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Remissionskriterien bei rheumatoider Arthritis überarbeitet

Die neuen Kriterien identifizieren einheitlicher die gleichen Patient:innen, bei denen ein Zurückgehen der Krankheit festgestellt werden kann
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(Wien, 18-01-2023) Eine Forschungsgruppe rund um Paul Studenic von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien hat die Remissionskriterien bei rheumatoider Arthritis neu validiert und die Definition nach Boolean adaptiert. Die Studie der Forscher:innen wurde in dem renommierten Fachjournal „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht.

Vor mehr als zehn Jahren hat ein Konsortium mit Vertreter:innen aus dem „American College of Rheumatology“ und der „European Alliance of Associations for Rheumatology“ vorübergehende Remissionskriterien aufgestellt. Wichtig ist, dass die Remission – also das Zurückgehen der Krankheit – als ein Zustand mit weitgehender Entzündungsfreiheit definiert ist. Dieser soll mit guter gesundheitsbezogener Lebensqualität ohne Zunahme einer strukturellen bzw. radiografischen Progression einhergehen. Das Behandlungsziel muss mit den Betroffenen abgesprochen werden, die Therapie sollte aber darauf ausgelegt sein, Patient:innen in Remission zu führen. Das Risiko für eine zukünftige Verschlechterung soll damit geringgehalten werden.

Im Laufe der vergangenen Jahre gab es viel Kritik an der vorläufigen Remissionsdefinition. Zum einen, weil sie zu schwach sein könnte und der zusätzliche Einsatz von bildgebenden Maßnahmen (z.B. Ultraschall-Remission) propagiert wurde, zum anderen, weil die Remission zu streng definiert ist und manche Patient:innen "unnötig" stark therapiert werden. Ein besonderer Kritikpunkt war die Komponente des „Patient Global Assessment“, die einzige patient:innengerichtete Zielgröße in den Kriterien. Dieser PtGA ist allerdings sehr sensitiv auf Veränderung. Potenzielle Alternativen haben sich bisher nicht als valide herausgestellt, weshalb der PtGA in den Kriterien verbleiben sollte.

Neue Definition nach Boolean
Unter Federführung von Wissenschafter:innen der MedUni Wien wurden Vorarbeiten geleistet, die zeigten, dass eine Adaptierung des Grenzwertes des „Patient Global Assessment“ (PtGA) von 1 auf 2 sowohl mit einer besseren Harmonisierung der Remissionsdefinitionen einhergeht, als auch weiterhin gute Langzeitoutcomes bringt. Der Auftrag der Autor:innengruppe rund um Erstautor Paul Studenic war es, unter der Nutzung bislang in diesem Zusammenhang nicht verwendeter Datensets die vorläufigen Remissionskriterien zu validieren und die Definition nach Boolean zu adaptieren. Die aktualisierten Kriterien wurden von den zwei großen Fachgesellschaften befürwortet.

Die Boolean Remission setzt voraus, dass die Anzahl geschwollener Gelenke, die Anzahl druckschmerzhafter Gelenke und das C-reaktive Protein maximal 1 und der PtGA nun maximal 2 betragen darf. Die Validierung der Index-basierten Remissionskriterien erfolgte mit einem Grenzwert für den „Simplified Disease Activity Score“ von 3,3 und 2,8 für den „Clinical Disease Acitivity Score“. Es zeigte sich, dass alle Definitionen nun besser im Austausch verwendet werden können und die gleichen Patient:innen mit jedweder Definition als in Remission klassifiziert werden können oder nicht. Alle gehen mit guten und stabilen Langzeitoutcomes für diese Patient:innen einher.
Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die sich hauptsächlich durch Schmerzen und Schwellungen der Gelenke auszeichnet. Sie führt zu einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität, Funktionalität und strukturellen Schäden, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Viele heute eingesetzte Therapien können diese Erkrankung ausreichend kontrollieren, sodass auch eine Remission festgestellt werden kann.

Publikation:
Annals of the Rheumatic Diseases
DOI: https://doi.org/10.1136/ard-2022-223413
Arthritis & Rheumatology
DOI: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/art.42347
American College of Rheumatology/EULAR remission criteria for rheumatoid arthritis: 2022 revision
Paul Studenic, Daniel Aletaha, Maarten de Wit, Tanja A Stamm, Farideh Alasti, Diane Lacaille, Josef S Smolen, David T Felson