Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat die immunsuppressive Wirkung von Antithymozytenglobulin (ATG) neu aufgerollt und einen bis dato unbekannten Wirkmechanismus identifiziert. Durch die neuen Erkenntnisse zu ATG, welches zur Induktionstherapie vor Organtransplantationen und zur Behandlung von Abstoßungsreaktionen eingesetzt wird, steht ein neuer Ansatzpunkt zur weiteren Verbesserungen der Transplantationsmedizin zur Verfügung. Die Ergebnisse der Studie wurden aktuell in Cells veröffentlicht.
ATG ist ein wichtiger therapeutischer Bestandteil der Transplantationsmedizin. Die Wirkung von ATG wird durch ein komplexes Zusammenspiel mehrere Mechanismen vermittelt, welche unter anderem die direkte Hemmung und Depletion von T-Zellen, die Induktion regulatorischer T-Zellen und die Modulation von dendritischen Zellen umfassen. Welche Rolle ATG in der Freisetzung von parakrinen Faktoren von Blutzellen spielt, hat nun ein Forschungsteam um Erstautor Dragan Copic (Universitätsklinik für Innere Medizin III) und die Studienleiter Hendrik Jan Ankersmit (Universitätsklinik für Thoraxchirugie) sowie Michael Mildner (Universitätsklinik für Dermatologie) der MedUni Wien genauer untersucht.
Erweitertes Verständnis von ATG
Die immunsuppressive Wirkung von ATG wird im Allgemeinen auf seine T-Zell-depletierenden Eigenschaften zurückgeführt. Hinweise von verschiedenen Forschungsgruppen deuten jedoch auf zusätzliche Wirkungsweisen hin, die entweder direkt auf bestimmte Untergruppen von T-Lymphozyten oder indirekt über die Freisetzung parakriner Faktoren vermittelt werden. In der aktuellen Studie konnte das Team der MedUni Wien zeigen, dass ATG eine signifikante Veränderung der Gensignatur von Monozyten bewirkt, die speziell durch von T-Zellen freigesetztes Interferon-gamma mediiert wird. Dies führte zu einer Zunahme der Oberflächenexpression von PD-L1 in Monozyten, wodurch die Proliferationsfähigkeit und die Freisetzung von Granzym B von aktivierten CD8+ T-Zellen funktionell beeinträchtigt wurden. „Dass die PD-L1 Expression auf Monozyten noch viele Tage nach der ATG Behandlung nachzuweisen war deutet zusätzlich noch auf einen potentiell nachhaltigen immunsuppressiven Wirkmechanismus von ATG hin“, erklärt Dragan Copic. Die Erstbeschreibung der ATG-mediierten PD-L1 Expression auf Monozyten erweitert das bisherige Verständnis von ATG und seiner Wirkungsweise und bietet einen neuen Ansatzpunkt zur weiteren Untersuchung in patient:innenenrelevanten Situationen.
Publikation: Cells
Antithymocyte Globulin Inhibits CD8+ T Cell Effector Functions via the Paracrine Induction of PDL-1 on Monocytes
Dragan Copic, Martin Direder, Katharina Klas, Daniel Bormann, Maria Laggner, Hendrik Jan Ankersmit und Michael Mildner
doi: 10.3390/cells12030382.
https://doi.org/10.3390/cells12030382