(Wien, 16-10-2023) Seit über 20 Jahren wird an der Medizinischen Universität Wien das Wahlfach „Lernen durch Lehren lebensrettender Sofortmaßnahmen“ angeboten, das in Zusammenarbeit mit dem Wiener Verein PULS durchgeführt wird. Studierende werden hier nicht nur zu Ersthelfer:innen im Falle eines Herzstillstandes ausgebildet, sondern unterrichten danach auch selbst die Wiener Bevölkerung in der Basisreanimation.
In Wien besteht für die Therapie des plötzlichen Herztodes ein ausgeklügeltes System, das aus der Zusammenarbeit von Laien-Ersthelfer:innen, professionellen First Respondern, der Wiener Berufsrettung, und den Wiener Spitälern besteht. Kommt es zu einem Herzstillstand, ist schnellstmögliche Hilfe lebensrettend, denn pro Minute ohne Herzdruckmassage sinkt die Überlebenschance um ca. 10 Prozent. Wenn zusätzlich ein kardiales Problem der Grund für die Situation ist, ist oft auch ein Schock mittels Defibrillator nötig.
„Ein „Defi“ wird in Wien mittlerweile auf verschiedenste Arten zum Notfallort gebracht um die Zeit zu überbrücken, bis die Rettung eintrifft. Ein öffentliches „Defi-Netzwerk“, zu dem beispielsweise auch umgebaute Telefonzellen gehören, ist hier ebenso Teil des Systems wie die Polizei, die Defis in ihren Streifenwägen mitführt. Ganz entscheidend ist es jedoch, dass vom Laien sofort mit der Herzdruckmassage begonnen wird, wenn eine Person keine Atmung mehr aufweist – und hier muss in der Bevölkerung Awareness geschaffen werden“ weiß Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien und 1. geschäftsführender Präsident des Vereins PULS.
Erfolgreiches Wahlfach an der MedUni Wien
Auch die Medizinische Universität Wien leistet einen Beitrag zu erwähnter Awareness-Bildung: Das vor über 20 Jahren durch den Pionier der österreichischen Reanimatologie, Fritz Sterz von der Universitätsklinik für Notfallmedizin, ins Leben gerufene Wahlfach „Lernen durch Lehren lebensrettender Sofortmaßnahmen“ schult Studierende aus allen Jahrgängen in der Basisreanimation und lässt sie dann unter der Anleitung von erfahrenden TrainerInnen des Vereins PULS ihr Wissen an die Bevölkerung weitergeben – eine Erfolgsgeschichte, meint Sebastian Schnaubelt von der Universitätsklinik für Notfallmedizin, der vor einigen Jahren die Leitung des Wahlfaches übernommen hat: „Die Lehrveranstaltung hat sich zu einem fixen Bestandteil des „Überlebensnetzes“ entwickelt. In Wien ist es mittlerweile ganz selbstverständlich, dass Studierende der Medizinischen Universität Wien bei öffentlichen Veranstaltungen wie beispielsweise dem Donauinselfest dabei sind, um Menschen die Wiederbelebung beizubringen. Aber auch Kurse in Schulen, bei der Wiener Polizei, Migrant:innen, oder Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung sind Bestandteil des Konzepts.“ Mit im Durchschnitt 100 Studierenden pro Studienjahr konnten somit bisher über 2000 „MultiplikatorInnen“ ausgebildet werden, und bei diversen Veranstaltungen mehreren zehntausenden Menschen die Bedeutung des schnellen Hingreifens statt des einfachen Wegsehens im Notfall verdeutlicht werden.
„Die Studierenden sind mit Feuereifer bei der Sache, und einige kommen auf den Geschmack und engagieren sich über das Wahlfach hinaus auch weiter als Freiwillige. Zusätzlich stellt die Medizinische Universität Wien mit mehreren Tutor:innen und einem Demonstrator sicher, dass die Qualität der Schulungen stets auf höchstem Niveau bleibt“, freut sich Schnaubelt. „Zudem sehen wir das Projekt auch als Leuchtturm in der österreichischen Landschaft der Wiederbelebung. Eine nationale Ausdehnung auch auf andere Universitäten wäre wünschenswert.“
Am 16. Oktober, der international jedes Jahr als „World Restart a Heart Day“ begangen wird, kann man das Engagement der Studierenden live erleben: Sie werden den ganzen Tag über im Wiener Donauzentrum Laien in der Wiederbelebung schulen und über den plötzlichen Herztod aufklären.