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Hans-Georg Eichler erhält Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Würdigung für Verdienste um die internationale Medikamentenentwicklung und -zulassung
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Bild: MedUni Wien/feelimage

(Wien, 20-12-2021) Hans-Georg Eichler, Professor für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien, erhielt von Bundespräsident Van der Bellen das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Eichler wurde für seine Verdienste um die internationale Medikamentenentwicklung und -zulassung gewürdigt. Das Ehrenzeichen wurde im Auftrag des Bundespräsidenten von Rektor Markus Müller übergeben.

Hans-Georg Eichler studierte Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und erhielt 1992 im Alter von 36 Jahren die Professur für Klinische Pharmakologie an der Universität Wien, er war damit einer der jüngsten Professoren und übernahm die Leitung der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie. Eines seiner großen Anliegen war es, die wissenschaftliche Qualität der Forschungsarbeiten zu steigern. Unter seiner Führung vervielfachte sich der wissenschaftliche Output, gleichzeitig legte er auch Wert auf eine hervorragende Ausbildung. Zu seinen erfolgreichen „Schülern“ zählen der Rektor der Medizinischen Universität Wien, der Leiter der Ethikkommission Wien, der jetzige Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, diverse Inhaber wesentlicher wissenschaftlicher Positionen und einige wissenschaftliche Experten der Europäischen Arzneimittelagentur.

Von 1995 bis 2007 war Eichler zusätzlich Vorsitzender der Heilmittel-Evaluierungs-Kommission (HEK) des Dachverbands der Sozialversicherungsträger. Eine seiner Errungenschaften war die Umstellung der Grundlagen für die Entscheidungsfindung, welche Medikamente von den Krankenkassen bezahlt werden. Die Evaluation wurde nicht mehr aufgrund von Empfehlungsschreiben einiger Experten durchgeführt, sondern aufgrund von Daten gut geplanter und erfolgreich durchgeführter klinischen Studien („evidenzbasierte Medizin“).

„Schlechte Wissenschaft ist unethisch“
1996 übernahm Eichler außerdem die Leitung der Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Sein Grundsatz war „schlechte Wissenschaft ist unethisch“ und in dieser Funktion setzte er sich sehr dafür ein, die wissenschaftliche Qualität der Forschungsprojekte zu verbessern. Um diese Grundsätze auch österreichweit einzuführen, gründete er 1997 das Forum Österreichischer Ethikkommissionen und es gelang ihm, die Arbeitsweisen der Österreichischen Ethikkommissionen zu harmonisieren und einen möglichst einheitlichen wissenschaftlichen Standard für Klinische Forschung in Österreich zu definieren.

Eichler ist Mitbegründer der Vienna School of Clinical Research (VSCR) im Jahr 2000 und war bis 2006 deren Präsident. Die VCSR ist eine Non-Profit-Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ÄrztInnen und verwandte Gesundheitsberufe in Zentral- und Ost-Europa und in Entwicklungsländern in klinischer Forschung weiterzubilden. Die VSCR hat als unabhängige postgraduale Fortbildungsstätte bereits mehr als 7.000 ÄrztInnen und NaturwissenschafterInnen aus mehr als 90 Ländern unterrichtet.

Von 2003 bis 2007 war Eichler Vizerektor für Forschung und Internationale Beziehungen an der Medizinischen Universität Wien. Auch in dieser Position war es sein Hauptziel, die Qualität der Forschung der Medizinischen Universität zu steigern. Es ging ihm weniger um die Anzahl der Publikationen, sondern um den Impact, den die wissenschaftlichen Publikationen der Medizinischen Universität Wien weltweit auf den medizinischen Fortschritt haben.
Ein weiteres Ziel war, die „Wiener Medizinische Schule“ in Ost-Asien und Nordafrika zu implementieren, er war dort maßgeblich beim Aufbau von zwei großen Spitälern involviert.

Chief Medical Officer der European Medicines Agency (EMA)
2007 wurde Eichler als erste Österreicher zum Chief Medical Officer der European Medicines Agency (EMA) ernannt, er hielt diese Funktion bis 2021. Die EMA gewährleistet die wissenschaftliche Evaluierung, Überwachung und Sicherheitsüberprüfung von Arzneimitteln in der EU. Hier verfolgte er unter anderem zwei Ziele, „Data transparency“ und „improvement of regulatory science“.
Es gelang ihm im Oktober 2016 zu erreichen, dass die klinischen Daten, die die pharmazeutische Industrie zur Zulassung eines neuen Arzneimittels bei der EMA einreicht, nach erfolgter Zulassung öffentlich zugänglich sind und so größtmögliche Daten-Transparenz gegeben ist. Aufgrund der sich rasch entwickelnden präklinischen Medikamentenforschung wurde es erforderlich, die klinischen Studien, die zur Zulassung eines Arzneimittels erforderlich sind, neu zu gestalten und zu adaptieren und Prozesse und Methoden zu entwickeln, um, darauf aufbauend, regulatorische Anforderungen zu formulieren, die die Sicherheit und Wirksamkeit von Medizinprodukten gewährleisten und gleichzeitig möglichst schnell Patienten damit zu versorgen. Zu diesen Themen verfasste er Publikationen in den wichtigsten internationalen Fachzeitschriften, die die Medikamenten-Zulassung revolutionierten. Letztendlich ist es aufgrund der von ihm initiierten und mitentwickelten Prozesse gelungen, die COVID-Impfstoffe in Europa so schnell zuzulassen und gleichzeitig höchstmögliche Qualität zu gewährleisten.

Während der ganzen Zeit bei der EMA blieb er der Medizinischen Universität Wien eng verbunden, was sich auch in zahlreichen gemeinsamen Publikationen niederschlägt. Es ist Hans-Georg Eichler gelungen die Qualität der klinischen Forschung zur Medikamentenentwicklung und -zulassung weltweit entscheidend zu verbessern unter seinem Motto, „das richtige Medikament zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Patienten“.

Link: Pharmaforum - 20 people who shaped healthcare in 2015