Für Stammzellspender:innen
Im Unterschied zur Blutspende läuft die Stammzellspende in mehreren Schritten ab.
- Typisierung Ihrer Gewebemerkmale.
- Aufnahme in das weltweite Register.
- Für den Fall, dass Sie als passende/r Spender:in ausgewählt werden, kontaktieren wir Sie und führen eine umfassende Voruntersuchung durch.
- Bei Freigabe erfolgt die Stammzellspende im AKH Wien oder einer anderen qualifizierten Klinik in Österreich.
- In über 90 Prozent der Fälle findet die Stammzellspende über die peripheren Armvenen statt. In seltenen Fällen erfolgt die Entnahme aus dem Knochenmark (Punktion des Beckenknochens).
- Nach der erfolgreichen Spende finden in regelmäßigen Abständen Nachsorgeuntersuchungen statt.
Antworten zu den häufigsten Fragen
Die menschlichen Gewebemerkmale (= Gewebeverträglichkeits-Merkmale = HLA-Antigene = Humanes Leukozyten Artigen) entscheiden darüber, ob ein/e Stammzellspender:in für eine/n bestimmte/n Empfänger:in „passt". Für die vollständige Übereinstimmung zwischen Patient:in und Spender:in müssen mindestens 12 HLA-Merkmale identisch sein.
Circa 40 Prozent der Patient:innen finden unter ihren Verwandten – fast immer sind es die Geschwister – eine/n gewebe-idente/n („HLA-identen") Spender:in als die/der optimale Stammzellspender:in.
Der Rest der Patient:innen haben in der Familie keinen geeignete/n Stammzellspender:in. Für diese Patient:innen muss eine weltweite Stammzellspendersuche durchgeführt werden.
In Österreich führt das Österreichische Stammzellregister am Bundesinstitut für Gesundheitswesen die weltweite Suche nach dem passenden HLA-Match durch. Der/die Ärzt:in meldet den/die Patient:in zur internationalen Stammzellspendersuche dort an
Weltweit gibt es derzeit circa 30 Millionen Spender:innen, die als potentielle Lebensretter:innen für Patient:innen mit Leukämie auf der ganzen Welt zur Verfügung stehen. Sie sind in einem großen, weltumspannenden Computernetzwerk gespeichert. Das österreichische Stammzellregister hat direkten Zugang zu diesem weltweiten Computersystem. Die Auswahl kann nur von den spezialisierten Fachärzt:innen auf dem Gebiet der Gewebeverträglichkeit, die dort tätig sind, erfolgen. In annähernd 80 Prozent der Fälle kann für eine/n Patient:in die passende Spender:in innerhalb weniger Wochen identifiziert, gefunden und auch für die Spende vorbereitet werden.
Die statistischen Angaben hierzu sagen aus, dass die internationale Suche nach Stammzellspender:innen etwa sechs Wochen dauert.
Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei nicht verwandte Personen gewebe-ident sind, also als Stammzellspender:in und –Empfänger:in zusammenpassen, ist im Durchschnitt 1:500.000. Da international bereits 30 Millionen Stammzellspender:innen zur Verfügung stehen, ist die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, eine/n passende/n Spender:in zu finden, ungefähr 80%. Diese Wahrscheinlichkeit hängt auch von der Art des Gewebetyps einer/s Patient:in ab: Patient:innen mit einem häufigen Gewebetyp haben eine relativ höhere Chance, eine/n Spender:in zu finden.
Sie werden vom Stammzell-Register am Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen regelmäßig über den Fortgang der Spendersuche informiert und verständigt, wenn ein/e passende/r Spender:in gefunden wurde. Erfährt der/die Patient:in, wer sein/e Spender:in ist?
Die Stammzellspende ist, wie die Blutspende, ein absolut anonymer caritativer Akt. In manchen Fällen ist jedoch, einige Jahre nach der Transplantation, wenn Patient:in und Spender:in es wollen, beide gesund sind und alle beteiligten Ärzt:innen einverstanden sind, ein Treffen zwischen Patient:in und Spender:in möglich.
Jede Person,, die zwischen 18 – 45 Jahre alt und gesund ist (Gewichtsbeschränkung 50 kg bis BMI 40), kann Stammzellspender:in werden.
Nach der Registrierung werden aus Blut oder Wangenabstrich die Gewebemerkmale bestimmt. Diese werden in die weltweite Datenbank eingetragen. Die persönlichen Daten der/die Spender:in wie Name, Adresse und Telefonnummer bleiben jedoch im lokalen Spenderzentrum gespeichert, sind unter Verschluss und stehen unter strengem Datenschutz. Anlässlich der Ersttypisierung findet auch ein Informations-Gespräch statt, bei dem sie gerne auch alle etwaigen Fragen stellen können.
