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Protein CRYM dämpft übertriebene Schilddrüsenhormon-Aktivität

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(Wien, 16-11-2022) Eine gestörte Schilddrüsenfunktion hat einen erheblichen Einfluss auf den Gesundheitszustand des Menschen und kann Übergewicht, Diabetes und sogar Krebs begünstigen. Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat in einer aktuellen Übersichtstudie untersucht, welche Rolle dabei ein bestimmtes Protein, das Schilddrüsenhormon-bindende Protein μ-crystallin (CRYM), spielt. Dieses wirkt als wichtiger Dämpfer bei einer erhöhten Schilddrüsenhormon-Aktivität und den damit verbundenen Krankheiten. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „Trends in Endocrinology and Metabolism“ veröffentlicht.

In der aktuell publizierten Übersichtsstudie von Forscher:innen um Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien werden die molekularen Eigenschaften des Proteins CRYM, seine Wirkungsweise in verschiedenen Geweben und seine Rolle bei Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes und insbesondere Krebs beschrieben. Schilddrüsenhormone sind essentielle Regulatoren von Entwicklung, Energiehomöostase und Stoffwechsel und üben eine Vielzahl von Effekten in den Organen aus. Trijodthyronin (T3) ist ein Hormon, das direkt in der Schilddrüse produziert wird und bestimmte Stoffwechselvorgänge stimuliert. Zu hohe Werte von T3 und somit eine Überfunktion der Schilddrüse können Übergewicht begünstigen, Typ-2-Diabetes verstärken und sogar die Prognose von Prostatakrebs verschlechtern. Weil sie die Aktivität von wachstumsfördernden Signalwegen in den Krebszellen verstärken, werden erhöhte Mengen von Schilddrüsenhormonen auch mit dem Fortschreiten von Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht.

CRYM fehlt bei aggressiven Tumoren
Die Aktivität von T3 in den Zellen wird durch verschiedenste Proteine reguliert, etwa auch von CRYM, einem intrazellulären T3-bindenden Protein. Je mehr CRYM vorhanden ist, desto stärker ist T3 gebunden und dadurch inaktiv. Eine Modulation von CRYM steuert daher direkt die Aktivität von T3. Bei aggressiven Prostatatumoren wurde etwa eine erniedrigte Expression von CRYM festgestellt, gibt Studienleiter Lukas Kenner ein Beispiel für die Tragweite der Erkenntnisse: „CRYM ist eine ganz wichtige Bremse im Schilddrüsenhormon-Haushalt und damit im Wachstum der Prostatkarzinom-Zellen. Man kann also sagen: Wenn CRYM fehlt, werden diese Tumoren erst richtig aggressiv.“ Das Zusammenspiel der Schilddrüsenhormone mit ihren intrazellulären Rezeptoren – insbesondere CRYM – ist daher ein wichtiger prognostischer Faktor und eventuell sogar ein therapeutisches Ziel bei metabolischen Erkrankungen und Krebs darstellen.

Publikation: Trends in Endocrinology and Metabolism
Role of T3-binding protein μ-crystallin (CRYM) in health and disease
Osman Aksoy, Brigitte Hantusch, Lukas Kenner
https://doi.org/10.1016/j.tem.2022.09.003