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Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis 2024 an herausragende Beiträge zur Vielfalt

MedUni Wien zeichnet Leistungen zu Diversität in den Kategorien Engagement und Diplomarbeiten aus
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Michaela Fritz, Ulrike Eigenbauer-Stein, Christoph Veigl, Pia Rottjakob, Sebastian Schnaubelt, Jessica Dyna Stöger, Henriette Löffler-Stastka, Witta Monika Strobl, Margarete Steiner, Dorota Sluková, Günther Hofbauer, Karin Windsperger-Taheri, Franz Kainberger, Anita Rieder

(Wien, 02-04-2024) Mit dem Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis ehrt die MedUni Wien jährlich Projekte, die sich mit Vielfalt und Diversity in der Medizin beschäftigen. Die diesjährigen Gewinner:innen wurden im Rahmen einer Preisverleihung geehrt.

Um die bewusste Auseinandersetzung mit Diversität an der Medizinischen Universität Wien gezielt zu fördern, vergibt die MedUni Wien jährlich den Veronika-Fialka-Moser-Diversitäts-Preis. Damit sollen Leistungen in diesem Bereich honoriert und Vielfalt sichtbar gemacht werden. Der Preis ist nach Veronika Fialka-Moser, Professorin für Physikalische Medizin, benannt, um ihre langjährigen Verdienste im Bereich Diversity Management an der MedUni Wien zu würdigen.

In diesem Jahr wurden mit dem Preis herausragende Beiträge in den Kategorien Diploma/Masterarbeiten und Engagement ausgezeichnet. Pro Kategorie wird ein Preisgeld verliehen. Mitarbeiter:innen, Absolvent:innen und Studierende der MedUni Wien konnten Beiträge einreichen.


Kategorie Diploma/Masterarbeiten

Erster Platz: Jessica Dyna Stöger
Betreuer: Hans Popper

Hemmnisse und Möglichkeiten der palliativmedizinischen Betreuung von marginalisierten Personen – Eine care-ethische Beleuchtung

Im Zuge ihrer Masterthesis war es Jessica Dyna Stöger ein Anliegen, herauszufinden, weshalb der Zugang zu adäquater palliativmedizinischer Versorgung für marginalisierte Personen erschwert ist. Es wurden qualitative Interviews mit Ärzt:innen, diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger:innen sowie Sozialarbeiter:innen durchgeführt, um die Hürden zur Aufnahme an ein tertiäres Zentrum (Palliativstation, Hospiz) zu beleuchten. Einerseits gibt es Expert:innen für Palliativmedizin, andererseits Expert:innen für die Betreuung von marginalisierten Personen. Durch die qualitative Studie wurden Kontakte hergestellt, die bereits jetzt im Zuge der Betreuung von marginalisierten Palliativpatient:innen wertvolle (Zeit)ressourcen berücksichtigen. Durch das Verfassen der Masterthesis wurden Kontakte zu Ärzt:innen, Pflegepersonen sowie Sozialarbeiterinnen geknüpft, die vorwiegend mit marginalisierten Personen zu tun haben. Es konnte ein Bewusstsein für die speziellen Bedürfnisse von Patient:innen in einem palliativen Setting geschaffen werden. Die Betroffenen sollen somit auch in Zukunft einen unkomplizierteren Zugang zu adäquater Palliative-Care bekommen. Der Effekt unserer Bemühungen wird in Zukunft mit einer weiteren qualitativen Studie erforscht. Nämlich, ob den speziellen Bedürfnissen unserer Patient:innen adäquat begegnet werden konnte UND ob das Palliativteam diesen Herausforderungen gewachsen ist, ohne Einbußen der Lebensqualität zu entwickeln, die sich negativ auf die Arzt-Patienten-Beziehung auswirken könnte.  