Sie bleiben bis zum vollendeten 55. Lebensjahr als Spender:in gemeldet. Der/die Spender:in kann jedoch jederzeit die Spende-Bereitschaft zurückziehen und wird damit umgehend aus dem internationalen Netzwerk gelöscht.
Prinzipiell kann jede/r Spender:in ohne Angabe von Gründen die Bereitschaft zur Spende zurückziehen, ohne dass für sie/ihn daraus negative Folgen entstehen. Für die betroffenen Patient:innen ist es allerdings besonders wichtig, dass ein Widerruf so früh wie möglich kommt.
Bei der Stammzellzellspende ist keine Vollnarkose und normalerweise auch kein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig. Der/die Spender:in erhält jedoch über 4 Tage einen rekombinant hergestellten Wachstumsfaktor, der physiologisch in jedem Menschen vorhanden ist.
Die Spende findet am Zellseparator statt und dauert 5-6 Stunden. In seltenen Fällen kann eine zweite oder dritte Spende notwendig sein. Die Voruntersuchung besteht aus einer physikalischen Untersuchung, einer Blutabnahme und EKG.
An vier aufeinanderfolgenden Tagen vor der Entnahme der Stammzellen verabreicht sich die/der Spender:in selbst 2x täglich eine G-CSF Injektion („subkutane Injektion“). Das Medikament bewirkt, dass die Stammzellen vermehrt im Knochenmark gebildet und in die Blutbahn ausgeschüttet werden. Mögliche Nebenwirkungen: Schmerzen in den Knochen (Gliederschmerzen, Kreuzschmerzen), Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Anstieg der Körpertemperatur. Diese Schmerzen sind mit einem schmerzstillenden Medikament leicht zu behandeln.
Am Tag nach der letzten G-CSF Injektion findet die Spende am Zellseparator (= computergesteuerte Blutzentrifuge zur Auslese der Stammzellen) statt. Diese wird über periphere Venen durchgeführt. Sie werden durchgehend von qualifiziertem Personal betreut.
Das Risiko der Stammzellspende ist extrem gering. Ernste Zwischenfälle während oder nach der Spende sind nicht zu erwarten, können aber nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Es stehen die notwendigen medizinischen Einrichtungen bereit, um den Zwischenfall behandeln zu können. Die Nebenwirkungen der Stammzellspende sind Zeichen eines Calciummangels und zeigen sich durch Kribbeln in den Fingerspitzen und Mundbereich. Im Extremfall können diese Nebenwirkungen unangenehm werden, sind aber nicht gefährlich und werden schon im Vorfeld durch eine kontinuierliche Calciuminfusion abgefangen.
Die GÖG unterhält ein Nachsorgeprogramm für Spender:innen (Blutbildkontrolle), welches folgende Nachsorgetermine vorsieht: am Tag 1 nach der Spende, nach 1 Woche, nach 30 Tagen, nach 100 Tagen und danach jährlich (bis sechs Jahre nach der Spende). Sollten dazwischen gesundheitliche Probleme auftreten, können Sie sich jederzeit an uns wenden.
Die Knochenmarkspende ist ein operativer Eingriff unter Vollnarkose, eine gründliche Vorbereitung ist daher notwendig. Zusätzlich zur bereits beschriebenen Voruntersuchung ist noch eine Anästhesiefreigabe notwendig.
In seltenen Fällen kann die Bereitstellung von zwei Eigenblutkonserven von Vorteil sein, die Entscheidung trifft der/die zuständige Ärzt:in.
Der/die Spender:in wird, nachdem alle notwendigen Voruntersuchungen abgeschlossen wurden, am Abend vor der Knochenmarkspende stationär im Krankenhaus aufgenommen. Die Entnahme des Knochenmarks erfolgt durch mehrfache Punktionen des hinteren Beckenknochens.
Nach einer abschließenden ärztlichen Kontrolle kann der/die Spender:in das Krankenhaus verlassen.
Narkoserisiko: Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1%. Die Nebenwirkungen der Knochenmarkspende sind vor allem Müdigkeit und Abgeschlagenheit infolge des Blut- und Flüssigkeitsverlustes und Schmerzen an den Punktionsstellen.
Nach der Knochenmarkspende wird nach Ablauf von einer Woche, nach 30 Tagen, nach einem Jahr und nach Bedarf nachuntersucht. Alle Spender:innen sollten für mindestens zwei Monate ein Eisen-Medikament einnehmen.
Es wird für alle SpenderInnen eine extra Risiko Versicherung abgeschlossen.