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Medizinische Mission in Äthiopien: Plastisches Chirurgie-Team behandelt Kriegsverletzungen

Viktoria König von der MedUni Wien berichtet über freiwilligen Einsatz in Krankenhaus in Tigray
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(Wien, 08-11-2023) Eine beeindruckende medizinische Mission fand kürzlich in Äthiopien statt, bei der eine Gruppe von Chirurg:innen unter Mitwirkung von Viktoria König, Fachärztin für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der Universitätsklinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie der MedUni Wien, Menschen mit schweren Verletzungen behandelte, die sie während des langanhaltenden Bürgerkriegs in der nördlichen Region Tigray erlitten hatten.

Der Bürgerkrieg in Äthiopien, der viele Jahren wütete und mehr als 600.000 Menschen das Leben kostete, erlebte erst im vergangenen Herbst einen vorübergehenden Waffenstillstand. Infolge der anhaltenden Gewalt war es lange Zeit zu gefährlich, medizinische Hilfe vor Ort zu leisten. Doch dieses Jahr ergab sich die Möglichkeit, einen humanitären Einsatz in der Region durchzuführen. Das Team, bestehend aus zwei tschechischen plastischen Chirurgen, einer tschechischen OP-Pflegerin, einem tschechischen Orthopäden und Viktoria König von der MedUni Wien, konnte nach intensiver Vorbereitung im Oktober 2023 die Reise antreten.

Die Mission erstreckte sich über zwei Wochen, in denen Viktoria König und ihre Kolleg:innen neun Tage lang vor Ort im Universitätsklinikum in Mekele, Tigray, operierten. Bei ihrer Ankunft wurden sie mit einer großen Anzahl von Patientinnen und Patienten konfrontiert, von denen viele Schussverletzungen erlitten hatten. Diese Verletzungen führten zu erheblichen knöchernen Defekten sowie Narben- und Weichteildefiziten, die dringend rekonstruiert werden mussten.

Die Ärzt:innen und das Pflegepersonal vor Ort arbeiteten mit großem Engagement, um den vielen Patientinnen und Patienten zu helfen. „Gemeinsam führten wir komplexe Operationen durch, oft standen wir bis spät abends im OP-Saal“, berichtet Viktoria König. Insgesamt standen drei Operationstische mit Narkose zur Verfügung.

Die Bedingungen vor Ort waren weit von den Standards in gut ausgestatteten Kliniken entfernt. „Stromausfälle, unerwünschte Besucher wie Kakerlaken und Vögel im Operationssaal sowie improvisierte Lösungen waren an der Tagesordnung“, erzählt Viktoria König, „trotzdem konnten wir beweisen, dass mit gutem Willen, Flexibilität und einer starken ethischen Verpflichtung viel erreicht werden kann. Und auch das lokale Personal war sehr daran interessiert, zu lernen und sich neue Techniken anzueignen.“

Während der Mission wurden an 12 aufeinanderfolgenden Operationstagen 20 größere Operationen und 19 kleinere Eingriffe durchgeführt. Die größeren Operationen umfassten jeweils einen vaskularisierten Knochentransfer und freie Lappenplastiken. „Diese OPs zählen zu den anspruchsvollsten der plastischen Chirurgie“, sagt Viktoria König. Alle Patient:innen waren junge Menschen unter 30 Jahren, die unter den Folgen des Bürgerkriegs und alten Schussverletzungen litten.

„Die Sicherheit des Teams war dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen im Krankenhaus und in der Umgebung gewährleistet“, berichtet Viktoria König, “die Erinnerungen an den Krieg waren jedoch allgegenwärtig, wie zum Beispiel ausgebrannte Panzer am Straßenrand und schwer bewaffnete Leute zeigten.“
Diese beeindruckende humanitäre Mission wurde durch die Zusammenarbeit von Ärzt:innen aus verschiedenen Ländern ermöglicht. Viktoria König ist dankbar für die Unterstützung durch ihre Abteilung und die MedUni Wien bei der Durchführung dieser Herzensangelegenheit.