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Klimaschutz: Nachhaltigkeit in der Anästhesie und Intensivmedizin

Erste Maßnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt
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(Wien, 20-03-2023) Klimaschutz und Nachhaltigkeit zählen zu den großen Zukunftsthemen. Auch im Gesundheitswesen rücken die Themen zunehmend in den Mittelpunkt. Insbesondere die Anästhesie und Intensivmedizin haben durch den Einsatz von Schadstoffen wie Narkosegasen einen Anteil an der Treibhausgasemission und Geräte wie Herz-Lungen-Maschinen haben einen hohen Energieverbrauch. An der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie von AKH Wien und MedUni Wien beschäftigt sich an der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin nun eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe damit, wie Maßnahmen zum Klimaschutz mit einer bestmöglichen Patient*innenversorgung in Einklang gebracht werden können. Erste Maßnahmen zur Emissionsreduktion und zum Abfallmanagement werden bereits umgesetzt.

Vor rund einem Jahr wurde an der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin eine Arbeitsgruppe zu Nachhaltigkeitsthemen gegründet, in der Ärzt*innen und Pflegefachkräfte deren Erfahrung und Expertise einbringen. Eine erste Analyse entlang der Parameter, mit welchen Maßnahmen die größte Emissionsreduktion erreicht werden könnte, ohne die Patient*innensicherheit und die aktuellsten medizinischen Erkenntnisse außer Acht zu lassen, zeigte, dass Inhalationsanästhetika (Narkosegase) den größten negativen Beitrag ausmachen und dass deren Einsatz neu zu definieren ist. „Als einer der effizientesten Hebel wurde die Vermeidung von Lachgas identifiziert, da dieses ein erhebliches treibhauswirksames Potential besitzt und dessen Einsatz, mit wenigen Ausnahmen, durch den Fortschritt in der Medizin nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Dieses Narkosegas wird nun im Bereich der Anästhesie und Intensivmedizin nicht mehr eingesetzt“, schildert Rafael Tschurtschenthaler von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin und Mitglied der Arbeitsgruppe. Mit dieser Maßnahme werden jährlich rund 1.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.

Um die direkten Treibhausgasemissionen jener Inhalationsanästhetika, die weniger gut durch andere Wirkstoffe ersetzbar sind, wie Sevofluran und Desfluran, und die vorwiegend zur Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie eingesetzt werden zu reduzieren, werden auf Initiative der Arbeitsgruppe neue Filtersysteme getestet. „Seit Oktober 2022 wird der Einsatz von Aktivkohlefilter in der Anästhesie und Intensivmedizin intensiv getestet. Diese Filter fangen die Narkosegase auf und werden vom Vertreiber wiederaufbereitet, sobald die Aktivkohle gesättigt ist. Die neuen Filter können doppelt zum Klimaschutz beitragen, da diese nicht nur die Emissionen reduzieren, sondern auch die sehr energieintensive Narkoseabsaugung überflüssig machen könnte“, so Harald Andel von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin und Mitglied der Arbeitsgruppe. In Zukunft könnten die Aktivkohlefilter vor allem im OP, aber auch auf Intensivstationen zum Einsatz kommen.

Auf Initiative der Arbeitsgruppe werden an der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin auch das Abfallmanagement und weitere Energiesparmaßnahmen forciert. Soweit im intensivmedizinischen Bereich möglich, wird verstärkt das so genannte Fünf-R-Prinzip „Reduce, Reuse, Recycle, Rethink and Research“ umgesetzt. Und bei Neuanschaffungen von Narkosegeräten, die in diesem Jahr geplant sind, wird auf Kennzahlen zur Nachhaltigkeit besonderes geachtet.

Die Arbeitsgruppe arbeitet eng mit der Plattform Nachhaltigkeit in Anästhesie und Intensivmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) sowie mit dem Umweltmanagement-Team im Universitätsklinikum AKH Wien zusammen, das sich den Themen Mobilität, Ernährung, Bewusstseinsbildung, bauliche Maßnahmen und Energie sowie mit Beschaffung, Abfall und Entsorgung im AKH Wien widmet.