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Verändertes Denken und Fühlen: Psychoserisiko frühzeitig erkennen

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(Wien, 27-11-2023) Verzerrte Realität, veränderte Sinneswahrnehmungen und Denkabläufe sowie Konzentrationsstörungen über einen längeren Zeitraum können Anzeichen eines erhöhten Risikos für eine Psychose darstellen.  Tatsächlich entwickeln sogar 20 bis 30 Prozent der Personen mit Beschwerden dieser Art im Verlauf von drei Jahren eine Psychose. Durch frühes Erkennen und Behandeln der Symptome können eine Verschlechterung des Zustands und eine psychotische Entwicklung hintangehalten bzw. verzögert werden. Mit dem Projekt „VOICE“ schärft Barbara Hinterbuchinger von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie von MedUni Wien und AKH das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Früherkennung von Psychosen.

Im Rahmen des Projekts „VOICE – Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko eine Stimme geben“ arbeiteten Psychiater:innen der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko (UHR = Ultra-High Risk for Psychosis) zusammen, die an der Ambulanz zur Früherkennung von Psychosen von MedUni Wien und AKH Wien (Leitung: Nilufar Mossaheb) behandelt wurden oder werden. Partizipativ nennt sich diese Art der wissenschaftlichen Arbeit, in deren Rahmen nicht an, sondern gemeinsam mit Patient:innen geforscht wird, die als „Co-Forscher:innen mit gelebter Erfahrung“ ihre Expertise einbringen.

„Ich fühle mich wie in einem Traum“ – „Ich höre meine Gedanken in meinem Kopf, als würden sie von einer Stimme laut gesagt werden.“ – „Ich habe kein Zeitgefühl mehr. – „Manchmal sehe ich Schatten im Augenwinkel oder höre jemanden meinen Namen rufen, obwohl niemand da ist.“ – „Völlig alltägliche Situationen wirken plötzlich bedrohlich.“ Das sind einige Beispiele dafür, wie UHR-Betroffene die Veränderungen im Denken und Fühlen beschreiben. Zwar können solche Symptome auch Hinweise auf andere (behandlungsbedürftige) psychische Erkrankungen sein, doch treten sie in einer bestimmten Häufigkeit und Intensität auf, können sie auf ein erhöhtes Psychoserisiko hinweisen. Aktuellen Daten zufolge entwickeln etwa 20 bis 30 Prozent der Personen mit Beschwerden dieser Art im Verlauf von drei Jahren eine Psychose.

Frühzeitige und gezielte Abklärung wichtig
Um festzustellen, ob ein Risiko für eine Psychose oder ob eine andere psychiatrische Erkrankung besteht, sind frühzeitige Untersuchungen in spezialisierten Einrichtungen wichtig. Denn neben manifest psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie, die durch Halluzinationen und Wahnsymptomatik charakterisiert sind, gibt es auch Zustandsbilder mit abgeschwächter psychotischer Symptomatik, die zwar weniger häufig oder intensiv auftreten können, aber dennoch mit einem hohen Leidensdruck verbunden sind. „Durch frühes Erkennen und Behandeln der Symptome können eine Verschlechterung der Beschwerden und eine psychotische Entwicklung hintangehalten bzw. verzögert werden. Im Besonderen gilt es, die Lebensqualität zu verbessern und mögliche Einschränkungen der Betroffenen in Alltag, Ausbildung oder Beruf zu behandeln. Die Ambulanz zur Früherkennung von Psychosen von MedUni Wien und AKH Wien ist hierbei eine der wenigen spezialisierten Einrichtungen in Österreich, um gezielt ein erhöhtes Risiko für eine Psychose abzuklären“, so Barbara Hinterbuchinger.

Die Häufigkeit von Psychosen und anderen psychischen Erkrankungen ist in jüngster Zeit vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen angestiegen. Früherkennung und präventive Ansätze, deren Nutzen in Studien erwiesen ist, gewinnen auch in der Psychiatrie zunehmend an Bedeutung. Die Behandlung von Frühsymptomen zielt nicht nur auf eine Linderung von Beschwerden ab, sondern kann durch das regelmäßige Monitoring auch zu einer rascheren Diagnosestellung und somit zu einer besseren Prognose der Erkrankung führen.

Anlaufstellen für Betroffene:
Psychosoziale Dienste, Kriseninterventionszentren, Rat auf Draht (für Kinder und Jugendliche), niedergelassene Fachärzt:innen, psychiatrische Ambulanzen

Projektinfo:
„VOICE – Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko eine Stimme geben“
https://dasvoiceprojekt.at/
https://www.instagram.com/reel/CzRgyu9suTA/?igshid=bGFkbjY3b2VzN3R3