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Neue CT-Technologie mit ultra-niedriger Strahlendosis übertrifft Lungenröntgen

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(c) 2023 Elif Bayraktar/Shutterstock

(Wien, 30-10-2023) Trotz diagnostischer Überlegenheit hat sich die Computertomographie (CT) in der Notfallmedizin für die häufigsten Fragestellungen bisher nicht als eine primäre Methode zur Untersuchung des Thorax durchgesetzt. Lungenröntgen sind meist nach wie vor das Mittel der Wahl, insbesondere aufgrund der niedrigen Kosten und sehr geringen Röntgendosis. Im Rahmen einer aktuellen Studie an der Medizinischen Universität Wien (Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Kooperation mit der Universitätsklinik für Notfallmedizin) wurde eine neuartige CT-Technologie als echte Alternative bestätigt: Die Ultra-Low-Dose-CT (ULDCT) bietet viele der Vorteile (z. B überlagerungsfreie Darstellung) einer Standard-CT, kommt aber mit einer deutlich niedrigeren Strahlendosis von etwa zwei Standard-Lungenröntgen-Untersuchungen aus. Die Forschungsarbeit wurde aktuell im renommierten Fachjournal „eClinical Medicine“ der Reihe The Lancet Discovery Science publiziert.

Breite Verfügbarkeit, kurze Befundungszeit, niedrige Kosten und vor allem eine vergleichsweise geringe Strahlenbelastung machen das Lungenröntgen zur bevorzugten radiologischen Bildgebungsmodalität für ein breites Spektrum an Indikationen in der Notfallmedizin. In Hinblick auf Sensitivität und Spezifität wäre eine Standard-Thorax-CT der Röntgenaufnahme zwar deutlich überlegen, doch hat die deutlich höhere durchschnittliche Strahlendosis der Standard-CT bisher verhindert, dass sie als primäre Bildgebungsmethode des Thorax bei Patient:innengruppen mit niedriger Krankheitsprävalenz eingesetzt wird. Dank jüngster Fortschritte in der CT-Technologie konnte jedoch die Strahlenbelastung für native ULDCTs des Thorax erheblich gesenkt werden. Inzwischen entspricht die Strahlendosis einer ULDCT nur mehr jener von zwei Standard-Lungenröntgen-Untersuchungen (in zwei Ebenen), sodass dieser Nachteil nahezu beseitigt ist.

Diese Entwicklung ermöglichte nun, die ULDCT des Thorax als eine diagnostische Alternative zur konventionellen Röntgenaufnahme bei nichttraumatischen Patient:innen in der Notaufnahme zu betrachten. „Gleichzeitig stellte sich die Frage, ob native ULDCTs des Thorax mit derartig geringer Röntgendosis noch den angenommenen diagnostischen Vorteil einer CT im Vergleich zu einem Lungenröntgen bieten und ob die resultierenden Befunde letztlich von zusätzlicher klinischer Relevanz sind“, fasst Erstautor Christian Wassipaul (Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien) die Ausgangslage für die aktuell publizierte Studie zusammen, welche in Kooperation mit der Universitätsklinik für Notfallmedizin der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wurde.

Um diese Frage zu klären, entwickelte die Forschungsgruppe ein prospektives Studiendesign mit geringem Risiko einer statistischen Verzerrung, das in der klinischen Routine einer Notaufnahme und einer radiologischen Abteilung durchführbar war. So konnten präzise Informationen über die Erkennungsrate von Befunden und Diagnosen beider Modalitäten und vor allem über deren individuelle klinische Relevanz in Bezug auf den jeweiligen Krankenhausaufenthalt gewonnen werden. „In dieser prospektiven Crossover-Kohortenstudie mit niedriger Krankheitsprävalenz in der Notaufnahme haben wir festgestellt, dass der klinische Wert der ULDCT des Thorax dem Lungenröntgen bei einer Strahlendosis von nur zwei Standard-Lungenröntgen-Untersuchungen deutlich überlegen ist“, fasst Studienleiter Helmut Ringl (Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien; Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie der Klinik Donaustadt) die Ergebnisse zusammen. „Die verbesserte diagnostische Erkennungsrate der ULDCT Untersuchung unterstützt die klinisch tätigen Zuweiser:innen in der präzisen Diagnosefindung. Eine Implementierung dieser Untersuchungsmethode in den Routinebetrieb der Akutmedizin erscheint daher sinnvoll und wünschenswert“, ergänzt Karin Janata-Schwatczek (Universitätsklinik für Notfallmedizin der Medizinischen Universität Wien).

Die beobachteten Vorteile in Bezug auf die Erkennungsrate, einschließlich der Verdoppelung des Prozentsatzes der direkt entdeckten Hauptdiagnosen, würden dafür sprechen, dass die ULDCT in Zukunft auch als primäres bildgebendes Verfahren in der Notfallmedizin eingesetzt wird, wenn die entsprechenden Ressourcen vorhanden sind, so die Forscher:innen. Da diese Ressourcen an vielen Institutionen knapp sind, seien weitere Studien und nötig, um die ökonomische Rationale und das optimale Indikationsspektrum einer breiteren Substitution der CXR durch die ULDCT zu bestimmen.

Publikation: eClinical Medicine (The Lancet Discovery Science)
Ultra-low-dose CT vs. chest X-ray in non-traumatic emergency department patients – a prospective randomised crossover cohort trial
Christian Wassipaul, Karin Janata-Schwatczek, Hans Domanovits, Dietmar Tamandl, Helmut Prosch, Martina Scharitzer, Stephan Polanec, Ruediger E. Schernthaner, Thomas Mang, Ulrika Asenbaum, Paul Apfaltrer, Filippo Cacioppo, Nikola Schuetz, Michael Weber, Peter Homolka, Wolfgang Birkfellner, Christian Herold, Helmut Ringl
Doi: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2023.102267