Zweiter Platz: Pia Rottjakob
Betreuerinnen: Agata Laszewska, Judit Simon

The Relationship between Reproductive Health Behavior, Reproductive Health Knowledge and Health Literacy among Women in Vienna

Für die Studie wurden Frauen (weiblichen Geschlechts) im Alter von 18 bis 49 Jahren aus allen Bezirken Wiens befragt. Die Studie untersuchte die Zusammenhänge zwischen allgemeiner Gesundheitskompetenz, reproduktivem Gesundheitswissen und reproduktiven Verhaltensweisen und schloss ebenfalls soziodemographische und ökonomische Determinanten mit ein. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen eine problematische allgemeine Gesundheitskompetenz aufwiesen und dass reproduktives Gesundheitswissen und -verhalten neben der allgemeinen Gesundheitskompetenz auch mit Faktoren wie Alter, Bildung und Familienstand (Partnerschaft und Kinder) verbunden war. Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen reproduktiver Gesundheit von Frauen und ihrer Gesundheitskompetenz. Es wurden Empfehlungen für Interventionen zur Verbesserung der reproduktiven Gesundheitskompetenz herausgearbeitet.

Dritter Platz: Dorota Sluková
Betreuerinnen: Carola Deischinger, Alexandra Kautzky-Willer

The effects of gender-affirming hormone therapy on the insulin system: an exploratory case-control study

Im Rahmen der Diplomarbeit wurden die Auswirkungen einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie (Gender-Affirming Hormone Therapy = GAHT) an das Insulinsystem und Lipidgehalt im Leber-, Pankreas- und Myokardgewebe untersucht. Es handelt sich um eine Case-Control-Studie, bei der 16 Transgender-Männer und 22 Transgender-Frauen mit cisgender weiblichen und männlichen Kontrollen verglichen wurden. Bei allen Proband:innen wurde ein oraler Glukosetoleranztest zur Erfassung des Glukosemetabolismus und eine Magnetresonanztomograpie zur Bestimmung des Lipidgehalts durchgeführt. Des Weiteren wurden auch mehrere Insulin-Indices berechnet, die als Surrogat-Marker für die Funktionalität des Insulinsystems aus mehreren Sichtweisen dienen. Darüber hinaus wurden auch mögliche Korrelationen der Hormonkonzentrationen und der Behandlungsdauer mit Markern der Insulinsystemfunktionalität untersucht. Die Diplomarbeit ist im Rahmen einer fortlaufenden Studie entstanden, die in weiterer Folge longitudinale Daten zu den Fragestellungen erfasst und als erste die Auswirkungen von GAHT und Lipidgehalt im Pankreas und Myokard untersucht.

 

Kategorie Engagement

Erster Platz: Witta Monika Strobl

Diversity-Arbeit für die Akzeptanz von transgender Personen im beruflichen Alltag der Meduni Wien 

Transgender Personen sind im Berufsleben und im medizinischen System häufig mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Seit ihrem eigenen Geschlechtswechsel 2009 hat Witta Monika Strobl im Rahmen der Gender- und Diversity Ringvorlesungen der Stabsstelle Gender und Diversity insgesamt 18 Vorlesungen über verschiedene Aspekte des Phänomens Transgender gehalten. Ihr Ziel war es, den Studierenden einen empathischen Umgang mit transgender Personen näherzubringen. Um den Hörer:innen zu ermöglichen, sich in eine transgender Person einzufühlen, hat sie dabei jeweils den eigenen Lebensweg als Beispiel herangezogen. Als Gründungsmitglied der Regenbogengruppe der Meduni und des AKH hat Witta Monika Strobl zur Etablierung einer Anlaufstelle für alle LGBTQIA* Personen an unserer Universität beigetragen. Durch ihre Sichtbarkeit im Lehr – und Forschungsbetrieb konnte sie viele Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und Kollaborationspartner:innen  mit dem Thema Transgender in Kontakt   bringen.   Witta Monika Strobl ist Mitglied der interdisziplinären Expert:innengruppe “trans*Inter* Geschlechtlichkeiten – Psychotherapie“ des Österr. Berufsverbandes der Psychotherapeuten  und hat an der Beratungsstelle Courage Wien eine Selbsthilfegruppe für erwachsene Transgender-Personen gegründet und betreut.

