische Grundlage von ADHS diskutiert werden. Innerhalb der vergangenen Jahre konnte an international führenden Positronen Emissions-Tomographie (PET)-Zentren, darunter auch an der Medizinischen Universität Wien, eine suffiziente Synthese für einen geeigneten Radioliganden etabliert werden, sodass die Quantifizierung und Verteilung des NET im menschlichen Gehirn in-vivo möglich ist.

In der in JAMA Psychiatry (Impact Factor 13.772) publizierten Studie wurde erstmals der NET bei erwachsenen ADHS-PatientInnen untersucht. 22 nicht-medikamentös behandelte ADHS-PatientInnen und 22 gesunde alters- und geschlechtskontrollierte StudienprobandInnen wurden mit PET und (S,S)-[18F]FMeNER-D2, einen für den NET hoch-sensitiven und selektiven Radioliganden, untersucht.

Es konnten weder Unterschiede in der Quantität noch in der Distribution von NET im Gehirn von ADHS-PatientInnen im Vergleich zu gesunden KontrollprobandInnen gezeigt werden. Die Ergebnisse widerlegen somit die Hypothese, dass der NET in der Pathogenese von ADHS eine zentrale Rolle spielt und erlauben erstmals essentielle Einblicke in das noradrenerge Neurotransmittersystem bei ADHS. Die damit gewonnenen Erkenntnisse tragen zu einem besseren klinischen Verständnis der ADHS und der deshalb verordneten Medikamente bei.

Thomas Vanicek und Marie Spies sind seit September 2011 bzw. August 2013 an der Klinischen Abteilung für Biologische Psychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien, sowohl wissenschaftlich als auch ärztlich tätig. Sie sind seit einigen Jahren Mitarbeiter des Functional, Molecular and Translational Neuroimaging Lab, dessen Forschungsgebiete sich unter der Leitung von Rupert Lanzenberger auf die Untersuchung grundlegender neurowissenschaftlicher Zusammenhänge sowie psychiatrischer Erkrankungen (z.B.: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, Depression und Angsterkrankungen) mittels bildgebender Methoden, wie Positronen-Emisions-Tomographie (PET),1-2,5,7-8 Magnetresonanztomographie (MRT)3-4,7 als auch in Kombination mit genetischen Einflüssen fokussieren. Die persönlichen Forschungsschwerpunkte liegen auf der Ergründung molekularer, struktureller und funktioneller Gegebenheiten des menschlichen Gehirns in-vivo bei gesunden und psychisch erkrankten Menschen und im Besonderen im Bereich der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung.

Zu den Personen
Thomas Vanicek, 1982 in Wien geboren, studierte von 2004 bis 2011 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Rupert Lanzenberger (Functional, Molecular and Translational Neuroimaging Lab). Im Rahmen des Doctoral Program of Applied Medical Science (N790), Clinical Neurosciences (CLINS), befasst er sich mit der molekularen Bildgebung monoaminerger Neurotransmittersysteme bei der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Die Facharztausbildung begann er an der Tagesklinischen Station für Psychosomatik (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde), wo er im Bereich frühkindlicher neuronaler Entwicklungsstörungen grundlegende Erfahrung sammeln konnte. Seit über einem Jahr setzt er seine Facharztausbildung für Psychiatrie an der Klinischen Abteilung für Biologische Psychiatrie (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter: Siegfried Kasper) fort, wo er neben Tätigkeiten im forensischen Bereich in der Spezialambulanz für Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivitätsstörungen arbeitet. Er nimmt kontinuierlich an nationalen und internationalen Kongressen sowie Fortbildungen teil.

Marie Spies ist 1988 in den USA geboren, wo sie die Schule besuchte und diese 2006 mit Auszeichnung abschloss. Von 2006 bis 2013 studierte sie Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien, das letzte Studienjahr absolvierte sie im Rahmen eines ERASMUS-Stipendiums an der Ruprechts Karl Universität Heidelberg. Bereits während des Studiums begann sie ihre wissenschaftliche Mitarbeit im Rahmen der Diplomarbeit im Functional, Molecular, and Translational Neuroimaging Lab an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit August 2013 ist sie ebenfalls als Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie klinisch tätig.
Darüber hinaus ist sie im Doctoral Program of Applied Medical Science (N790), Clinical Neurosciences (CLINS), inskribiert. Für ihr PhD-Projekt, das mittel PET die Rolle des Serotonintransporters bei der antidepressiven Wirkung von Ketaminen erforscht, erhielt sie den Young Investigator Award der Brain and Behaviour Research Foundation (NARSAD).


» Functional, Molecular & Translational Neuroimaging Lab – PET & MR

» Doktoratsprogramm Clincal Neurosciences CLINS

 

» Researchers of the Month der MedUni Wien