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Teaching Center und Universitätsklinik für Notfallmedizin: Forschung zur Vermeidung eines "Immigration Bias" in der Schmerzbehandlung

Unterricht mit Schauspielpatient:innen hilft, Schmerzbehandlung vulnerabler Patient:innen-Gruppen zu verbessern
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Bild: MedUni Wien/Houdek
Szene aus dem Simulationspatient:innen-Programm im Rahmen des Medizinstudiums an der MedUni Wien

(Wien, 08-09-2023) Vulnerable Gruppen, wie beispielsweise Migrant:innen, sind im Gesundheitssystem mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Stereotype, wie beispielsweise die Unterstellung von übertriebener Schmerzäußerung, können einen erheblichen Einfluss auf die Versorgung dieser Patient:innen haben. Eine gemeinsame Studie des Teaching Centers der MedUni Wien und der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien konnte nun zeigen: Studierende der MedUni Wien, die in der Lehrveranstaltung Ärztliche Gesprächsführung mit migrantisch und nicht-migrantisch dargestellten Patient:innen konfrontiert wurden, behandelten beide Gruppen adäquat entsprechend der von den Patient:innen angegebenen Schmerzintensität. Die Ergebnisse der Studie wurden im internationalen Journal European Journal of Emergency Medicine publiziert.

Unterschiede fanden sich jedoch in den Details bei der initialen Auswahl der Schmerztherapie. Auch einen Gender-Effekt konnten die Forscher:innen zeigen: Während weibliche und männliche Patient:innen gleich behandelt wurden, klassifizierten weibliche Studierende die Schmerzen der Patient:innen höher und „verabreichten“ häufiger Schmerzmedikamente, und zwar unabhängig vom Geschlecht der Patient:innen. Studierende, die selbst aus Einwandererfamilien stammen, zeigten hierbei die gleichen Ergebnisse wie jene mit österreichischen Wurzeln.

Eingeschlossen wurden dabei mehr als 600 Studierende im 2. Studienjahr Humanmedizin, ein Drittel davon selbst Migrant:innen.

Am Teaching Center der Medizinischen Universität Wien trainieren angehende Medizinerinnen und Mediziner das Ärzt:innen-Patient:innen-Gespräch mit sogenannten Simulationspatient:innen. Dabei handelt es sich um professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler, die im Rahmen des verpflichtenden Studierenden-Kommunikationsunterrichts („Ärztliche Gesprächsführung“) Patient:innen mit deren Lebens- und Krankheitsgeschichte darstellen. Im Kleingruppen-Unterricht führen die Studierenden Gespräche zu vorgegebenen Themenschwerpunkten mit den Simulationspatient:innen und im Anschluss daran geben diese den Student:innen ein professionelles Feedback zur Weiterentwicklung der kommunikativen Kompetenzen.

Die Arbeit entstand als Kooperationsprojekt zwischen einem Team unter der Leitung von Dominik Roth von der Universitätsklinik für Notfallmedizin und dem Teaching Center. Hier war neben Anita Holzinger, Leiterin der Research Unit für Curriculumentwicklung, vor allem die vor kurzem viel zu früh verstorbene Andjela Bäwert federführend beteiligt.

Publikation: European Journal of Emergency Medicine
Immigration bias among medical students: a randomized controlled trial.
Grafeneder Jürgen, Baewert Andjela, Katz Henri, Holzinger Anita, Niederdoeckl Jan, Roth Dominik
European Journal of Emergency Medicine:10.1097/MEJ.0000000000001057, August 25, 2023. | DOI: 10.1097/MEJ.0000000000001057
https://journals.lww.com/euro-emergencymed/fulltext/9900/immigration_bias_among_medical_students__a.84.aspx