Zweiter Platz: Sebastian Schnaubelt, Christoph Veigl

Diversität von Reanimationspuppen bei der Schulung von Laien

Reanimationspuppen sollen die Bedingungen einer Wiederbelebung möglichst realistisch simulieren und bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, die lebensrettenden Maßnahmen in einer kontrollierten, geschützten Umgebung zu üben. Untersuchungen konnten zeigen, dass die Bereitschaft zu üben, das Engagement während der Schulung, aber auch der Wissenserwerb und das nachhaltige Verankern des Wissens im Langzeitgedächtnis besser sind, wenn sich die Trainees mit der Puppe identifizieren können. Weiters ist gut dokumentiert, dass Frauen und Personen mit dunkler Hautfarbe im Ernstfall signifikant weniger oft durch Laien reanimiert werden. Als Gründe werden einerseits Angst vor dem Entblößen des weiblichen Brustkorbes für die Reanimation, andererseits eine mangelnde Identifikation der Ersthelfer:innen mit der zu reanimierenden Person suszipiert. Weltweit wurden und werden bisher fast ausschließlich Puppen verwendet, die einem jungen, schlanken, durchtrainierten, weißen Mann ähneln – also in den wenigsten Fällen tatsächlich die Person, die „im echten Leben“ einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden wird.
Durch die Verwendung und Evaluierung von weiblichen Puppen sowie Puppen mit unterschiedlichen Hautfarben und Körperbau möchten die Projektpartner einen Teil zur Lösung dieser Probleme beitragen. In Kooperation mit dem Verein PULS (www.puls.at), der die Laien-Ausbildung und Awarenessbildung hinsichtlich Wiederbelebung in Wien als Ziel hat, wollen sie die Puppen bei Reanimationstrainings für Laien einsetzen. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit durch die Herstellerfirmen werden sie parallel auch verschiedene sehr kostengünstige „Do-it-yourself“-Varianten eines weiblichen Reanimationstorsos testen. Als grundsätzliches Ziel soll die Reanimationsbereitschaft von Laien auch für vom bisherigen „Standard“ des jungen weißen Mannes abweichenden Opfern eines Herz-Kreislauf-Stillstandes gesteigert und somit die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessert werden.


Dritter Platz: Karin Windsperger-Taheri, Daniela Dörfler

FGM/C-Register für Mädchen, Frauen und Schwangere

Die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) bzw. Beschneidung (Female Genital Cutting, FGC) von Frauen und Mädchen ist eine Form der geschlechtsbezogenen Gewalt und stellt eine Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention bzw. eine Form der Kindesmisshandlung dar.
Um den IST-Zustand der medizinischen und psychosozialen Versorgung von FGM/C-Opfern erheben bzw. um die Wirkung von Präventionsarbeit evaluieren zu können, möchte die Krisenambulanz der Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien (Daniela Dörfler & Karin Windsperger-Taheri) ein FGM/C-Register für Mädchen, Frauen und Schwangere etablieren. Das primäre Ziel des Registers ist die prospektive und strukturierte pseudonymisierte Datenerhebung von Mädchen, Frauen und Schwangeren mit FGM/C, die an einer FGM/C-Spezialambulanz in Wien (AKH Wien, Klinik Landstraße, Klinik Ottakring) vorstellig werden bzw. in Betreuung stehen. Nach erfolgreicher Etablierung des Registers in Wien soll die Datenerhebung auf gesamt Österreich ausgeweitet werden. Es sollen Daten anhand der folgenden Kategorien erhoben werden: v.a. demographische Faktoren, Anamnese, gynäkologische Untersuchung, chirurgische Therapie, psychosoziale Aspekte, Schwangerschaftsbetreuung, Geburt, neonatales Outcome, Wochenbettbetreuung.
Die umfassende Evaluierung des IST-Zustandes in der Betreuung von FGM/C-Opfern mit der Etablierung eines FGM/C-Registers soll die Basis darstellen, Ansatzpunkte bzw. Arbeitsschwerpunkte (z.B. die Erstellung von einheitlichen Leitlinien) zu identifizieren, die die medizinische bzw. psychosoziale Versorgung von Mädchen und Frauen aus Migrationsländern in Österreich sowie die Präventionsarbeit zukünftig weiter verbessern könnten.