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Anna-Dorothea Gorki erhält Staatspreis zur Förderung von Ersatzmethoden zum Tierversuch

Absolventin der MedUni Wien für innovative Studien ausgezeichnet
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Bild: BMBWF/Sabine Klimpt
Anna-Dorothea Gorki mit Minister Martin Polaschek

(Wien, 11-04-2024) Anna-Dorothea Gorki, PhD-Absolventin der MedUni Wien und Mitarbeiterin des MedUni-Wien Start-ups G.ST Antivirals, wurde von Wissenschaftsminister Martin Polaschek mit dem Staatspreis zur Förderung von Ersatzmethoden zum Tierversuch ausgezeichnet.

Anna-Dorothea Gorki entwickelte ein neues Zellkulturmodell, um murine primäre Alveolarmakrophagen  – Makrophagen, die in der Lunge ansässig sind – über einen längeren Zeitraum in vitro zu kultivieren und zu vermehren. Die Studie entstand an der MedUni Wien in der Arbeitsgruppe von Sylvia Knapp und wurde im American Journal of Respiratory Cell and Molecular Biology publiziert.

Neuartiges Lungen-Zellkulturmodell verringert deutlich die benötigte Anzahl an Versuchstieren
Fresszellen, sogenannte Makrophagen, sind als Teil des Immunsystems von entscheidender Bedeutung für Organismen. Geeignete Modelle dieser Zellen für die Wissenschaft sind jedoch noch immer stark begrenzt und benötigen eine hohe Anzahl an Versuchstieren z.B. Mäusen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit stellte Anna-Dorothea Gorki ein neuartiges Zellkulturmodell vor, um Lungenfresszellen der Maus in der Zellkultur über mehrere Monate zu vermehren und untersuchen zu können. Dies war bis dahin nicht möglich und die Zellen konnten nur für maximal zwei bis vier Tage verwendet werden. Durch die Bereitstellung einer Kombination aus verschiedenen Faktoren, die die Lunge nachstellen, konnten die Forscherinnen in ihrem neuen Modell Lungenfresszellen über mehr als 6 Monate erhalten und expandieren. Die Zellen behalten dabei typische morphologische Merkmale bei und besitzen bekannte Oberflächenmarker während der gesamten Kultivierungsdauer. Sie reagieren auf Gefahrensignale wie z.B. Bakterien und weisen ein Genprofil auf, das den ursprünglichen Lungenfresszellen entspricht. Insgesamt bietet das Modell ein neuartiges, einfaches und vielseitiges Instrument zur Untersuchung von Lungenfresszellen in Homöostase und bei Krankheiten. Das Modell verringert deutlich die benötigte Anzahl an Versuchstieren, da die Zellkultur aus dem Material von einer einzigen Maus gestartet werden kann. Dass dieses Modell Zukunftspotenzial hat, zeigt sich in der starken positiven Rückmeldung und Übernahme des Modells von Laboren weltweit.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat einen Staatspreis gestiftet für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, deren Ergebnisse bzw. Zielsetzung, im Sinne des 3R-Prinzips nach Russel und Burch (1959), die Vermeidung (Replacement) oder Verminderung (Reduction) der Verwendung von Tieren in Tierversuchen oder die Verbesserung (Refinement) der Bedingungen für die Zucht, Unterbringung, Pflege und Verwendung von Tieren in Tierversuchen ist. Der Staatspreis wird jährlich vergeben.

Anna-Dorothea Gorki ist Expertin für Atemwegsinfektionen, ausgebildet am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM, Österreichische Akademie der Wissenschaften) und an der Medizinischen Universität Wien. Sie hat einen Doktortitel in Immunologie und ist Autorin zahlreicher Publikationen in internationalen Top-Journalen, darunter "Cell". Sie ist seit 2020 Chief Scientific Officer von G.ST Antivirals, einem Start-up der MedUni Wien. G.ST Antivirals beschäftigt sich mit der Entwicklung von Therapien gegen virale Atemwegsinfektionen.

Die ausgezeichnete Publikation: American Journal of Respiratory Cell and Molecular Biology
Murine Ex vivo cultured alveolar macrophages provide a novel tool to study tissue-resident macrophage behavior and function;
Gorki, A.-D., Symmank, D., Zahalka, S., Lakovits, K., Hladik, A., Langer, B., Maurer, B., Sexl, V., Kain, R., and Knapp, S.
American Journal of Respiratory Cell and Molecular Biology, 28. September 2021
DOI: 10.1165/rcmb.2021-0190OC